Kalkar Neues Zuhause für 50 Asylbewerber

Kalkar · Die Stadt Kalkar mietet am Schafweg eine umgebaute Scheune an. Ein Investor baut das Objekt in ein Wohngebäude für Asylbewerber um. Das war der letzte Ausweg, denn viele Kalkarer Hausbesitzer wollen nicht an Flüchtlinge vermieten.

 Andreas Stechling, Fachbereichsleiter Bürgerdienste der Stadt Kalkar, vor der Scheune, die zu einem Asylbewerberheim umgebaut wird.

Andreas Stechling, Fachbereichsleiter Bürgerdienste der Stadt Kalkar, vor der Scheune, die zu einem Asylbewerberheim umgebaut wird.

Foto: klaus-dieter stade

Die Stadt Kalkar weiß kaum mehr, wie sie dem Ansturm an Asylbewerbern Herr werden soll. "Die Zahl der Asylbewerber ist in den vergangenen Monaten deutlich angestiegen. Zur Zeit erfolgt etwa alle drei bis vier Wochen eine neue Zuweisung über die Bezirksregierung. Es ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung aufgrund der Problemregionen in Syrien, Afghanistan, Irak und Iran zunächst weiterhin Bestand haben wird", sagt Andreas Stechling, Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste der Stadt Kalkar. Nach dem Abriss der Gebäude in der Birkenallee sind die vorhandenen Unterbringungskapazitäten am Deichweg, wo auch Obdachlose untergebracht sind, nun völlig erschöpft.

Dann hatte sich ein Investor bereiterklärt, eine Scheune am Schafweg in ein Wohngebäude für Asylbewerber umzubauen. Die Bauarbeiten sind jetzt im vollem Gange. Stechling rechnet damit, dass das Gebäude zum 1. Oktober bezugsfertig ist. Als Voraussetzung für sein Engagement hatte der Investor mit der Stadt einen Mietvertrag über mindestens fünf Jahre ausgehandelt. Die Gesamtwohnfläche des neuen Asylbewerberheims wird etwa 520 Quadratmeter betragen. Die ehemalige Scheune wird, so Stechling, zu dem marktüblichen Konditionen nach Mietspiegel der Stadt Kalkar zur Verfügung gestellt werden. Für den neu erstellten Wohnraum würde die Kaltmiete sechs Euro pro Quadratmeter betragen, was eine Jahreskaltmiete in Höhe von 37 440 Euro ergibt.

Die Anpachtung der Scheune war offenbar der letzte Ausweg für die Stadt Kalkar. Weil es keine anderen Unterkunftsmöglichkeiten mehr gibt, hat die Stadt bereits mehrere Wohnungen auf dem freien Markt angemietet. Doch trotzdem reichen die Kapazitäten nicht aus, um alle Asylbewerber unterzubringen. "Die Möglichkeit auf Anmietung von weiteren Wohnungen – insbesondere in den Stadtteilen – ist nicht gegeben, da potenzielle Vermieter keine Bereitschaft zeigen, Wohnraum für Asylbewerber zur Verfügung zu stellen", betont Stechling.

Deswegen hat die Stadt sogar Zwangsmaßnahmen ergriffen, um den Flüchtlingen eine Unterkunft zu verschaffen. So hat sie so genannte Ordnungsverfügungen angeordnet, mit denen Mieter zur Räumung von Wohnungen gezwungen wurden. "Die Möglichkeit, die umgebaute Scheune anzumieten, ist für die Stadt ein Glücksfall, denn wir wollten nicht schon wieder eine Containerlösung", betont Stechling.

Die zunehmende Zahl der Asylbewerber, die Kalkar zugewiesen werden, bringt die Nicolaistadt – genau wie vielen andere Städten des Kreises Kleve – auch finanziell in Bedrängnis. Die Stadt Kalkar hat nach den jüngsten Statistiken 22 laufende Hilfefälle (34 Menschen) unterzubringen und mit Lebensunterhalt sowie Krankenhilfe zu versorgen. Für lediglich zwölf Menschen erhält die Stadt eigenen Angaben zufolge eine Kostenbeteiligung des Landes; im Jahr 2012 betrug diese insgesamt 52 000 Euro.

Dieser Betrag sei laut Stadtverwaltung nicht auskömmlich. "Darüber hinaus ist zu erwarten, da aufgrund des aktuellen Urteils des Bundesverfassungsgerichts ab dem 1. August erheblich höhere Leistungen für Asylbewerber zu gewähren sind, dass dies eine Signalwirkung für weitere Flüchtlinge haben wird", heißt es in einer Stellungnahme der Verwaltung.

(RP)
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