Kleve Oonas Rücken entzückt im Kurhaus

Kleve · Zur Abschiedsausstellung des ehemaligen Museumsdirektors Drs. Guido de Werd "Mein Rasierspiegel" stellt die RP zehn Werke vor. Heute: "Oona's Back", ein großes Gemälde des US-Amerikaners Alex Katz aus dem Jahr 2008.

 Alex Katz hat die blonde Oona nicht nur von hinten gemalt. Das große Porträt "Oona's Back" gehört zur Klever Sammlung.

Alex Katz hat die blonde Oona nicht nur von hinten gemalt. Das große Porträt "Oona's Back" gehört zur Klever Sammlung.

Foto: Gottfried Evers

Sorgfältig hat sie ihr blondes Haar zusammengesteckt, einzelne Strähnen glänzen wie Gold im Licht. Überhaupt scheint der blonde Schopf der Schönen zu leuchten, zu strahlen, als fange er alles Licht der Umgebung ein. Hell die Haare, hell die Haut — jedenfalls das, was man von ihr sieht. Denn Oona, so heißt die Blonde, hat den Kragen ihrer schwarzen Strickjacke hochgeschlagen, so dass er ihren schlanken Hals bedeckt. Während also die Haare leuchten, scheinen Oonas Jacke und vor allem der anthrazitfarbene Hintergrund jedes Licht zu schlucken.

Der amerikanische Maler Alex Katz malte die Schönheit mit dem irischen Vornamen 2008 auf großem Format. 1,70 Meter mal 1,26 Meter misst das Gemälde, das der Freundeskreis mit Hilfe des Landes jetzt für die Sammlung des Museums Kurhaus erwerben konnte. Dabei hatte Katz, einer der ganz großen US-Maler, wohl ein Faible für Oona. Es gibt ein kleineres Bild, das sie auch von vorn zeigt: schmal blond, umwerfend. Auch hier betont Katz den Blondschopf der jungen Frau vor grau-schwarzem Hintergrund, dieses Mal allerdings im Etui-Kleid mit geradem Ausschnitt gewandet. Zeichnungen zeigen die Frau mit Juan. Es sind kostbare Bilder des US-Malers: Eine Bleistiftzeichnung von Oona mit Juan im Format von 61 mal 40 Zentimetern kostete im Kunsthandel 23 000 Euro.

Die Katz-Bilder in der großen Klever Retrospektive "An American Way of Seeing" im Jahr 2009 gehörten zu den großen Publikumslieblingen im Klever Museum Kurhaus und machten die Ausstellung zur sehr erfolgreichen Schau. Nicht nur deshalb mühte sich die Museumsleitung um den damaligen Direktor Drs. Guido de Werd und der Freundeskreis um den Erwerb eines Katz-Bildes. Sie konnten schließlich mit Hilfe des Landes mit "Oona's Back" (Oonas Rücken) ein regelrechtes "Schlüsselwerk", so Dr. Roland Mönig, Museum Kurhaus, gewinnen. Doch Katz' großes Gemälde erweitert nicht nur die Sammlung um ein weiteres wichtiges malerisches Werk, es korrespondiert auch prächtig mit dem Aushängeschild des Museums, der großen Silvia des Schweizer Malers Franz Gertsch.

In de Werds Abschiedsausstellung "Mein Rasierspiegel" sieht man von der Wandelhalle aus beide Bilder gleichzeitig: hier der blonde Schopf Oonas, dort der magische Blick Silvias. "Oona ist eine Frau aus dem New Yorker Bekanntenkreis von Alex Katz", sagt Roland Mönig.

Auch die Rückenansicht der Frau, deren hochgestecktes Haar wie der Inbegriff von blond erscheint, zeigt Katz' als den Maler einer ungemeinen Leichtigkeit des Seins, den Maler mit der Spontaneität, Menschen in alltäglichen Situationen zu porträtieren. In Bildern, in denen wenig geschieht, in Bildern voller Stille, aber voller Farbigkeit, die das Werk in die Nähe der Pop-Art rückt. Seine Arbeiten seien nicht narrativ, sagt Katz. Es gebe keine Geschichten darin, aber es gebe eine Menge Symbole und Eindrücke, die wiederum eine Vielzahl von Deutungen offen lassen, sagt Katz. Der 1927 in Brooklyn, New York, als Sohn russischer Auswanderer geborene Künstler entschied sich fürs Figürliche, für Porträts und Personen, als seine Kollegen in Amerika noch abstrakt und expressiv malten.

(RP)
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