Kleve/Kranenburg Nach der Schlecker-Pleite zum Azubi

Kleve/Kranenburg · Es war ein langer Weg mit Höhen und Tiefen - jetzt ist Ulrike Dietze aus Kranenburg überglücklich im neuen Job. Die 57-Jährige hat vor vier Jahren nach der Pleite von Schlecker von der Verkäuferin zur Altenpflegehelferin umgeschult.

 Ulrike Dietze (l.), ehemalige Mitarbeiterin der Drogeriemarktkette Schlecker, ist jetzt in ihrem neuen Beruf angekommen. Mit ihr freuen sich Damian Janik von der Agentur für Arbeit Wesel und Jutta Manz vom Seniorenhaus Burg Ranzow, wo die 57-Jährige nun als Altenpflegehelferin arbeitet.

Ulrike Dietze (l.), ehemalige Mitarbeiterin der Drogeriemarktkette Schlecker, ist jetzt in ihrem neuen Beruf angekommen. Mit ihr freuen sich Damian Janik von der Agentur für Arbeit Wesel und Jutta Manz vom Seniorenhaus Burg Ranzow, wo die 57-Jährige nun als Altenpflegehelferin arbeitet.

Foto: Agentur für Arbeit

Mit unermüdlichem Engagement und auf verschiedenen Wegen versuchte die langjährige Schlecker-Beschäftigte Ulrike Dietze wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Mit Unterstützung der Arbeitsagentur hat sie diesen Prozess erfolgreich gemeistert. Ihr neuer Arbeitgeber ist begeistert von der Power-Frau.

"Ich bin stolz auf mich selbst, das war genau die richtige Entscheidung!" Wer kann das schon von sich sagen? Ulrike Dietze kann. Mit 53 Jahren drückte die Kranenburgerin noch einmal den "Reset"-Knopf ihrer beruflichen Biografie und begann eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin. Heute, vier Jahre später, gehört sie zum festen Team des Cellitinnen-Seniorenhauses Burg Ranzow in Kleve-Materborn. Ihre Chefin Jutta Manz möchte sie nicht mehr missen.

Doch bis dahin war es ein langer Weg für Ulrike Dietze, die 25 Jahre bei der Drogeriekette Schlecker beschäftigt war. "Das war mein Leben, da wollte ich bis zur Rente bleiben. Nach der Pleite 2012 war mein ganzes Leben kaputt", erinnert sie sich. Es folgten: 80 erfolglose Bewerbungen im Einzelhandel, einige Einladungen zu Einstellungstests, eine Probearbeit in einem Call Center und eine Fortbildung im kaufmännischen Bereich. Aber das war es alles nicht, wie Ulrike Dietze ernüchtert feststellte.

Immer wieder besprach sie mit ihrer Arbeitsvermittlerin Jasmin Beyer von der Agentur für Arbeit Kleve das weitere Vorgehen. "Was machen Sie richtig gerne? Was können sie sich vorstellen?" Über diese Fragen näherten beide sich dem Thema Altenpflege, erzählt Dietze: "Ich habe immer mit alten Menschen zu tun gehabt, entweder im Drogeriemarkt oder im Privaten." Bei der Arbeitsagentur weiß man, dass Pflegekräfte sehr gefragt sind, diese Tätigkeit aber nicht jedem liegt. Dietzes Arbeitsvermittlerin empfahl daher zunächst ein Praktikum, die Wahl fiel auf das Cellitinnen-Seniorenhaus Burg Ranzow in der Nachbarschaft. Dort gab man ihr gerne die Möglichkeit, wie Einrichtungsleiterin Jutta Manz betont: "Bei uns bekommt jeder eine Chance. Verständnis, Rücksicht und Respekt müssen neue Mitarbeiter mitbringen. Lebenserfahrung ist häufig hilfreich, weil unsere Bewohner älter sind, so kommt man besser mit ihnen ins Gespräch und versteht sie. Außerdem ziehen die ,alten Hasen' die Jüngeren mit." Nach wenigen Wochen war für Ulrike Dietze klar: "Das ist meine Welt. Man bekommt so viel von den Bewohnern zurück. Es ist eine anspruchsvolle Arbeit, aber auch sehr erfüllend".

Gefördert hätte die Arbeitsagentur auch die dreijährige Ausbildung zur Altenpflegerin, doch die ehemalige Filialleiterin entschied sich für die einjährige Ausbildung zur Altenpflegehelferin. "Zehn Jahre früher hätte ich die lange Ausbildung gemacht, aber ich kann mich realistisch einschätzen und wollte lieber eine gute Pflegehelferin werden." Mit einem Notendurchschnitt von 1,6 hat sie die Ausbildung sogar sehr gut geschafft, auch wenn das Lernen schwierig und sie dank ihres Alters die "Mutti der Klasse" war, wie sie schmunzelnd erzählt. Zwei der vier Praxisblöcke leistete sie in der Burg Ranzow und im benachbarten Haus Monika für demenzkranke Bewohner. Im Anschluss an die Prüfung stellte die Einrichtung sie umgehend ein, zunächst zwei Jahre befristet und seit Ende letzten Jahres unbefristet.

"Die Lebensqualität stimmt wieder", resümiert Ulrike Dietze. Sie hat einen Tipp für andere in ähnlicher Situation: "Ich kann nur jedem empfehlen, den inneren Schweinehund zu bekämpfen und noch einmal etwas Neues zu lernen. Ich habe es mit Unterstützung geschafft - es lohnt sich!"

Damian Janik, Bereichsleiter bei der Agentur für Arbeit Wesel, kann das nur bestätigen: " Weiterbildungen, neue Ausbildungen und lebenslanges Lernen sind ein dauerhaftes Thema. Auch mit ,50 plus' macht das noch Sinn, wie man an dem Beispiel von Frau Dietze eindrucksvoll sehen kann."

(RP)
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