Trotz Vatikan-Absage Klever Pfarrei kündigt Segnung für Homosexuelle an

Kleve · Nach der vatikanischen Absage an Segnungsfeiern für Homosexuelle ist die Unruhe in den Kirchengemeinden groß. Die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt bietet Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare an. Eine Strafe vom Bistum droht ihnen wohl nicht.

 Mick Michels, Pera Hähn, Propst Johannes Mecking, Kevin Hellmuth, Ellen Rütter und Kaplan Christoph Hendrix (von rechts)

Mick Michels, Pera Hähn, Propst Johannes Mecking, Kevin Hellmuth, Ellen Rütter und Kaplan Christoph Hendrix (von rechts)

Foto: St. Mariä Himmelfahrt

Nach der Veröffentlichung eines vatikanischen Schreibens, das Segnungsfeiern für homosexuelle Paare eine Absage erteilte, gab es auch im Kleverland Proteste. Die römische Glaubenskongregation hatte klargestellt, dass die Kirche nicht befugt sei, homosexuelle Paare zu segnen. Unzulässig sei jede Segnungsform, die eine homosexuelle Partnerschaft anerkenne, wie es hieß. Eine Ansicht, die man in Kleve und Umgebung nicht teilt. Die leitenden Pfarrer des Dekanates Kleve widersprachen der Auffassung der sogenannten Römischen Erklärung bereits. Man teile zwar auch die katholische Lehre, dass nur die eheliche Lebensgemeinschaft eines Mannes und einer Frau als Ehe und Ehesakrament verstanden und unter besonderen Schutz gestellt werde. „Wir sind aber der Überzeugung, dass Segensfeiern für Paare, die für ihre homosexuelle Partnerschaft um Gottes Segen bitten, dem nicht widersprechen“.

Nun legt die Pfarrei St. Mariä Himmelfahrt nach: „Uns ist es wichtig klarzumachen, dass uns jede und jeder willkommen ist. Liebe zwischen Menschen kann für uns keine Sünde sein. Diese Beziehungen sind ein Segen für uns alle und sollen gesegnet werden“, sagt Kevin Hellmuth, Mitglied des Pfarreiteams und Theologe. „Wir, Ehrenamtliche wie Seelsorger, stehen geschlossen hinter dieser Position und wollen vor Ort diese Offenheit für alle Menschen leben, die dem vatikanischen Schreiben unserer Meinung nach fehlt. Wir freuen uns schon auf die Segnungsfeiern bei uns in und mit der Gemeinde, mit genau der Offenheit und Öffentlichkeit, die die Liebe der Paare verdient, ohne Heimlichkeit und ohne Versteckspiel“, sagt Petra Hähn Leiterin des Jugendzentrums „Kalle“ die Position der Pfarrei. Offenheit statt Ausgrenzung – zumindest in Kleve das klare Ziel der katholischen Gemeinden.

Das Schreiben aus dem Vatikan gehe an der Realität der Menschen vorbei und stoße wieder einmal vielen Menschen unnötig und vor allem verletzend vor den Kopf, sagt Kevin Hellmuth. „Es ist nicht begreifbar zu machen, dass wir eine Liebesbeziehung nicht segnen sollen, sehr wohl aber technische Anlagen und Fahrzeuge.“ Im Kleverland werden unter anderem Hunde und Wohnmobile gesegnet, Motorräder, Sportplätze und Pferde.

Felix Genn, Bischof von Münster, hat bereits erklärt, dass Seelsorger seines Bistums, die homosexuelle Paare segnen, nicht mit Sanktionen rechnen müssen. Genn machte klar, im Bistum Münster werde es „keine Konsequenzen oder Sanktionen gegen Priester geben, die sich so verhalten, wie sie es aufgrund ihres seelsorglichen Auftrags und ihres Gewissens im Dienst an den Menschen für richtig halten.“

Die leitenden Klever Pfarrer hatten nach der Veröffentlichung des römischen Schreibens klar Stellung bezogen, unter ihnen Propst Johannes Mecking, leitender Pfarrer der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt. „Ein bestimmendes Nein wird der Verantwortung gegenüber einer so komplexen Frage nicht gerecht. Das spüre ich auch an den zurecht enttäuschten und emotional sehr geladenen Reaktionen in der Gemeinde und im Freundes- und Bekanntenkreis“, sagt Mecking. „Im Übrigen: In der Vergangenheit haben wir hier in der Pfarrei, wo der Wunsch vorgetragen wurde, die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren in einer gottesdienstlichen Feier angeboten und wollen es auch in Zukunft so anbieten.“ Das klare Ja dieser Stellungnahme zu den Segnungsfeiern finde auch bei den Gemeindemitgliedern Zustimmung und werde vom Pfarrei-Team in dieser Klarheit mitgetragen.

In der Bibel heiße es: Vor Gott sind alle Menschen gleich. „Es stimmt mich traurig, dass dies in der katholische Kirche wohl für homosexuelle Menschen nicht gilt“, sagt Ellen Rütter, Verbundleiterin der katholischen Kindertagesstätten der Pfarrei. „Als ,Betroffene’ begrüße ich den Protest. Besonders als homosexuelle Arbeitnehmerin in der Kirche lebte man in ständiger Angst, wegen seiner sexuellen Orientierung Konsequenzen seitens des Arbeitgebers erfahren zu müssen“, sagt Rütter. „Nachdem ich mich meinem Arbeitgeber offiziell geoutet habe, wurde mir zugesagt, dass ich keinerlei Konsequenzen zu befürchten habe. Glücklicherweise habe ich selbst vor zwei Jahren die Segnung der Partnerschaft mit meiner Frau erleben dürfen. Diese Erfahrung war sehr befreiend“, erkärt Rütter.

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