Neue Studie Güllebelastung im Kreis Kleve ist zu hoch

Kreis Kleve · Ein Team der Hochschule Rhein-Waal hat die gesamte Lieferkette in der Region von Produzent bis Konsument untersucht. Das Ergebnis: Zu viel Abwasser und Gülle bleibt vor Ort und belastet das Grundwasser. Die Artenvielfalt leidet. Was könnte helfen?

 Wenn zu viele Nährstoffe, etwa durch das Ausbringen von Gülle, in den Boden gelangen, führt dies zu einer Belastung des Grundwassers.

Wenn zu viele Nährstoffe, etwa durch das Ausbringen von Gülle, in den Boden gelangen, führt dies zu einer Belastung des Grundwassers.

Foto: Patrick Pleul dpadpa/Patrick Pleul

Weltweit sind Regionen mit intensiver Landwirtschaft auf große Importe von Futter- und Düngemitteln angewiesen. Während die damit erzeugten Lebensmittel größtenteils außerhalb der Region auf dem Teller landen, bleibt die sogenannte Restmasse der Produktionskette, also zum Beispiel Abwasser und Gülle, vor Ort – ein Fall von Nährstoffüberschuss. Davon ist auch der Kreis Kleve betroffen, wie eine jüngst veröffentlichte Untersuchung eines Teams um Florian Wichern von der Hochschule Rhein-Waal zeigt.

Der Professor für Bodenkunde und Pflanzenernährung und die Doktorandin Bernou Zoë van der Wiel untersuchten dafür zusammen mit Kollegen aus den Niederlanden die gesamte Lieferkette von Produzent bis Konsument und analysierten die Stickstoff-, Phosphor- und Kaliumflüsse im ganzen Kreis Kleve. Wichern erklärt: „Unsere Studie bestätigt, dass es jährlich zu einem Überschuss dieser Nährstoffe kommt und das hat negative Folgeeffekte, die zur Schädigung von Gewässern und dem Verlust der Artenvielfalt beitragen.“ Van der Wiel ergänzt: „In einer idealen Welt würden wir natürlich vor Ort nur das produzieren, was auch vor Ort verbraucht wird, aber das entspricht natürlich nicht der Realität, da viele Regionen auf den Import von Nahrungsmitteln angewiesen sind und der Niederrhein großes Potenzial hat, für andere Regionen Lebensmittel zu produzieren.“

Die von den Forschern festgestellte notwendige Transformation betrifft die Wiederherstellung von Nährstoffkreisläufen auf regionaler Ebene durch verstärkte Verbindung von Pflanzenproduktion und Tierhaltung bei geringeren Nährstoffimporten. „Dafür gibt es natürlich nicht die eine Lösung, sondern wir müssen an verschiedenen Stellen ansetzen“, so Wichern. „Das können zum Beispiel technische Lösungen sein, bei der Gülle weiterverarbeitet und die Nährstoffe gezielt exportiert werden. Oder das kann beispielsweise bedeuten, dauerhaft die Tierhaltung in der Region zu reduzieren.“

Bei diesem Punkt schrillen auf Haus Riswick, wo sich die Dienststelle Kreis Kleve der Landwirtschaftskammer NRW befindet, allerdings die Alarmglocken. „Kleine Tierzahlen sind für die Landwirte wirtschaftlich nicht mehr tragbar. Die Reduktion der Tierzahlen geht nur über ein Aufgeben von Höfen. Ein weiteres Höfesterben kann aber niemand wollen“, sagt Dienststellen-Leiter Franz-Josef Stork. Er verweist auf den jüngst erschienenen Nährstoffbericht der Landwirtschaftskammer NRW, woraus sich ablesen lasse, dass die Entwicklung in Sachen Nährstoffüberschuss im Kreis Kleve positiv sei. In der Tat ist in dem Report etwa nachzulesen, dass sich im Kreis Kleve die Wirtschaftsdüngerimporte aus den Niederlanden von 1618 Tonnen im Jahr 2014 auf 308 Tonnen im Jahr 2020 reduziert haben.

Auch in der Studie der Hochschule wird Bezug auf den Nährstoffbericht der Landwirtschaftskammer NRW genommen: „Mit dem gerade erschienenen Nährstoffbericht der Landwirtschaftskammer sehen wir, dass Landwirte im Kreis Kleve auf dem Weg sind, Nährstoffüberschüsse zu reduzieren. Wir möchten dabei unterstützen, für diesen Weg weitere Lösungsmöglichkeiten zu finden“, sagt van der Wiel. Das Hochschul-Team suche nun nach Partnern: „Wir freuen uns über jeden Landwirt, Unternehmer und Vertreter anderer Interessensgruppen, die sich bei uns melden, um mit uns gemeinsam nach Lösungen zu suchen.“

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