Kleve Rauer entdeckt Klever Alleen

Kleve · Im nächsten Jahr werden 111 Bäume im Klever Stadtgebiet gefällt. Probleme bereitet nun ein amtliches Alleen-Kataster: Große Bereiche des Stadtgebiets stehen unter Schutz. Die Stadtverwaltung wusste davon nichts.

Eine von zahlreichen Alleen im Klever Stadtgebiet: die Königsallee. Für die Straße gilt: Alle Maßnahmen, die zu deren Zerstörung führen können, sind verboten.

Eine von zahlreichen Alleen im Klever Stadtgebiet: die Königsallee. Für die Straße gilt: Alle Maßnahmen, die zu deren Zerstörung führen können, sind verboten.

Foto: Gotffried Evers

Eine Landesbehörde hat der Klever Stadtverwaltung zu neuen Erkenntnissen über die städtischen Alleen verholfen. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) führt seit 2007 das so genannte Alleen-Kataster. Dort sind alle gesetzlich geschützten Alleen in Nordrhein-Westfalen verzeichnet. Bürger wie Kommunen können seit nunmehr vier Jahren beim LANUV Eingaben machen und Alleen melden. "Wir wussten bislang nichts davon, dass es eine Aufzeichnung des Alleenbestands in Kleve gibt", verkündete Kleves Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer nun im Bauausschuss. "Das kann eigentlich nicht sein. Wir haben die Stadt darüber in Kenntnis gesetzt", hielt auf Anfrage LANUV-Sprecher Eberhard Jacobs entgegen.

Im Kataster sind die Alleen in einer Region mit grünen Punkten gekennzeichnet – in Kleve sind das ziemlich viele.

Im Kataster sind die Alleen in einer Region mit grünen Punkten gekennzeichnet – in Kleve sind das ziemlich viele.

Foto: Geobasis.NRW/LANUV

Für Kleve hat die Erfassung der Alleen erhebliche Folgen, die Dirk Posdena, Leiter des Planungsamtes, erläutert: "Alleen dürfen nur dann entfernt werden, wenn dies aus Verkehrssicherheitsgründen erforderlich ist."

Dies ist nur mit der Zustimmung der Unteren Landschaftsbehörde möglich. Laut aktueller LANUV-Karte gibt es in der Schwanenstadt jede Menge Alleen, die unter Schutz stehen. Dort sind die Straßen mit entsprechendem Baumbestand mit grünen Punkten gekennzeichnet. Das Klever Stadtgebiet ist geradezu übersät mit grünen Punkten. Rauer war im Bauausschuss sichtlich überrascht, dass es so viele sind.

Dies dürfte das kürzlich beschlossene, führ zehn Jahre geltende Baumbewirtschaftungskonzept mit dem finanziellen Volumen von 1,3 Millionen Euro einschränken. Denn im Landschaftsschutzgesetz heißt es: "Die Beseitigung von Alleen sowie alle Maßnahmen, die zu deren Zerstörung, Beschädigung oder nachteiligen Veränderung führen können, sind verboten."

Allein im kommenden Jahr sollen im Klever Stadtgebiet 111 Bäume gefällt und 105 gepflanzt werden. Die Maßnahmen im einzelnen: An der Kalkarer Straße werden vier Eichen entfernt und drei Eichen gepflanzt. An der Straße Zur Alten Kirche in Kellen entfernen die Städtischen Umweltbetriebe (USK) 16 Japanische Nelkenkirschen und pflanzen dafür 16 Hainbuchen. Die 38 Platanen am Friedrich-Ebert-Ring sollen verschwinden. Stattdessen sollen künftig 33 Erlen das Erscheinungsbild prägen.

An der Erikastraße in Materborn haben Anwohner über Schäden an den 18 Eichen geklagt. Die sollen nun entfernt und durch 18 Amberbäume ersetzt werden. Ein paar Straßen weiter, an der Annabergstraße, werden 20 Platanen gefällt und Erlen gepflanzt. Die 15 Birken und Sumpfeichen an der Bresserbergstraße müssen Ulmen weichen. Und an der Van-Goyen-Straße in Materborn fällen die Umweltbetriebe die 18 Amerikanischen Roteichen und setzen stattdessen Eisenholzbäume ein.

(RP/jul)
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