Kleve Noch boomt der Wohnungsbau in Kleve

Kleve · An der Tiergartenstraße entstehen zwei Häuser mit 26 Wohnungen, an der Nassauerallee vier mit 40 Wohnungen. Doch Investoren rechnen mit einer Sättigung des Marktes.

 Auf der Tiergartenstraße füllen sich die (Bau)-Lücken.

Auf der Tiergartenstraße füllen sich die (Bau)-Lücken.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die letzten Lücken in der Tiergartenstraße füllen sich: gleich gegenüber der Einmündung Tiergartenstraße entstehen 26 Wohnungen in zwei Häusern. Der vom Klever Planungsbüro Harald Schüßler entworfene langgestreckte Bau soll nächsten Monat fertig werden. Gleich nebenan investiert der Gocher Phillip Janssen 3,5 Millionen Euro. Er ist Geschäftsführer der Baukonzept-NRW mit Sitz in Goch, die den Bau vermarktet, dessen Erdgeschoss gerade empor wächst. Beide Häuser ersetzen Vorgängerbauten, beide hatten mit dem Untergrund zu kämpfen, der mit Weltkriegsschutt verfüllt war. Schüßler hat für einen Klever Investor in ein sensibles Feld geplant: Alles musste detailliert mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden. Denn die Tiergartenstraße gilt als Boulevard zwischen Koekkoek-Haus und Museum Kurhaus, der von kostbaren Villen und klassizistischen Stadthäusern aus dem 19. Jahrhundert gesäumt wird und mit dem Künstlerpalais an der Kavarinerstraße startet. Das Gros der Straße wurde von den schweren Bombardements auf Kleve 1944 und 1945 verschont. Inzwischen hat man den Wert der historischen Häuser erkannt.

Harald Schüßler hat sich in seinem Entwurf für das Haus mit zehn Wohneinheiten mit Flächen jeweils zwischen 50 und 90 Quadratmetern an die klassizistischen Nachbar-Häuser angelehnt. Die Fenster sind von "Faschen" umrandet, im Sockelgeschoss zeichnen so genannte "Bossen" Quader in die Wand, erklärt der Ingenieur. Den Bau für Janssen entwarfen die Kalkarer Architekten Ader und Kleemann. Sie wiederum haben einen modernen Bau gezeichnet, dessen Loggien mit Glaswänden geschlossen werden können, farbige Paneele sollen moderne Akzente in die Fassade setzen. Auch ihr Bau ist mit dem Denkmalschutz abgestimmt. Eigentlich wollten Janssen und sein Projektleiter Tim Ridder mit dem Bau längst vor der Fertigstellung stehen. Doch das schon 2013 projektierte Vorhaben verzögerte sich: Das nächste Gebäude war ohne Brandwand nach dem Krieg zwischen wieder aufgebaute Häuser gesetzt worden, erklärt der Projektleiter. Man habe deshalb einen komplett neuen Giebel bauen müssen, ehe man mit dem eigenen Haus beginnen konnte. Jetzt gehe es zügig voran und ab Ende des Jahres soll das Haus bezogen werden.

Der von Ader und Kleemann entworfene Bau gibt sich ambitioniert, soll nach der Fertigstellung als modernes "Alleinstellungsmerkmal" für Baukonzept-NRW stehen, erklären Janssen und Ridder. Das Gebäude hat 16 Wohnungen, im Vorderhaus sowie im üppigen Hinterhaus. Die Größen liegen zwischen 60 und 104 Quadratmeter, kosten sollen die Wohnungen zwischen 180 000 und 369 000 Euro. Die Tiefgarage bietet 16 Stellplätze, oberirdisch kommen noch zwölf Parkplätze hinzu. Angefahren wird das Haus von der Spyckstraße aus. Der Haupteingang liegt an der Tiergartenstraße. Die Preise für die Wohnungen rechtfertigt Janssen mit der hohen Ausstattung und dem eigenen Blockheizkraftwerk, das nicht nur Wärme, sondern auch Strom liefert.

 Die neue Skyline Kleves von Kellen aus. Noch bestimmen Kräne den Blick auf die City. In der Mitte der Neubau der Volksbank.

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Foto: Gottfried Evers

Phillip Janssen investiert nicht nur an der Tiergartenstraße. Auch am Sechs-Millionen-Euro-Projekt von vier Wohnhäusern mit 30 Eigentumswohnungen an der Nassauerallee ist der Gocher beteiligt. Dort bieten die Investoren Wohnungen mit Flächen zwischen 60 und 102 Quadratmeter, die Preise liegen zwischen 149 000 und 265 000 Euro pro Wohneinheit. Als Geschäftsführer der Gesellschaft Quadrum, die die vier Häuser an der Nassauerallee baut, ist auf dem Bauprospekt Ludger van Bebber ausgewiesen. Quadrum und Baukonzept-NRW firmieren unter der selben Adresse in Goch, Projektleiter ist bei beiden Tim Ridder.

"Wir versuchen, die guten Lagen in Kleve zu besetzen", sagt Philip Janssen. Er rechnet damit, dass der Baumboom für Wohnungen in Kleve bald abflauen wird. Der Markt wird sich sättigen, prophezeit nicht nur Janssen. Dann seien die Citynahen Wohnungen in guten Lagen im Vorteil.

(RP)
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