Citymanagement CONTRA

Meinung · Staat und Kommunen lagern ihre Kompetenzen aus, um sich diese dann bei privaten Beratern einzukaufen. Das ist gut für das Geschäftsmodell von Unternehmensberatern, die seit Jahren Staat und Kommen als Kunden schätzen gelernt haben.

Pro und Contra zu "Eine City-Managerin für zwei Städte" in Kleve und Emmerich
Foto: Markus van Offern (mvo)

Ob das von Vorteil ist, darüber streiten die Geister. Interessant ist es, wenn sich eine Kommune – wie die Stadt Kleve – dann wieder die „Kompetenz“ von Beratern einkauft, die – wie im Falle von Ute Marks – zuvor bei der Stadt waren. Immerhin könnten solche Fälle den Vorteil haben, dass man meinen sollte, besagte Berater wissen, womit sie es zu tun haben.

Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist jüngst in Emmerich offenbar geworden: Dort sind dieselben Berater zuständig, die auch für Kleve zuständig sind. Berater, die ein und dieselbe Person beauftragt haben, sich um die Belange der beiden konkurrienden Städte zu kümmern. Das klingt paradox. Anders gesagt: Lena Börsting muss viele Lieder können, wenn man an den alten Landsknecht-Titel denkt: „Wes’ Brot ich ess, des Lied ich sing...“ Wie auch immer, „zwei Seelen wohnen ach in ihrer Brust“ trifft die Sache auch nicht so ganz, denn Lena Börsting betreut auch noch Düsseldorf-Garath. Damit sind’s dann drei. Ich denke, die Garather fänden es nicht toll, wenn die Beraterin nebenher auch noch die City mit der Kö unterstützen würde.

 Rheinische Post Lokalredaktion Kleve Porträt Matthias Grass

Rheinische Post Lokalredaktion Kleve Porträt Matthias Grass

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Und so kann man durchaus verstehen, dass die Emmericher nicht begeistert waren, als sie erfuhren, dass ihre Managerin auch die der Klever ist. Und die Klever müssten sich das auch fragen. Auch wenn es nicht um die Ansiedlung von Geschäften geht, sollte die Managerin die Geschäftsleute immerhin so beraten, dass ihre City attraktiver wird. Und das natürlich in Konkurrenz zu anderen Städten.

Kleve, Emmerich und Goch brauchen Faktoren, die sie von anderen Städten unterscheiden. Doch wie sollen sie sich unterscheiden, wenn die Beratung aus ein und demselben Haus von ein und derselben Person kommt? Es sei denn, man reduzierte die Aufgabe der City-Managerin allein darauf, dass sie berät, die Förderformulare richtig auszufüllen. Ob das aber eine Stadt wirklich weiterbringt...?

matthias.grass@rheinische-post.de

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