Kleve Pilzsammler sind in die Saison gestartet

Kleve · Seit Anfang des Monats ist die Suche nach Pilzen ergiebig. Doch es ist leichtsinnig, alles einzusammeln, was irgendwie den essbaren Waldfrüchten nahe kommt. Auch im Reichswald warten zahlreiche Gefahren auf Halbwissende.

 Tödlich: Verzehr des Grünen Knollenblätterpilzes.

Tödlich: Verzehr des Grünen Knollenblätterpilzes.

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Stefan Spinner (56) ist seit knapp 30 Jahren Revierförster im Reichswald. Der Forst ist sein Zuhause. Wie kein anderer kennt er sich hier aus. Auf nahezu allen Gebieten. Nur in einem Bereich lässt auch er sich beraten. Das Thema Pilze ist so umfangreich, dass selbst er auf Fachleute angewiesen ist. Was Spinner jedoch weiß, ist: "Manche Pilze isst man nur einmal." Der 56-Jährige warnt in der gestarteten Pilzsaison davor, ohne ausreichende Kenntnisse durch den Wald zu ziehen und Körbe mit vermeintlich Essbarem zu füllen.

"Es gibt zahlreiche artverwandte Pilze, die auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden sind", sagt Spinner. Bei ihm klingeln Sammler und fragen nach seinem Urteil: "Wenn ich in dem Körbchen nur einen Pilz entdecke, der wie ein gefährlicher aussieht, rate ich sofort, alle in den Müll zu werfen." Vor Jahren sei die Zahl der Suchenden, die in Rudeln den Reichswald durchkämmten, um ihre Erträge anschließend zu verkaufen, wesentlich höher gewesen. "Das gibt es heute kaum mehr", sagt der Förster.

 Pantherpilz: einer der sehr giftigen Pilze.

Pantherpilz: einer der sehr giftigen Pilze.

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Nach dem Waldgesetz darf in geringen Mengen zum eigenen Verzehr im Wald gesammelt werden. In Deutschland gibt es laut der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (Pilzkunde) etwa 8000 Großpilzarten, darunter sind 150 Speisepilze. Bis zu 200 Arten gelten als giftig, bis zu 15 sogar als tödlich giftig.

 Gefahr: Gifthäuptling ähnelt Stockschwämmchen (re.)

Gefahr: Gifthäuptling ähnelt Stockschwämmchen (re.)

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Der Reichswald zählt zwar nicht zu den Hauptpilzverbreitungsgebieten, doch gibt es auch hier mehr als 600 verschiedene Arten. Einer, der sich auf diesem Gebiet bestens auskennt, ist Willi Lenz (73). Er ist Mitglied bei den Pilz- und Naturfreunden Grenzland.

 Stockschwämmchen: ein Suppen- und Soßenpilz.

Stockschwämmchen: ein Suppen- und Soßenpilz.

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Jeden Samstag ist er unterwegs auf der Suche nach außergewöhnlichen Exemplaren. Auch er warnt davor, ohne ausreichendes Wissen loszuziehen. "Die größte Gefahr ist, wenn man mit einem Buch in der Hand durch den Wald läuft und denkt, das müsste er sein", sagt Lenz. Denn, so erklärt der Fachmann: "Viele Pilze haben giftige Doppelgänger." So ist etwa der junge Wiesenchampignon dem giftigen jungen Knollenblätterpilz täuschend ähnlich.

 Mild und nussartig: der Maronenröhrling.

Mild und nussartig: der Maronenröhrling.

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Auch den hierzulande verbreiteten gefährlichen Pantherpilz könne man problemlos mit dem Perlpilz verwechseln, der ein hervorragender Speisepilz sei, so der 73-Jährige. Erst in der vergangenen Woche hat Willi Lenz einen großen Bestand des Pantherpilzes in einem Waldstück entdeckt.

 Der Perlpilz ist ein guter Speisepilz.

Der Perlpilz ist ein guter Speisepilz.

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Zu den Sorten, die man in die Kategorie "unbedenkliche Speisepilze" einsortieren kann, zählen die Maronen, Pfifferlinge oder Hexen-Röhrling, der roh unverträglich ist, aber gekocht als bekömmlicher Speisepilz gilt. Zu den giftigen Pilzen gehört neben dem Pantherpilz auch der Grüne Knollenblätterpilz. "Davon reicht einer", sagt Willi Lenz. Der Verzehr nur geringer Mengen endet meistens tödlich. Grund: zügiges Organversagen.

 Der von Revierförster Stefan Spinner gezeigte Baumpilz ist der Zunderschwamm. Seine Merkmale: nicht giftig und ungenießbar.

Der von Revierförster Stefan Spinner gezeigte Baumpilz ist der Zunderschwamm. Seine Merkmale: nicht giftig und ungenießbar.

Foto: Gottfried Evers

Stefan Spinner weiß um die Vorzüge der Pilze aus seinem Arbeitsgebiet: "Die haben ein ganz anderes Aroma als etwa Zuchtpilze. So haben frische Pfifferlinge einen tollen, intensiven Geschmack." Doch verzichtet selbst Spinner im Zweifel darauf, einen Pilz zu pflücken.

(RP)
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