Kleve Palmen: Gesamtschule nach Frede benennen

Kleve · Nimmt der Klever Schulausschuss nicht genug Rücksicht auf die Opfer der Nazi-Diktatur in Kleve? Manfred Palmen (CDU), einer der streitbarsten Politiker der Kreisstadt, empfindet die Empfehlung des Ausschusses, die Gesamtschule in Rindern "Am Forstgarten" zu nennen, jedenfalls als schändlich.

"Das ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Opfer des Nationalsozialismus", sagt Palmen. Er fordert, dass die Gesamtschule Wilhelm Frede als Namenspatron wählt, wie es die ehemalige Hauptschule getan hatte, in deren Gebäude die Gesamtschule untergebracht wird.

Der Hintergrund: Wilhelm Frede hatte sich als Vizekonsul im Niederländischen Konsulat in Kleve gegen das NS-Regime gestellt. Er setzte sich für jüdische Klever Mitbürger ein, dadurch war er den braunen Machthabern ein Dorn im Auge. Im Februar 1942 wurde Wilhelm Frede in das KZ Sachsenhausen verschleppt, wo er nach Folterungen durch SS-Schergen am 13. März 1942 ermordet wurde. Der Bischof von Münster, Felix Genn, hat im März das Verfahren zur Seligsprechung Fredes eröffnet. In Kleve tragen eine Straße, die Sportanlage der DJK Kleve und eben auch die ehemalige Hauptschule in Rindern seinen Namen.

Im Schulausschuss einigten sich die Mitglieder nach längerer Diskussion einstimmig darauf, der Gesamtschule, die nach Rindern zieht, den Namen "Am Forstgarten" zu geben. Dazu Manfred Palmen: "Der einzige aufrechte Klever in der Nazizeit, Wilhelm Frede, soll als Name ersatzlos entfallen. Das kann nicht wahr sein, angesichts der jetzigen sich immer mehr rechtsradikalisierenden schweigenden Mehrheit. Ich halte das für eine geschichtsvergessende Entscheidung."

Jürgen Schmitz, der Direktor der Gesamtschule, betont: "Dies ist keine Entscheidung gegen Frede gewesen. Wir brauchen aber die Chance, eine eigene Identität mit einem neuen Namen für eine andere Schulform als die Hauptschule zu finden." Seine Schule werde den Namen im Schulprogramm halten, und auch eine Plakette im Haus erinnere an Frede, so Schmitz. Jörg Cosar, Schulexperte der CDU, pflichtet Schmitz bei: "Es ist uns bewusst, wie wichtig Frede für Kleve ist. Aber die Gesamtschule braucht einen neuen Namen."

Für Palmen sind dies nur "Lippenbekenntnisse". Die genannten Argumente kann er nicht nachvollziehen. "Man kann auch einer neuen Schulform den Namen eines alten Widerstandskämpfers geben."

Der Rat soll am 28. Juni entscheiden.

(RP)
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