Kleve Nach Aschermittwoch bewusster leben

Kleve · Am Mittwoch beginnt für alle Gläubigen die Fastenzeit. Nach dem Karnevalstrubel sollen sie zur Ruhe kommen, Dinge wieder bewusster tun und über ihr Leben nachdenken. Pfarrer aus der Region berichten, wie sie die Fastenzeit gestalten.

Auch wenn es so manchem Karnevalisten heute vielleicht so vorkommen könnte: "Aschermittwoch und die anschließende Fastenzeit sind keine trübsinnige Zeit", sagt Kleves Propst Johannes Mecking.

Es handele sich vielmehr um eine Gelegenheit, innezuhalten, sich Zeit für Dinge zu nehmen, die man sonst nur nebenbei erledigt. Zudem gehe es in dieser intensiven Phase darum, sich des ewigen Lebens bewusst zu werden. "Aus dieser Vorratskammer kann man dann schöpfen, wenn nach der Fastenzeit der ganz normale Alltag wieder beginnt", rät Mecking.

Das Aschekreuz, das heute in vielen Gottesdiensten im Kreis ausgeteilt wird, habe am Niederrhein eine größere Bedeutung als in anderen Regionen, meint Mecking. "Das liegt vermutlich an der großen Bedeutung des Karnevals und damit auch des Aschermittwochs als Kontrapunkt." Viele Schulen stellen heute Morgen ihre Schüler frei, damit sie den Gottesdienst besuchen können.

Der Propst selbst will sich während der Fastenzeit mehr Zeit für intensive Gebete nehmen. "Ich trinke sowieso fast keinen Alkohol und habe auch aus Prinzip keinen Fernseher. Deshalb würde ein Verzicht darauf auch keinen Sinn machen", erklärt er.

Auch die Protestanten begehen heute einen besonderen Tag. Pfarrer Achim Rohländer aus Kleve hält heute vor allem Kindergottesdienste und nutzt dabei das Bild von Jesu in der Wüste. "Auch in unseren Leben gibt es immer wieder Wüstenzeiten, in denen nicht alles so läuft wie erhofft", sagt Rohländer. "Wir sollten darauf vertrauen, dass Gott uns in diesen Zeiten Kraft schenkt." Die Fastenzeit sei eine selbst gewählte "Wüstenzeit", in der aber nicht nur verzichtet werden müsse. In dieser Zeit sei es wichtig, "die Stellschrauben einmal anders auszurichten und anderes auszuprobieren."

Die evangelische Kirche wählt jedes Jahr wieder ein neues Motto zur Fastenzeit, diesmal lautet es "Riskier was, Mensch!". Diesen Leitspruch will sich auch Pfarrer Rohländer zu Herzen nehmen und sich mal etwas trauen. "Ich habe mir vorgenommen, es nicht immer allen recht machen zu wollen, sondern öfter einmal zu meiner Meinung zu stehen und auch die Konfrontation zu suchen", kündigt er an.

Jürgen Lürwer ist katholischer Pfarrer in St. Antonius Bedburg-Hau und feiert heute sowohl Schulgottesdienste als auch einen Gottesdienst für Senioren. Er sieht den Aschermittwoch und die Fastenzeit als Einladung, das Leben bewusster zu leben. "Ich esse gerne Süßes und möchte, was das angeht, in der Fastenzeit mal etwas auf die Bremse treten", beschreibt er seine Pläne.

Michael Rübo, Klever Diakon, lässt sich das Aschekreuz heute Abend in der Unterstadtkirche austeilen. "In der Fastenzeit möchte ich mir selber Herausforderungen setzen und kleine Opfer bringen", sagt er. Auch er will auf bestimmte Nahrungsmittel verzichten und freut sich auf die "figürlichen Nebeneffekte". "Ich möchte mich aber auch aus manchen Aktivitäten herausnehmen", ergänzt er.

(RP/ac)
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