De Goffert Nimwegen plant nach Tribünen-Einsturz ein neues Stadion

Nimwegen · Im Oktober stürzte eine Tribüne im Stadion De Goffert ein. Nun machen die Verantwortlichen aus der Not eine Tugend – und planen gleich die ganze Arena neu.

 Im Oktober vergangenen Jahres war die Tribüne in Nimwegen eingestürzt. Verletzt wurde niemand.

Im Oktober vergangenen Jahres war die Tribüne in Nimwegen eingestürzt. Verletzt wurde niemand.

Foto: dpa/Vincent Jannink

Diese Bilder gingen im Herbst vergangenen Jahres um die Welt: Nach dem niederländischen Lokalderby von NEC Nimwegen gegen Vitesse Kostenpflichtiger Inhalt Arnheim stürzte der vordere Teil des Auswärtsblocks im Stadion De Goffert in sich zusammen, als hunderte Gästefans den Sieg feierten – und kollektiv auf und ab sprangen. Wie durch ein Wunder wurde niemand ernsthaft verletzt.

Immerhin befand sich unter der Tribüne ein Container, der den Sturz abfederte und damit Schlimmeres verhinderte. Die Schuldfrage zwischen Verein und Stadtverwaltung scheint noch immer nicht abschließend geklärt zu sein. Doch immerhin wurden die fragilen Stellen im Stadion mittlerweile stabilisiert, Hintergrund des Einsturzes waren offenbar fehlerhafte Berechnungen beim Bau. Seit Februar spielen die Kicker wieder vor Fans. Erst seit einer Woche steht den Anhängern der gegnerischen Mannschaft auch wieder der Auswärtsblock zur Verfügung. Vor dem Block wurde ein Zaun installiert, zudem sind die vordersten Reihen noch abgesperrt. So können also vorerst nicht mehr bis zu 400 Fußballfreunde Tickets für den Teil des Stadions kaufen, eine Vorsichtsmaßnahme.

Durch den Vorfall wurde allerdings auch offenkundig: Die Arena in der Studentenstadt braucht dringend eine Generalüberholung. Und auch finanziell wirft das Stadion De Goffert nicht ausreichend ab, wie NEC Nimwegen moniert. So erwirtschaftet der Erstligist jährlich einen Verlust von drei bis vier Millionen Euro. Dieses Loch wird immer wieder von Milliardär Marcel Boekhoorn geschlossen, der seinem Vater am Sterbensbett versprochen hat, den Verein niemals im Stich zu lassen. Doch auch Marcel Boekhoorn will, dass der Klub künftig finanziell gesünder dasteht – und zwar langfristig. Das scheint jedoch nur mit einem neuen Stadion denkbar, das unter anderem mehr Business-Logen umfasst. Zudem soll die Stadionkapazität von 12.500 auf 15.000 Zuschauer erweitert werden. Auf dem Stadion könnten außerdem Wohnungen entstehen, bis zu 200 Appartements sind geplant. Es liegen nun drei Entwürfe auf dem Tisch, die sich vor allem mit Blick auf die Wohnbebauung unterscheiden.

Eine Idee sieht einen knapp 50 Meter hohen Wohnturm hinter dem Auswärtsblock vor, eine andere weist zwei kleinere Wohntürme parallel zum Haupteingang aus. Bei der dritten Version sollen die Wohnungen gleich ganz in die gewellte Fassade des dann hochmodernen Stadions integriert werden. Auch Restaurants, Physiotherapiepraxen oder Fitnessstudios könnten dort eine neue Heimat finden. NEC Nimwegen will sich noch in diesem Jahr für einen Entwurf entscheiden. Auch die Lokalpolitik dürfte ein Wörtchen mitreden. Die Bagger sollen frühestens 2024 anrollen. Zwei Jahre dauert es dann noch, ehe das sogenannte Projekt „De Goffert 3.0“ fertiggestellt ist, so der Plan.

Der Erstligist, der aktuell auf Tabellenplatz zehn steht und den Klassenerhalt damit sicher hat, will während der Umbauphase weiter vor Ort kicken. Parallel zu den Planungen des Umbaus ist der Klub zudem drauf und dran, die Arena zurückzukaufen. Bislang muss man nämlich 1,2 Millionen Euro Miete jährlich an die Stadt zahlen, um De Goffert zu nutzen – ein horrender Betrag für NEC Nimwegen.

Der Verein müsste nun knapp 7,6 Millionen Euro in die Hand nehmen, um wieder Eigentümer zu werden. 2003 war die Immobilie für zwölf Millionen Euro an die öffentliche Hand verkauft worden. Es wird erwartet, dass der Rückkauf bis Ende des Jahres abgewickelt ist. Entsprechende Pläne liegen seit 2017 auf dem Tisch. Die Stadt arbeitet wohlwollend mit. Immerhin ist man auch im Rathaus froh, dass NEC Nimwegen seit dem Sommer vergangenen Jahres wieder Erstligist ist.

Doch zum Kaufpreis müssen die Umbaukosten für das Stadion im Westen der 170.000-Einwohner-Stadt hinzugerechnet werden. Im Raum steht ein Betrag von bis zu 100 Millionen Euro. Investor Marcel Boekhoorn, der zu den einflussreichsten Unternehmern im Königreich zählt, dürfte den Löwenanteil übernehmen. Doch auch andere Geldgeber sollen an Land gezogen werden.

Weil die finanzielle Struktur des Eredivisie-Klubs deutlich gesünder sein könnte, soll man sportlich auch wieder träumen dürfen. Die Teilnahme am europäischen Fußball könnte ab Mitte des Jahrzehnts möglich sein, ein stabiler Platz in der oberen Tabellenhälfte scheint ein Muss. Wenig verwunderlich, dass die NEC-Fans euphorisch auf die Pläne reagieren. Da dürften die verstörenden Bilder aus dem Herbst 2021 zügig wieder vergessen sein.

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