Protest in den Niederlanden Polizei schießt auf Landwirte - Kripo untersucht Vorfall

Niederlande · In den Niederlanden gehen die Bauern aus Angst um ihre Zukunft auf die Straße. Bei einer Demonstration fielen Schüsse. Polizei und Landwirte widersprechen sich bei der Frage, wie es dazu kommen konnte.

 Demonstranten und Polizisten geraten in Den Haag aneinander.

Demonstranten und Polizisten geraten in Den Haag aneinander.

Foto: dpa/Lex Van Lieshout Fotografie

Rund um den Protest der Landwirte in den Niederlanden spitzt sich die Lage zu: Die niederländische Polizei hat bei einer Demonstration von Bauern Schüsse abgegeben. Dabei soll es sich nicht nur um Warnschüsse gehandelt haben, auch gezielt sei geschossen worden. Die Polizei sprach am Mittwoch von einer äußerst bedrohlichen Situation für die Beamten. Niemand sei verletzt worden. Drei Personen seien festgenommen worden. Die Landwirte bestritten die Darstellung der Polizei. Die Polizei sei nicht bedroht worden. Die Kriminalpolizei untersucht den Vorfall.

Der Vorfall ereignete sich am späten Dienstagabend auf der Autobahnauffahrt bei Heerenveen im Norden des Landes. Bauern blockierten die Straße mit Treckern. Als sie auf die Polizisten und deren Autos zusteuerten, hätten die Beamten zur Schusswaffe gegriffen und mindestens einen Traktor getroffen, teilte die Polizei mit.

Seit mehr als zwei Wochen protestieren Bauern gegen geplante Umweltauflagen. Landwirte blockieren bereits seit Tagen Großlager von Supermärkten und Straßen mit Treckern. Die Niederlande haben etwa 53.000 landwirtschaftliche Betriebe und sind weltweit einer der größten Exporteure von Agrar-Produkten. Im vergangenen Jahr betrug das Ausfuhrvolumen rund 105 Milliarden Euro.

Die Emissionen von schädlichen Stickstoff-Verbindungen sind in dem Land seit Jahrzehnten zu hoch. Nun bestimmte die Regierung, dass sie national bis 2030 um rund 50 Prozent reduziert werden müssen, in Naturgebieten sind es sogar mehr als 70 Prozent. Das wird nach Einschätzung der Regierung zum Aus für etwa 30 Prozent der Vieh-Betriebe führen. Denn vor allem die Viehzucht ist nach der Berechnung der Behörden für das Stickstoffproblem verantwortlich. Das höchste Gericht des Landes bestimmte 2019, dass die Stickstoff-Normen nicht länger überschritten werden dürfen.

Die Bauern haben dazu aufgerufen, „das gesamte Land lahm zu legen“. Landwirte blockierten auch mehrfach einige Autobahnen und Zubringer. Vereinzelt kam es zu langen Staus gerade an der deutschen Grenze, etwa bei Enschede, Venlo und Eindhoven. Doch die Probleme auf den Straßen hielten sich nach Angaben der Verkehrsbehörden in Grenzen.

Auch Urlauber spürten die Folgen des Protests. Vor einigen Tagen blockierten erstmals Fischer aus Solidarität mit den Bauern mit ihren Booten die Häfen. Mehrere Stunden lang konnten die Fähren nicht zu den Inseln fahren, so mussten auch Urlauber mit langen Wartezeiten rechnen. Solidarität gibt es auch von deutscher Seite: So haben Landwirte im Grenzgebiet bereits zu Sympathiebekundungen aufgerufen, um ein Zeichen zu setzen.

(lukra/dpa)
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