Kreis Kleve Neues Jagdgesetz ist überflüssig
Die Landesregierung erwägt eine Novelle des Landesjagdgesetzes. Sigrid Ruß, zertifizierte Landschafts- und Naturführerin, selbst Jägerin und Betreuerin der Rollenden Waldschule der Kreisjägerschaft, erklärt, was das für die Region bedeuten würde.
Den ersten Konzepten nach soll die Jagd auf unter anderem Türkentauben, Iltis, Blässhuhn und Steinmarder nicht mehr erlaubt sein. Wie beurteilen Sie das für die Region?
Sigrid Ruß Das Recht zur Jagd beinhaltet auch die Pflicht zur Hege. Für Tiere, die aus dem Jagdgesetz herausgenommen werden, würde also auch die Pflicht zur Hege entfallen. Die Türkentaube verursacht, wie andere Tauben auch, Schäden in Gemüsekulturen durch Fraß und Verkotung, da macht die Jagd schon Sinn. Der Steinmarder stellt nicht nur für Niederwild eine Gefahr dar, er nistet sich auch als ungeliebter Untermieter auf Dachböden ein oder knabbert Autokabel an.
Ökologie und Tierschutz sollen mehr im Mittelpunkt stehen — ihre Position?
Ruß Für die Jägerschaft stehen Natur- und Tierschutz immer im Mittelpunkt. Durch das Engagement der Jäger werden Artenschutz und Lebensraumverbesserung geleistet, so für die Uferschnepfen und andere Bodenbrüter. Hier im Kreis Kleve haben Jäger und Naturschützer ein sehr gutes Verhältnis.
Wenn mehr Wildschweine, Rehe und Hirsche geschossen werden sollen — macht das hier Sinn?
Ruß Der Abschussplan für Rot- und Rehwild passt sich den Erfordernissen an. Wildschweine haben durch die vielen Maisfelder einen reich gedeckten Tisch — da muss man wirklich aufpassen. Allerdings sind diese Probleme für den Kreis Kleve nicht relevant. Die Rot- und Schwarzwildpopulation ist nur im Reichswald, und der ist eingezäunt.
Und die Fuchsjagd? Es heißt, dass da Einschränkungen geplant sind.
Ruß Zum Schutz von Bodenbrütern, Hasen und Kaninchen ist es erforderlich, den Fuchs, den es noch reichlich gibt, zu bejagen. Als Kulturfolger findet man ihn überall, sogar an unseren Mülleimern.
Das Landesjagdgesetz ist angeblich von 1976. Ist es nicht veraltet?
Ruß Das Gesetz soll modern werden, sagt Umweltminister Remmel. Gesetze sollten aber nicht der Mode unterliegen, sondern den Erfordernissen angepasst sein. Und ich sehe da keinen Handlungsbedarf.
Sina Zehrfeld stellte die Fragen.