Kleve Rauchverbot spaltet Kleve

Kleve · Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hat angekündigt, in NRW strengere Nichtraucherschutzgesetze einzuführen. Nicht alle Klever begrüßen diese Idee, wie eine RP-Umfrage gestern in der Innenstadt ergab.

Selbstversuch: Rauchen in Düsseldorf
5 Bilder

Selbstversuch: Rauchen in Düsseldorf

5 Bilder

Gemütlich beim Kaffee sitzen und eine Zigarette rauchen. Damit könnte es in NRW demnächst auch in Einkaufszentren, vor Eisdielen und Bäckereien in Passagen vorbei sein. Aber die Gastronomen in Kleve und ihre Gäste sehen der jüngsten Ankündigung von NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens skeptisch entgegen. Das ergab eine Umfrage der Rheinischen Post.

Die Grünen-Politikerin hatte in der vergangenen Woche im RP-Interview angekündigt, das Rauchverbot in Nordrhein-Westfalen ausdehnen zu wollen. Die Ministerin plant auch, sogenannte "Raucherclubs" zu verbieten, vor allem wenn Kinder unter den Gästen seien. Sie wolle dies möglichst auf dem Verordnungsweg durchsetzen.

Gäste würden wegbleiben

Leandro Montalbetti, Geschäftsführer des Eiscafés Dolce Vita in der Shopping-Galerie Neue Mitte, ist gegen die Einführung eines noch schärferen Rauchverbots. Im Außenbereich seines Cafés, der in der größtenteils überdachten Passage liegt, darf bisher noch geraucht werden. Ihn würde das geplante Verbot hart treffen. Der 31-Jährige fürchtet wirtschaftliche Einbußen: "Im Innenbereich des Eiscafés darf sowieso nicht mehr geraucht werden. Wenn wir das jetzt auch noch draußen verbieten müssten, dann bleiben uns — vor allem im Winter — die Gäste weg." Regina Bergau, die mit ihrer zwölfjährigen Tochter gerade ein Eis genießt, würde es dagegen begrüßen: "Vor allem mit Kindern sind Nichtrauchergaststätten einfach angenehmer." Aber sie kann auch diejenigen verstehen, die dagegen sind. "Rauchen ist eben eine Sucht. Aber ich mag es trotzdem lieber, nicht nach Qualm zu riechen, wenn ich aus einem Café komme." Tochter Manuela sieht das genauso.

Die Familien Deijhuisen und Siemelink aus dem niederländischen Amersfoort trinken ein paar Meter weiter in der Passage ihre Cola im Coffee Louzada — und rauchen dabei genüsslich eine Zigarette. Denn auch hier darf vor der Tür noch geraucht werden. Sie können nachvollziehen, dass das Rauchen in Innenräumen von Cafés verboten wurde. Aber sind der Meinung, dass es im Außenbereich auch weiterhin möglich sein sollte. "Es ist einfach gesellig und gemütlicher." Den einzigen Nichtraucher der Truppe stört es nicht.

Schon genug Verbote

Sowohl der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) als auch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) wiesen den Vorstoß Steffens' zurück. Thomas Gauger, der Landesbezirksvorsitzende der NGG, meint: "Ein bisschen mehr Toleranz und gegenseitige Rücksichtnahme sind besser als Verbote." Er findet, die derzeitige Regelung funktioniere ganz ordentlich.

Eine Truppe Raucher, die ihren Kaffee mit Zigarette vor der Bäckerei Siebrecht an der Großen Straße trinken, sind derselben Meinung. Sie halten ein noch schärferes Rauchverbot ebenfalls für unnötig: "Es reicht doch jetzt mit den Verboten."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort