Niederrhein Radeln auf der Boxteler Bahn

Niederrhein · Am Samstag wird in Goch-Hommersum die grenzüberschreitende Fahrradroute entlang der ehemaligen Boxteler Bahnstrecke eröffnet. Damit setzt eine internationale Euregio-Initiative das erste Signal.

Viel Prominenz wurde hier gesichtet, ganz oben Kaiser Wilhelm der II. auf dem Weg nach England zum Geburtstag seiner königlichen Schwägerin. Die Eisenbahnlinie Boxteler Bahn, auf niederländischer Seite "Duits Lijntje" genannt, war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg von überragender Bedeutung. Als Teil der seinerzeit schnellsten Ost-West-Verbindung zwischen London über Berlin bis nach St. Petersburg wurde sie von europäischen Königshäusern ebenso genutzt wie von der russischen Zarenfamilie. In der Region führte sie von Wesel über Alpen, Xanten, Sonsbeck, Uedem, Weeze und Goch bis nach Boxtel.

Längst nicht das Ende

Lange her, aber nicht vergessen. Dass dies so bleibt, haben sich die Initiatoren des Euregio-Projekts "Duits Lijntje / Boxteler Bahn" vorgenommen, das am kommenden Samstag, 28. Mai, mit der Eröffnung der grenzüberschreitenden Fahrradroute einen ersten Höhepunkt aber längst nicht das Ende erreicht. Die Veranstaltung beiderseits der Grenze (auf niederländischer Seite in Gennep, Gaststätte Old Inn, auf deutscher Seite in Goch-Hommersum, Dorfplatz vor der Gaststätte Evers) soll zugleich die internationale Zusammenarbeit symbolisieren.

Symbolischen Charakter hat auch der mit Sonnenenergie betriebene Bus, der an diesem Tag als Zugersatz dient. Er bringt die Gäste aus dem Nachbarland von Gennep ans Ziel der Wünsche nach Hommersum. Alternativ können sie die Strecke längs der Bahn auch mit dem Rad abstrampeln und so gleich deren Tauglichkeit testen. Neben den Bürgermeistern der Partnergemeinden werden die Landräte der Kreise Wesel und Kleve sowie Abgeordnete der Provinz Nord-Brabant dabei sein, wenn unmittelbar an der Grenze eine große Informationstafel enthüllt und die zum Projekt erstellte Fahrrad- und Erlebniskarte präsentiert wird.

Die Radroute "Auf den Spuren der Boxteler Bahn" wurde von den anliegenden deutsch-niederländischen Städten und Gemeinden entlang der ehemaligen Bahntrasse entwickelt, die zum Teil noch gut zu erkennen ist. Vorsitzender der Lenkungsgruppe "Duits Lijntje / Boxteler Bahn" ist Jos van de Boogaard, Beigeordneter der Gemeinde Mill / NL, der am Samstag in Gennep auch eine Einführung in das Projekt geben will.

Die touristische Wiederbelebung durch Wander- und Radrouten wird kombiniert mit Informationen über die Geschichte der Bahn. In deren Gepäck ist so manche Anekdote zu finden. Besonders preiswert kamen Fahrgäste beispielsweise 1923 während der Inflation voran, als sie für einen Gulden bis nach Berlin fahren konnten.

Für das Projekt wurden bislang 50 000 Euro veranschlagt. An der Finanzierung sind die betroffenen Gemeinden auf deutscher und niederländischer Seite, die Kreise Kleve und Wesel sowie – mit einer Förderung von 25 000 Euro – die Euregio Rhein-Waal. "Für die Zukunft suchen wir noch weitere interessierte Organisationen und Partner, die die Idee weitertragen können, vielleicht in Form einer Stiftung", erläuterte Sarah Schendeler von der Initiative.

(RP)
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