Kleve Perfekt: Schlichterspruch beendet Streik
Kleve · Kita-Erzieherinnen und die Geschäftsführung der Lebenshilfe nahmen die Schlichtungsempfehlung an: Zunächst soll es zweimal 4,6 Prozent mehr Gehalt geben. Bitter für Beschäftigte: Geschäftsführer Emmers kündigt Personalabbau an.
Es ist vollbracht: Die am Samstag auf der Wasserburg von Schlichter Dr. Johannes Vöcking ausgearbeitete Schlichtungsempfehlung wurde sowohl von Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern angenommen. Beide Seiten votierten einstimmig für das Ergebnis. Wochenlang hatten die Erzieherinnen der Lebenshilfe für die Angleichung ihres Gehalts an den TVöD gestreikt. Beide Seiten lobten Vöcking ausdrücklich für seine Arbeit.
Damit dürfte der Streik nach neun Wochen beendet sein. Christel Spitz-Güdden, Sprecherin der Erzieherinnen, sagte gestern: "Ich gehe davon aus, dass dieses Ergebnis angenommen wird und der Streik damit beendet ist." Lebenshilfe-Geschäftsführer Hermann Emmers erklärte: "Meine Erwartung ist, dass jetzt nicht mehr gestreikt wird." Das Ergebnis lautet:
1. ab 1. Juli 2014 gibt es 4,6 Prozent mehr Gehalt, ab 1. Juli 2015 steigt es nochmals um 4,6 Prozent.
2. ab 1. Juli 2016 steigt das Gehalt um ein Prozent, ab 1. Juli 2017 erneut um ein Prozent. Dies bezeichnet man als eine Strukturanpassung. Am 30. Juni 2018 würde die Vereinbarung enden. Diese Erhöhung basiert auf der eigens für die Kindertagesstätten bestehende Entgelttabelle.
Heute wird um 17 Uhr das Ergebnis — sowie eventuell weitere bei den Verhandlungen getroffene Vereinbarungen — in der Schneppenbaumer Kindertagesstätte "Lebensbaum" den Erzieherinnen vorgestellt. Dort kommt es auch zur Abstimmung, ob man der Empfehlung zustimmt. Betont wird, dass sich dieses ausgearbeitete Ergebnis lediglich auf die Erzieherinnen der Kitas beschränkt und nicht für alle Lebenshilfe-Beschäftigten gilt. Hermann Emmers kommentierte das Verhandlungsresultat mit den Worten: "Die Empfehlung des Schlichters ist, wenn auch schmerzlich, eine ordentliche. Sie wird mit Einschnitten — wie etwa Arbeitsplatzabbau — verbunden sein. Wir müssen uns auf ein Niveau bringen, das finanziell zu schultern ist." Etwa 60 Mitarbeiter sind derzeit in den Tagesstätten beschäftigt, die man laut Emmers nicht alle wird halten können. Auf eine Zahl, wie vielen Beschäftigten gekündigt wird, wollte Emmers sich nicht festlegen. Wo er sich jedoch festlegte, ist, dass ab dem 1. August wie angekündigt die Kita "Lebensburg" in Kranenburg geschlossen wird. Dass man dort noch einen längerfristigen Mietvertrag besitzt, bereitet Emmers keine schlaflosen Nächte. Schließlich ging die Lebenshilfe aus der Haus Freudenberg GmbH hervor, die Vermieterin der Einrichtung ist. Überlegungen, in Kranenburg eine neue Kita zu bauen, gibt's seitens der Lebenshilfe keine. Was die 14 Lebensburg-Kräfte betrifft, so sagte Emmers, dass dort eine Sozialauswahl getroffen werde. "Es sind nicht zwangsläufig die vom Arbeitsplatzverlust betroffen, die dort beschäftigt sind", sagt Emmers. Die anderen vier Einrichtungen in Schneppenbaum, Bedburg-Hau, Nütterden und Uedem werden bei Annahme der Empfehlung unter dem Dach der Lebenshilfe bleiben.
Am Donnerstag werden die Tarifverhandlungen fortgesetzt. Dort würde dann nicht nur das ausgehandelte Ergebnis hinsichtlich der Gehaltssteigerung eingearbeitet, sondern auch über weitere Bestandteile wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Zuschüsse zum Krankengeld oder Urlaubsregelung diskutiert. Montag soll es dann zur Urabstimmung über den neuen Tarifvertrag kommen.
Ver.di-Gewerkschaftssekretär Harald Hüskes kommentierte das Ergebnis und die seit Wochen quälende Ungewissheit so: "Wir haben einen Schlichter bereits in den ersten Streiktagen vorgeschlagen. Das hätten die auch alles schneller haben können."
