Kleve Peters und die schöne Schweizerin
Kleve · Der aus Kalkar stammende Schriftsteller Christoph Peters war als Museumsschreiber für das Literaturbüro NRW im Klever Museum Kurhaus. Er wird am Donnerstag aus seinem neuen Buch über das Museum und seine Kunst lesen.
Sie ist blond, guckt ebenso aufmerksam wie ironisch. Die attraktive junge Frau kommt aus dem Nichts irgendwo zwischen den Arkaden im Amphitheater heraus, tritt neben unseren Berichterstatter und wird ihn begleiten. Sie ist Schweizerin, die Frau aus dem Nichts. Sie kommentiert die Gedanken des Berichterstatters, zuckt mit den Achseln, zieht die Augenbrauen hoch, wenn ihr ein Stück Text nicht passt. Holt ihn zurück auf den Boden der Tatsachen, wenn er von Krieg und Abenteuer redet, legt sie Ärger in ihre Stimme: "Ich weiß nicht, ob man so tun kann, als wären das ganz normale Lebensgeschichten in gewöhnlichen Zeiten - Kinder, die sich daneben benehmen, Bezeichnung wie ,Abenteurer' oder ,Krieger' ... Schließlich brennen Synagogen und auch von hier - aus Kleve - werden Juden in die Vernichtungslager deportiert". Er gibt ihr Recht. Zumal sie sich als Schweizerin keine Gedanken über ihre Großväter machen müsse. Meint er.
Christoph Peters ist der Berichterstatter, der Gedankenversunken durch das Klever Arkadien spaziert. Dem Kriegsgott Mars ebenso begegnet, wie der Göttin der Künste. Der ein Stück Klever Geschichte Revue passieren lässt, vom alten Hanomag-Trecker erzählt, auf dem er fuhr. Er redet über die Zusammenhänge zwischen Kunst und Leben, Biografie und Geschichte, Verfestigung und Auflösung, Zufall und Struktur, und wie unentwirrbar alles miteinander verwoben wird. Er redet mit der mysteriösen Schweizerin mit der störrischen blonden Locke hinterm Ohr.
Christoph Peters, der Autor von Stadt-Land-Fluss und Aspekte-Literaturpreisträger wird in Kleve lesen. Aus einem neuen Büchlein, das jetzt das Literaturbüro NRW herausgegeben hat. Es hat zuvor Peters als "Museumsschreiber" in seine Heimat geschickt, um dort, unweit seines Geburtsortes Kalkar, über das Museums Kurhaus und seine Kunst zu schreiben. Von Douvermann bis Beuys. Heraus kam ein feines, griffiges Büchlein, unbedingt lesenswert, mit ganz subjektiv ausgesuchter Kunst: Jenen Werken, über die Peters parlierend durchs Kurhaus und durch das Klever Arkadien zieht. Er wird daraus lesen. In Kleve, im Kurhaus, am Donnerstag um 19.30 Uhr. Dazu gibts ein Nachwort von Kleves Museumschef Harald Kunde und eines von Michael Serrer vom Literaturbüro über das Projekt Museumsschreiber.
Peters war dazu am Gründonnerstag im Klever Museum, erinnert sich Kunde, der mit dem Schriftsteller drei Stunden durch das Haus wandelte auf der Suche nach der Wurzel Jesse. "Die Erzählung von Christoph Peters verwandelt die Sichtbarkeit der Räume in eine nicht sichtbare, aber deutlich spürbare Empfindung von Existenz. Wer sie liest, versteht sich und die Welt intensiver", sagt Kunde.
Das Büchlein hat 48 Seiten, ist reich bebildert und für 9,90 Euro zu haben. ISBN 978-3-944011-26-4. Es hat eine Auflage von 150 Stück und Peters wird am Donnerstag sicherlich signieren, verspricht Kunde.
Und die schöne Schweizerin? "Gehen wir doch davon aus, dass es Silvia ist, die uns begleitete", sagt Kunde.