Corona in der NL-Grenzregion Holland setzt wieder auf die Maske

Nimwegen · Die steigenden Corona-Zahlen in den Niederlanden haben Konsequenzen. Das Kabinett verschärft die Maßnahmen deutlich. Die 3G-Regel gilt nun flächendeckender. Doch wie entwickelt sich die Lage in der Grenzregion?

 Wer in den Städten der Grenzregion wie hier in Nimwegen bummeln möchte, der muss künftig wieder an die Maske denken.

Wer in den Städten der Grenzregion wie hier in Nimwegen bummeln möchte, der muss künftig wieder an die Maske denken.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die niederländischen Tageszeitungen berichten seit Tagen über die Pläne, nun sind sie offiziell: Die Niederlande haben wegen steigender Corona-Zahlen die Maßnahmen massiv verschärft. Am Dienstagabend hatten Ministerpräsident Mark Rutte und Gesundheitsminister Hugo de Jonge bei einer Pressekonferenz an die Zuschauer appelliert, sich wieder disziplinierter an die Regeln zu halten.

Die Situation sei ernst, es gelte die höchste Warnstufe, so der niederländische Regierungschef. „Alles hängt von unserem eigenen Verhalten ab“, sagte Mark Rutte. Er rief dazu auf, möglichst von Zuhause zu arbeiten und die öffentlichen Verkehrsmittel – Maskenpflicht hin oder her – zu Stoßzeiten zu meiden. Mark Rutte erklärte, auch Kritik an den nun vorgestellten Maßnahmen zu erwarten: „Es ist verständlich, dass wir als Land zunehmend damit zu kämpfen haben. Je länger das dauert, desto häufiger haben wir es mit einer Infektionswelle zu tun, desto komplizierter ist es, die Regeln einzuhalten". Doch wie konnte es überhaupt zu dieser alarmierenden Situation kommen?

Seit mehr als zwei Wochen steigen die Corona-Inzidenzen kontinuierlich. Die Sieben-Tage-Inzidenz (Stand: 3. November) liegt landesweit bei 303 Infektionen pro 100.000 Einwohner. In der vergangenen Woche starben 105 Menschen. Und auch die Lage in den Krankenhäusern scheint wieder brenzlig geworden zu sein. Mehr als 1200 Corona-Patienten müssen aktuell behandelt werden, so viele waren es zuletzt im Frühjahr. Einige Krankenhäuser mussten mangels Betten bereits damit beginnen, Infizierte in andere Kliniken zu verlegen. Viele Krankenhäuser haben zudem wichtige Operationen abgesagt, um den Fokus auf die Bekämpfung von Covid-19 zu legen.

Für das Kabinett waren das Gründe genug, nun die Notbremse zu ziehen. So erlebt die Maske ein bemerkenswertes Comeback. Zuletzt war sie beinahe gänzlich aus dem öffentlichen Bild in den Niederlanden verschwunden, getragen wurde sie nur noch in Bus und Bahn. Ab dem 6. November müssen Niederländer die Mund- und Nasenbedeckung allerdings auch wieder in Supermärkten, Geschäften, Bibliotheken oder Freizeitparks tragen. Zudem muss man die Maske wieder an Bahnhöfen, Flughäfen oder Bushaltestellen aufsetzen – und nicht mehr nur im Verkehrsmittel.

Zudem wird die 3G-Regel ausgeweitet. Kunden müssen ihren Corona-Nachweis (geimpft, genesen, getestet) künftig immer bei Restaurants und Cafés vorzeigen – unabhängig davon, ob sie draußen oder drinnen Platz nehmen. Zudem muss man den QR-Code künftig auch in Casinos, im Theater oder Kino, auf dem Gelände von Universitäten, bei Kongressen oder Messen sowie bei Sportveranstaltungen vorzeigen. Die Regel gilt auch für Amateurklubs. Jeder, der künftig einen Sportplatz betritt, braucht den Code. Erste Vereine erklären bereits, besorgt zu sein. Künftig würde man nicht mehr ausreichend Spieler, Trainer und Betreuer zusammenbekommen, so heißt es. Zudem müssen wieder all jene, die in Kontaktberufen tätig sind, mit einer Maske Vorlieb nehmen. 

Zum Hintergrund: Die Impfkampagne in den Niederlanden stockt aktuell. Unter den Erwachsenen sind im Nachbarland 68 Prozent vollständig geimpft. Widerstände gegen die Impfung gibt es insbesondere in sozialschwachen Großstadtmilieus sowie im Bibelgürtel. Eine Region, die sich von Südholland bis zum Ijsselmeer im Norden erstreckt und in der knapp 500.000 strenggläubige Christen leben. Viele der Kirchgänger fühlen sich stärker mit der Sonntagspredigt von der Kanzel verbunden als mit den Pressekonferenzen von Ministerpräsident Mark Rutte und Minister Hugo De Jonge.

Doch wie entwickeln sich die Corona-Zahlen in der Grenzregion? In Gennep bei Kranenburg und Kleve hat die Sieben-Tage-Inzidenz mit 1344 Infektionen pro 100.000 Einwohner einen neuen Höchststand erreicht. Die kleine Grenzgemeinde war im Nachbarland zuletzt immer wieder in die Negativschlagzeilen geraten. Doch auch in Nimwegen (244), Berg en Dal (565), Zevenaar (335) oder Arnheim (303) steigen die Inzidenzen deutlich. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Venlo liegt bei 436 Infektionen pro 100.000 Einwohner, in Bergen an der Grenze zu Weeze und Goch bei 687.

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