Kleve Ost - West: 25 Jahre deutsche Einheit

Kleve · Zwei hochkarätige Streichquartette beim zweiten Klever Reihenkonzert

Zwei hochkarätige Streichquartette waren beim zweiten Klever Reihenkonzert zu Gast: das renommierte Auryn Quartett, das bereits seit langem zur internationalen Spitzenklasse zählt, und das nicht minder begeisternde Klenke Quartett, bestehend aus vier Weimarer Musikerinnen. Die beiden Quartette aus Ost- und Westdeutschland trafen sich im (leider nur halb gefüllten) Saal der Stadthalle zu einem höchst spannenden Programm unter dem Motto "Ost - West. 25 Jahre deutsche Einheit", zunächst einzeln und schließlich zur Oktettbesetzung vereint.

In den spritzigen "Fünf Sätzen für Streichquartett" des DDR-Komponisten Günter Kochan (1930-2009) klang deutlich dessen Vorbild Schostakowitsch an. Die vier Damen des Klenke Quartetts musizierten das Werk agil und wendig, mit Verve und sichtlichem Spaß an der Sache.

Schroff und gespenstisch-fahl dagegen das Streichquartett Nr. 3 des niedersächsischen Komponisten Manfred Trojahn (Jahrgang 1949). Das Auryn Quartett hatte 1983 bereits die Uraufführung des Werkes gespielt und erwies sich auch jetzt als Meister der inneren Ruhe und der extremen Kontraste - von fast unhörbaren Liegetönen bis zu krachenden pizzicati und knirschenden Klängen am Steg.

Mit einem zweisätzigen Streichoktett des erst 19-jährigen Dmitri Schostakowitsch nahmen die beiden Ensembles dann gemeinsam auf der Bühne Platz. Menschlich wie musikalisch schien die Chemie zu stimmen: Souverän angeführt von Primaria Annegret Klenke, verschmolzen die acht Musiker zu einem homogenen Streicherklang. Genussvoll kosteten sie das volltönende Adagio des jungen Russen aus, mit unbändiger Energie jagten sie durch das Scherzo, das bereits die Schärfe und Ironie des späteren Schostakowitsch erahnen ließ.

Als Krönung schließlich das Oktett von Felix Mendelssohn Bartholdy, ebenfalls ein Jugendwerk. Im Alter von nur 16 Jahren schrieb Mendelssohn dieses luftig-leichte Stück, von dessen Leidenschaft sich die Musiker bereitwillig anstecken ließen. Sie spielten es wunderbar transparent und kammermusikalisch, mit feinem Gespür für die bedeutenden Passagen jedes einzelnen, dabei stets überstrahlt vom klaren wie samtigen Ton des ersten Geigers Matthias Lingenfelder.

Den jubelnden Charakter des ersten Satzes traf das Oktett genauso wie den gefühlvollen des zweiten. Das elfenhafte Scherzo, durchweg im pianissimo komponiert, hätte womöglich noch eine Spur filigraner ausfallen können - was bei acht Musikern allerdings größte Selbstbeherrschung erfordert.

Im Finale, furios eröffnet von Cellistin Ruth Kaltenhäuser, vereinte das Ensemble in der Stadthalle höchste Virtuosität mit ungebremster Spielfreude.

(RP)
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