Ein Stück Niederrhein Medienleute unterwegs am Niederrhein

Kalkar/Emmerich · Die auswärtigen Journalisten, die über die Gala des TV-Reisesenders Sonnenklar im Wunderland Kalkar berichten, sollen mehr über den Niederrhein erfahren. Zum Beispiel bei einer originellen Stadtführung durch Emmerich.

 Sonnenklar-Geschäftsführer Kristijan Schellinger, Martina Baumgärtner und TV-Produzent Holm Dressler (von links) haben bei der Stadtführung Spaß am bronzenen Poortekerl.

Sonnenklar-Geschäftsführer Kristijan Schellinger, Martina Baumgärtner und TV-Produzent Holm Dressler (von links) haben bei der Stadtführung Spaß am bronzenen Poortekerl.

Foto: Anja Settnik

Wenn der TV-Reisesender Sonnenklar seine anstehende Gala „Goldene Sonne“ bei einer Pressekonferenz vorstellt, kommen dazu immer eine Reihe auswärtiger Journalisten, vorzugsweise solche, die mit Tourismus, Events und Kultur zu tun haben. Eine schöne Gelegenheit für den Niederrhein Tourismus (NT), auf die Region aufmerksam zu machen. Denn wenn die Medienleute aus dem Ruhrgebiet und von weiter her schon mal in Kalkar sind, kann man ihnen ja auch gleich die Highlights in der Nachbarschaft präsentieren, findet NT-Geschäftsführerin Martina Baumgärtner. Vielleicht berichten sie in ihren Publikationen und Online-Auftritten ja mal von dem, was ihnen hoffentlich gefallen hat.  

Die „Goldene Sonne“ wird bekanntlich im Wunderland Kalkar verliehen (am 22. April), also holte der Bus die Dienstreisenden genau dort ab. „In früheren Jahren waren wir schon auf der Schwanenenburg in Kleve und in Xanten, wo uns der APX gezeigt wurde“, erinnert sich eine Journalistin. Etwas indigniert schaut Martina Baumgärtner, als jemand zugibt, nicht zu wissen, dass es in Schloss Moyland eine Dauerausstellung über Joseph Beuys gibt. Wo doch NT in Broschüren und online unter der Rubrik „Burgen und Schlösser“ Moyland nie vergisst und die dortige Kunst auch nicht. Man muss sie also mit der Nase drauf stoßen, die Städter. Diesmal ist das Ziel der Gruppe allerdings ein anderes: Emmerich, zu erreichen über den erneuerten Deich, dann geht’s per Bus durch die engen Gassen Grieths, wo es einen Schifferdamm und eine Sonnenstraße gibt. Letztere ist vermutlich nicht dafür verantwortlich, dass plötzlich der Regen aufhört und das Licht zurückkehrt. Die Reisenden freuen sich. Weiter geht es am Rhein entlang, die Felder zeigen viel Weite und wenig Spannendes, bis die Skyline Emmerichs am anderen Ufer auftaucht und natürlich die Brücke, die so ähnlich mancher vielleicht schon in San Francisco gesehen hat. Die „Golden Gate vom Niederrhein“, eine 803 Meter lange Hängebrücke, ist eine erste Sensation.

Es folgen weitere, zum Beispiel ein längerer Aufenthalt vor einer Bahnschranke. Ein Güterzug rumpelt vorbei, noch auf einer ganz normalen Zugstrecke, denn die Betuwe, von der noch kaum ein Gast gehört hat, ist bis jetzt ja nur auf niederländischer Seite realisiert. Überhaupt, die Niederlande: Wie sehr sie schon immer mit der Region zu tun hatten, erfahren die Besucher bei der Stadtführung mit Hildegard Liebeton, die als Fährfrau „Marieken“ in Holzschuhen unterwegs ist. Sie zieht ihren Bollerwagen mit allerhand Vorzeigenswertem die Rheinpromenade entlang, die Gäste folgen brav. Zur Ermunterung gibt’s einen Schnaps aus dem Löffel, der – Achtung, Redensart! – nach dem Genuß abzugeben ist.

„Wann ist der Termin mit Herrn Hülkenberg?“, fragt jemand, dem Emmerich offenbar vor allem aus dem Motosport ein Begriff ist. Der Rennfahrer ist ebenso wenig wie Fußball-Profi Robin Gosen ins Programm einbezogen, hingegen könnte Katjes-Bonbons kaufen, wer wollte. Oder die Bilder von Hein Driessen bestaunen, dessen gutem Freund Hanns-Dieter-Hüsch, den viele als „Schwarzes Schaf vom Niederrhein“ in Erinnerung haben, ein bronzenes Kopfweiden-Denkmal vor der Galerie gewidmet ist.

Warum der Schutzheilige Christopherus bei den Emmerichern hoch im Kurs steht, wie eine Kirche (St. Martini) in den Hochwasserschutz eingebunden ist und wie es kam, dass Marieken als Mutter von acht Kindern zur Unternehmerin wurde – das alles erfahren die Spaziergänger auf kurzweilige Weise. Und eben auch, dass die Niederländer besondere Nachbarn sind, die einst mit 500 Meter langen Flößen Holz aus dem Schwarzwald holten, weil sie ihre eigenen Fichten und Tannen abgeholzt hatten, und dass sie noch vor wenigen Jahren die Lachse aus dem Rhein fischten, die Deutsche und Schweizer mühsam wieder anzusiedeln versuchen. Heute verstehe man sich und  arbeite meist gut zusammen . . .

Manon Loock-Braun, Tourismus-Chefin von Emmerich, stellte den Gästen noch das große Giebelgemälde mit der Hanse-Szene vor, denn die Hanse, diese mittelalterliche Vereinigung von Kaufleuten, war unter anderem für Emmerich, Kalkar und Wesel wichtig, sie prägte jahrhundertelang Wirtschaft, Handel und Politik in Nordeuropa bis zum russischen St. Petersburg. Davon ist heute nichts mehr zu sehen, deshalb werden von Touristikern Radtouren entwickelt und Gemälde angefertigt, die helfen sollen, die Hanse im Gedächtnis zu behalten.

Hildegard Liebeton als „Marieken“ erzählt Gästen vom alten Emmerich. Diesmal lauschten ihr auswärtige Journalisten.

Hildegard Liebeton als „Marieken“ erzählt Gästen vom alten Emmerich. Diesmal lauschten ihr auswärtige Journalisten.

Foto: Anja Settnik

Und weil das Abendessen im Wunderland anstand und die Gastronomie auf der Rheinpromenade deswegen unbeachtet bleiben musste, gab es noch eine kleine Weinprobe in der „Societät“. Die Besucher von der Pfalz und aus dem Badischen stellten sich tapfer der Herausforderung und waren erleichtert zu bemerken, das es nicht Niederrhein-Wein war, der da angeboten wurde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort