Nazi-Schmierereien in Kleve Polizei geht von Serientäter aus

Kleve · Ein Unbekannter beschmierte die Tafel des sogenannten Judenhauses am Spoyufer mit Edding. Die Vorgehensweise des Täters sei in drei Fällen sehr ähnlich gewesen. Die Politik verurteilt die Taten.

Erneut muss in Kleve der Staatsschutz ermitteln - und erneut weist die Vorgehensweise des Täters große Parallelen zu Fällen in der Vergangenheit auf. Wie berichtet, hat ein Unbekannter in der Nacht zu Dienstag mit weißem Edding die Tafel des sogenannten Judenhauses am Spoyufer beschmiert. Der Text, der unserer Redaktion bekannt ist, ging deutlich über das hinaus, was man als Jugendstreich abtun könnte.

Zu dieser Einschätzung war die Polizei bereits bei zwei weiteren Fällen im vergangenen Monat gekommen. Ende April war schon einmal dieselbe mit antisemitischen Parolen beschmiert worden. Anfang Mai dann die Gedenktafel am Aufgang zum Klever Synagogenplatz. Derzeit, so heißt es aus Ermittlungskreisen, gehe man davon aus, dass es sich um den selben Täter gehandelt habe.

Auch in der Politik sind die Fälle mittlerweile ein Thema: Der CDU-Landtagsabgeordnete Günther Bergmann zeigt sich angesichts der wiederholten antisemitischen Schmierereien entsetzt. Die Stadt habe durch ihre Beschilderungen und die Gedenkstätte am Standort der früheren Synagoge wichtige Zeichen der Erinnerungskultur gesetzt. Diese dürften nun nicht Ziel von antisemitischen Auswüchsen werden. Der Landtagsabgeordnete forderte zu mehr Wachsamkeit und Zivilcourage auf. Bergmann: "Wegschauen und Wegschweigen darf es hier nicht geben, da es sich nicht um Kavaliersdelikte handelt."

Auch Josef Gietemann, Vorsitzender der SPD in Kleve, äußerte sich gestern: "Schaut man auf die ausgesuchten Ziele und die Inhalte des Vandalismus, sind wir in Sorge. Es ist an der Zeit, dass die Gesellschaft als Ganzes diese Erscheinung aktiv angeht."

Bürgermeisterin Sonja Northing verurteilte die Schmierereien ebenfalls. Diese Art von Vandalismus sei "in hohem Maße abstoßend und zu missbilligen", sagte sie und stellte sich damit hinter die Stellungnahme der Klever Kirchen und des Vereins Haus Mifgash, die diese vor einigen Tagen veröffentlicht hatten. Northing bedankte sich für die schnelle Säuberung der Gedenkstätte und hofft nun auf einen schnellen Ermittlungserfolg der Polizei.

Ob diese ihre Kontrollen im Umfeld jüdischer Gedenkstätten verschärft, sei noch nicht entschieden, wie es gestern aus der Pressestelle hieß. Die Entscheidung über das weitere Vorgehen werde vom Staatsschutz in Krefeld gefällt. Hinweise zum Täter: Tel. 02151 6340

(lukra)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort