Kleve Prozess gegen Kalkars Serieneinbrecher

Kleve · Anfang 2012 erregte eine Einbruchsserie die Menschen in Kalkar - Donnerstag begann vor dem Landgericht Kleve der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter - verräterisches Spaghettiglas. Fünf Verhandlungstage sind angesetzt.

 Hinter den dicken Mauern der Schwanenburg in Kleve wird seit Donnerstag gegen die Serieneinbrecher von Kalkar verhandelt.

Hinter den dicken Mauern der Schwanenburg in Kleve wird seit Donnerstag gegen die Serieneinbrecher von Kalkar verhandelt.

Foto: Gottfried Evers

Für die Polizei in Kalkar gibt es eine Zeitrechnung davor und danach. Vor dem 26. Juli gab es in der Stadt im Jahr 2012 exakt 30 Einbrüche in Geschäftsräume, 29 sogenannte Tageswohnungseinbrüche sowie fünf Raubüberfälle. Nach diesem Tag sanken die Zahlen der Einbrüche auf zwölf und neun, Raubüberfälle gab es gar keine mehr.

Seit dem 26. Juli 2012 sitzt Savas G. (23) in Untersuchungshaft. "Es ist in Kalkar nach der Festnahme des G. sehr ruhig geworden", sagte ein Kriminalbeamter als Zeuge vor dem Landgericht Kleve aus. Die Aufgabe der Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Gerhard van Gemmeren ist es seit gestern, herauszufinden, ob G. tatsächlich hinter dieser Einbruchsserie steht.

G., der von den fünf Jahren seines Erwachsenenlebens inzwischen bereits viereinhalb hinter Gittern verbracht hat, sieht sich zu Unrecht auf der Anklagebank. "Er bestreitet die Taten", ließ er über seinen Anwalt Dr. Pichler erklären und nahm ansonsten nur noch zu seinem Lebenslauf Stellung, der mit dem Wort kaputt noch wohlwollend umschrieben ist.

Schulabgang nach der 9. Klasse der Sonderschule ohne Abschluss, zahlreiche Gesetzesverstöße, zuletzt 2011 sporadisch als Leiharbeiter tätig, danach angeblich vom Taschengeld seiner Eltern gelebt. "Ich bin rumgelaufen, das übliche halt", erklärte er auf die Frage des Vorsitzenden Richters, was er denn in dieser Zeit gemacht habe.

Staatsanwalt Schmäring dagegen war der Ansicht, deutlich präziser darlegen zu können, womit G. seine Zeit verbracht hat. Die Anklage, die er gegen die G. und zwei weitere Männer, deren mögliche Tatbeteiligung jedoch nur von untergeordneter Bedeutung ist, erhoben hat, umfasst 16 Delikte.

Es geht um versuchte und vollendete Einbrüche in einen Kiosk und eine Zahnarztpraxis in Kevelaer sowie in verschiedene Wohnungen in Kalkar, bei denen Fernsehgeräte, Schmuck und Bargeld in die Hände der Täter fielen. Angeklagt sind zudem zwei gescheiterte Versuche, mit Hilfe gestohlener EC-Karten Geld abzuheben.

Und es geht um Nötigung, denn als ein Kalkarer Bürger G. mit einer Anzeige drohte, habe er dessen Wagen gestoppt, wüste Drohungen ausgestoßen und sei sogar auf die Motorhaube des Autos gesprungen. Erfolg hatte er damit allerdings nicht - obwohl van Gemmeren gleich zu Beginn der Verhandlung ausführte, dass einige Zeugen Angst hätten. Ob die Strategie, alle Vorwürfe zu bestreiten, für den Angeklagten aufgeht, bleibt abzuwarten. Denn schon am ersten Verhandlungstag wurde er von einem der Mitangeklagten, der lediglich als Fahrer fungiert haben soll, verschiedener Delikte beschuldigt. Ein Polizist berichtete, wie er mit diesem Angeklagten verschiedene Tatorte abgefahren ist und dabei Dinge erfuhr, die Ermittler als "Täterwissen" einschätzen.

Celalettin I., der einzige der drei Angeklagten, der zur Sache aussagte, ist nach Ansicht der Polizei überzeugend - und er ist auch selbst vom Sinn seiner Mission überzeugt: "Wenn ich gegen G. aussage, werde ich Kalkar einen Gefallen tun." Von seinem Vorhaben ließ er sich auch nicht durch rabiate Drohungen gegen seine Familie abbringen.

Im Rahmen der Ermittlungen war I. der Polizei als Erster ins Netz gegangen. Da er offenbar zuvor in einem anderen Verfahren von G. falsch belastet worden war, entschloss er sich zurückzuschlagen und auszupacken. "Uns ist klar, dass es ein Rachemotiv gibt", sagte der Polizist, der ihn vernommen hat. Dennoch halten die Ermittler ihn für glaubwürdig, da er sich auch selbst belastet habe.

Gegen G. sprechen auch die Ergebnisse einer Hausdurchsuchung. Demnach fanden die Ermittler im Zimmer des Angeklagten in der Wohnung der Familie in Altkalkar ein Spaghettiglas mit Kleingeld sowie ein Nachtsichtgerät - beides Beutestücke der fraglichen Einbrüche. G. sagte der Polizei, dass er das Nachtsichtgerät auf einem Spielplatz gefunden haben will.

Für den Prozess hat das Landgericht fünf Verhandlungstage angesetzt, der nächste Fortsetzungstermin ist am Donnerstag, 24. Januar, um 9 Uhr.

(RP/ac/top)
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