Geldern Privatmuseum erzählt Geschichte(n)

Geldern · Die Leidenschaft für die Heimat- und Familiengeschichte liegt ihm im Blut. "Schon meine Großmutter hat sich für alte Dinge interessiert", sagt Walter Mühlenhoff. Gut so, denn sonst wären viele Sachen, die im Privatmuseum auf dem Winkelshof zu sehen sind, vermutlich nicht mehr da.

 Walter und Anne Mühlenhoff im Privatmuseum auf dem Winkelshof. Sie halten einen ledernen Löscheimer und einen Wasserkessel in den Händen.

Walter und Anne Mühlenhoff im Privatmuseum auf dem Winkelshof. Sie halten einen ledernen Löscheimer und einen Wasserkessel in den Händen.

Foto: Reichwein

Als Walter Mühlenhoff 1946 auf dem Winkelshof geboren wurde, befand sich dieser seit zwölf Generationen im Familienbesitz. "Die älteste urkundliche Erwähnung stammt von 1449", sagt der Neukirchener, der bis zu seiner Pensionierung den Hof als Landwirt bewirtschaftet hat.

Das heutige Haupthaus stammt von 1881, der hintere Teil von 1761. Die Anlage entstand auf einer Donkenplatte, einer Erhebung im Sumpfgebiet, und war früher von einem Wassergraben umgeben. "Wenn bei Uerdingen der Rheindamm brach, stand hier alles unter Wasser. Dann packte die Familie ihre Sachen und zog ins Wasserhaus", berichtet Mühlenhoff. Damit das Vieh nicht nasse Füße bekam, wurde es auf eine Empore im Stall gebracht.

Heute sind die Ländereien verpachtet, auf dem Hof wohnt eine Tochter der Familie. Walter Mühlenhoff und seine Frau Anne haben ein modernes Haus in der Nachbarschaft bezogen. In der ehemaligen Brauerei des Hofs, wo früher tatsächlich eigenes Bier hergestellt worden sei, richtete er aber sein Museum ein.

"Da setze ich mich manchmal allein hin, und hab' meine Freude an den Dingen." Ein Stammbaum der Familie ist unter den vielen Exponaten. "Der letzte Träger des Namens Winkels ist 1821 gestorben", sagt Mühlenhoff.

Zum Hof gehörten eine Räucherei für die selbst gemachten Würste und ein Backhaus, in dem noch der alte Ofen steht. "Samstags wurden große Weißbrote gebacken, die reichten für die ganze Woche", erzählt Mühlenhoff. Der "Baumeister" hatte unter den Hofmitarbeitern das Sagen. "Bei den Mahlzeiten klopfte er auf den Tisch, erst dann durfte gegessen werden. Wenn er fertig war, klopfte er wieder. Dann war Schluss, egal ob die anderen satt waren oder nicht."

Der Winkelshof ist auch eine Fundgrube alter landwirtschaftlicher Gerätschaften. Überall stehen, liegen, hängen sie, vom Dreschflegel über Schranzenbinder (Schranzen sind Bündel aus Weidenästen) bis hin zur "Geburtshilfemaschine für Kühe". Und zu jedem Gerät scheint der Hausherr eine Geschichte parat zu haben. Ein lederner Löscheimer aus dem 18. Jahrhundert hat es ihm besonders angetan. "Jakob Winkels Anno 1791" steht darauf. "Jeder hatte früher so einen Eimer zu Haus. Wenn's irgendwo brannte, dann brachte jeder seinen Eimer zum Löschen mit." Jakob war ein beliebter Name in der Familie. Wie eine Urkunde dokumentiert, wurde ein Jakob Winkels 1703 durch Friedrich von Preußen "mit einem halben Hof neu belehnt". Und 1805 bekam ein Jakob Winkels von der französischen Besatzungsmacht die "Waffenerlaubnis zum eigenen Schutz und zur Jagd". Kopien der historischen Urkunden hängen neben einem Himmelbett, in dessen unglaublich neu und frisch wirkende Kissenbezüge die Jahreszahl 1781 eingestickt ist. Das Leinentuch für die Bettwäsche wurde damals in großen Mengen selbst gewebt. "Wir haben heute noch Meterware davon", erzählt Mühlenhoff. Für eine Kinderwiege hat er aus dem alten Tuch Bezüge nähen lassen. "Die Schneiderin war begeistert von der Qualität."

Winkelshof, Gartenstraße 55, Neukirchen-Vluyn. Besichtigung nach Vereinbarung: 02845 4219

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort