Gefährdete Tiere am Niederrhein Nesträuber gehen in die Fotofalle

Niederrhein · Trauerseeschwalben sind vom Aussterben bedroht. Das Naturschutzzentrum Kreis Kleve arbeitet dagegen mit allen technischen Finessen: Die Nester der Vögel werden videoüberwacht. Der Erfolg: Der Bestand wächst.

Die Entwicklung der vergangenen drei Jahre stimmen Naturschützer im Bezug auf die Verbreitung der Trauerseeschwalben optimistisch. Die einzigen Brutplätze in Nordrhein-Westfalen sind der Bienener Altrhein in Praest, der Reeser Altrhein und das Millinger Meer. Diese Altarme des Rheins eignen sich aufgrund ihrer üppigen "Schwimmblattvegetation" für die Brut der Trauerseeschwalbe.

Mit nur noch 800 bis 900 Brutpaaren ist der Vogel in Deutschland vom Aussterben bedroht. Allerdings kann sich die aktuelle Statistik für Nordrhein-Westfalen durchaus sehen lassen. Während es 2012 etwa 29 Brutpaare zu verzeichnen gab, waren es in diesem Jahr bis zu 38.

Seit etwa 16 Jahren arbeitet das Naturschutz-Zentrum Kreis Kleve an einem Projekt, das den Trauerseeschwalben die Brut vereinfacht. So wurden kleine Schaumstoff-Flöße entwickelt, die den brütenden Paaren einen sicheren Ort zur Eiablage bieten. Das ist notwendig, weil die Pflanzen, die den Vögeln normalerweise zur natürlichen Ablage der Eier dienen, vom Niederrhein mehr und mehr verschwunden sind.

Da es aber immer wieder vorkam, dass die künstlichen Nester geplündert wurden, stellte die Stöckmann-Stiftung aus Essen finanzielle Hilfen zur Verfügung. Mit dieser Unterstützung wurden Kameras aufgestellt, um die Fressfeinde zu ermitteln.

"Seit drei Jahren läuft diese Art der Forschung jetzt", berichtet Diplom-Biologe und Mitglied des Naturschutz-Zentrums Achim Vossmeyer. Bei den Apparaten handelt es sich um Fotofallen für die Videoüberwachung der Nist-Flöße. Nach der Auswertung von über 400 000 Bildern, die 15 Fotofallen aufnahmen, war klar, dass Blesshühner, Karpfen und Waldohreulen die größte Bedrohung für die Eier und Küken darstellen.

Die Karpfen verursachen während des Laichens heftige Wasserbewegungen, die die Eier von den Flößen spülen. Waldohreulen, die zu den natürlichen Fressfeinden der Trauerseeschwalbe zählen, vergreifen sich hingegen an den schon geschlüpften Küken.

Mit diesem Wissen konnten entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Es wurden beispielsweise Drahtnetze über die Flöße gespannt, um die Küken vor den Eulen zu schützen. Zusätzlich befestigte man Schaumstoffringe auf den Flößen, um das Gelege vor den Karpfen zu schützen.

Die jetzt vorliegenden Ergebnisse lassen laut Achim Vossmeyer auf einen "guten Bruterfolg in der Zukunft" hoffen. Denn offensichtlich haben die Schutzmaßnahmen sich bewährt. Die Brutpaare können seit Einführung der Fotofallen statistisch betrachtet wieder mehr als einen Jungvogel pro Paar großziehen.

(RP)
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