Kreis Kleve Nachfolger-Suche als Herausforderung

Kreis Kleve · Die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve hat das Problem mit zwei Informationsveranstaltungen vor 130 aktuellen oder künftigen Firmenchefs bereits thematisiert. Der richtige Kandidat ist in vielen Branchen derzeit (noch) Wunschdenken.

Die Zahlen sind alarmierend. 22 000 Unternehmen stehen in der Bundesrepublik zur Übergabe an - allein 4 800 davon sind in Nordrhein-Westfalen beheimatet. 32 000 Arbeitsplätze gehen in jedem Jahr nur dadurch verloren, dass die Firmeninhaber keinen Nachfolger finden. Mal gibt es keinen Wunschkandidaten, dann fehlt ihm die entsprechende Eignung, ein weiteres Mal lässt sich beim besten Willen aller Beteiligten keine angemessene Finanzierung "auf die Beine stellen".

Kurzum: Die Nachfolge-Suche ist für den heutigen Firmenchef eine der ganz besonderen Herausforderungen - auch im Kreis Kleve. Bereits mit zwei Info-Veranstaltungen hat die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve sich in jüngster Vergangenheit des Themas angenommen. Insgesamt 130 derzeitige und künftige Firmenchefs folgten der Einladung. Ein deutliches Zeichen dafür, dass das Thema auch zwischen Schwanenburg und Geldertor beschäftigt. "Es freut uns vor jeder Veranstaltung ganz besonders, wenn wir in der Teilnehmerliste die Unternehmer mit ihren erwachsenen Söhnen oder Töchtern sehen. Das lässt hoffen", so Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers.

Dann gehe es häufig lediglich noch um das "Wie", nicht um das "Wer". Fragt man nach derzeitigen "Übernahmekandidaten", so kommt zwar prompt der Fingerzeig auf datenschutzrechtliche Probleme, aber die Hinweise auf deren Branchen lassen vermuten: Die Herausforderung zieht sich auch bei uns durch alle Bereiche.

Da gebe es eine traditionsreiche Schmiede, einen gut im Markt etablierten Lebensmittelproduzenten, einen von der Familie geprägten Fast-Food-Anbieter, gleich zwei Reifen-Händler, ein hochkarätiges Möbelhaus mit Tradition, gleich mehrere Autohäuser, einen namhaften Fensterbauer, einen Messebauer, ein Unternehmen aus der Druckerei-Sparte - die Liste lasse sich für den Kreis Kleve problemlos weiter fortschreiben. Auch der Hinweis auf die Betriebsbörsen bei der Industrie- und Handelskammer zu Duisburg und der Handwerkskammer Düsseldorf lässt nicht lange auf sich warten.

"Nur jedes zweite Unternehmen schafft den Wechsel in die zweite Generation, nur drei Prozent aller Firmen sind noch in der dritten Generation am Markt", äußerte sich Sigrid Baum, Inhaberin der Baum-Kommunikation - Agentur für Unternehmensberatung im Rahmen der jüngsten Kreis-WfG - Veranstaltung in Kevelaer.

Der Generationswechsel berühre Emotionen - und es sei ganz besonders schwierig, vor dem bald scheidenden Unternehmer die Qualität der eigenen Söhne und Töchter in Frage zu stellen und einen externen Geschäftsführer vorzuschlagen, falls notwendig. Dr. Stephan Knöpfli, promovierter Betriebswirtschaftler mit heutigem Sitz in Wachtendonk, geht soweit, dass er sagt: "Ein Unternehmer sollte zu jedem Zeitpunkt wissen, wann und zu welchen Bedingungen er sein Unternehmen an wen verkaufen beziehungsweise übertragen möchte". Knöpfli rundete die erste Kreis-WfG-Veranstaltung im Hotel Seepark in Geldern ab, in der auch Dr. Rainer Müller als Wirtschaftsprüfer warnte: "Handwerkliche Fehler bei der steuerlichen Konzeption können existenzbedrohend sein", so Dr. Müller. Und ergänzt: "Eine Übertragung nur aus Gründen der Erbschaftssteuer ist nicht sinnvoll."

(RP)
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