Messe im Wunderland Reisefreiheit liegt im Trend

Kalkar · Die Offroad-Messe „4x4 rhein-waal“ war mit 110 Ausstellern im Kalkarer Wunderland zu Gast. Sie avancierte zur Begegnungsstätte einer von Corona gebeutelten Survival-Szene, für die der Allradantrieb selbstverständlich ist.

 Das Kanu immer dabei, das Allrad-Fahrzeug hoch motorisiert –so lässt es sich reisen. Vehikel wie dieses hätten noch mehr Bewunderer auf der Messe verdient, finden die Veranstalter.

Das Kanu immer dabei, das Allrad-Fahrzeug hoch motorisiert –so lässt es sich reisen. Vehikel wie dieses hätten noch mehr Bewunderer auf der Messe verdient, finden die Veranstalter.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Für Axel Fröhlich sei Allrad mehr als bloß eine Antriebsart. Er und viele seiner Szene-Kollegen empfinden Fahrzeuge, die die Kraft an alle bodenberührenden Räder leiten, vielmehr als ein Lebensgefühl. „Allrad strahlt einfach etwas aus“, sagt er. Der Sonsbecker ist Veranstalter der Offroad-Messe „4x4 rhein-waal“, die am vergangenen Wochenende nach 2019 zum zweiten Mal im Kalkarer Wunderland zu Gast war. Ursprünglich hätte die Ausstellung rund um schwere Fahrzeuge, Geländemotorsport, Dachzelte, Pick-up-Kabinen und Survival-Zubehör bereits im März stattfinden sollen. Corona aber machte einen Strich durch die Rechnung. 110 Aussteller waren nun vor Ort.

„Autarkie im Urlaub liegt einfach im Trend. Menschen haben immer mehr das Bedürfnis, in entlegene Landstriche zu fahren und unberührte Natur kennenzulernen. Dabei wollen sie aber völlig unabhängig sein“, sagt Axel Fröhlich. Daher sei das Pick-Up-Zelt seit vielen Jahren der letzte Schrei. Das Konzept dahinter: Geschlafen wird auf dem Dach, gewohnt wird auf der Ladefläche. Zelte für bis zu vier Personen seien längst nicht mehr selten, so Fröhlich. Allerdings, das gibt er zu, sei nicht nur ein allradangetriebenes Fahrzeug, sondern in vielen Fällen auch ein üppiges Budget unabdingbare Voraussetzung. „Ab 10.000 Euro geht der Spaß los. Wer allerdings den Luxus-Offroad-Truck mit automatischem Popo-Wischer auf der Toilette will, sollte schon eine Million Euro mitbringen“, sagt Fröhlich. Und nicht nur das. Wer den Komfort eines Hotels auch beim Offroad-Urlaub nicht missen will, der brauche reichlich Zubehör. Zelt-Heizungen, Durchlauf-Erhitzer, Mini-Kamine, Nebelscheinwerfer, Outdoor-Küchen und Grills seien daher mittlerweile obligatorisch.

Immerhin verschlägt es viele Offroad-Reisende in entlegene Gebiete. Besucher würden auf der Messe ihre Reise gen Karpaten, Marokko, die Mongolei oder Sibirien planen. „Bei der Wahl des Urlaubsorts ist der Kreativität keine Grenze gesetzt. Hauptsache ein Abenteuer“, sagt Fröhlich. Auch Manuela und Ralf Janssen aus Kleve-Materborn waren vor Ort. Vor einigen Wochen berichteten wir ausführlich über das Ehepaar. Sie haben ein ausgemustertes britisches Militär-Fahrzeug, einen 104 PS starken „Bedford MJ“, mit viel Liebe zum gemütlichen Urlaubs-Camper umgebaut.

Nun planen sie ihre Reise zum Nordkap in Norwegen. „Das ist seit Jahren unser großer Traum“, sagt die 46-jährige Manuela Janssen. Ehe es soweit ist, wollen die Klever ihr Fahrzeug allerdings bestmöglich ausstatten. Auf der Messe „4x4 rhein-waal“ suchten sie daher nach einer Fahrradhalterung für ihren Militär-Laster. Immerhin könne man mit dem 7,5-Tonner, der 20 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbraucht, im Urlaubsort keine kurzen Strecken zurücklegen. Dafür seien Fahrräder geeigneter, so Janssen.

In diesem Jahr aber wird es nichts mehr mit der Reise gen Skandinavien. „Wegen Corona ist alles ein wenig unsicher“, sagt Manuela Janssen. Daher wolle man im Herbst noch eine kleinere Reise unternehmen, womöglich in Deutschland entlang des Rheins. Der Traum vom Nordkap aber bleibe. „Hier bekommen wir viel Inspiration, wie wir unser Fahrzeug noch verbessern und die Reisen planen können“, sagt Ralf Janssen.

Die Messe in Kalkar war auch die Zusammenkunft einer eingeschworenen Gemeinschaft. Aufgrund der Corona-Krise habe sich die Szene der Offroad-Fans kaum mehr treffen können, so Fröhlich. Jedwede Veranstaltungen mussten abgesagt werden, daher habe es nun umso mehr zu besprechen gegeben. So übernachteten von Samstag auf Sonntag mehr als 200 Camper auf der Wiese vor dem Wunderland. „Hier sieht man viele bekannte Gesichter. Es wurde auch mal wieder Zeit, sich unter Gleichgesinnten auszutauschen“, sagt Axel Fröhlich.

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