Ruhestand Nach 50 Jahren: Friseur van Berkum aus Kellen hört auf

Kleve · Am Samstag schließt der Friseurmeister sein Geschäft auf der Emmericher Straße.

   Jürgen van Berkum legt nach einem halben Jahrhundert Jahren als Friseur Kamm und Schere beiseite.

Jürgen van Berkum legt nach einem halben Jahrhundert Jahren als Friseur Kamm und Schere beiseite.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Er ist zwar nicht der „Barbier von Sevilla“ aus RossinisOper, aber in Kellen ist Jürgen van Berkum seit Jahrzehnten ein Begriff in Kellen. Am Samstag schließt der Friseurmeister sein Geschäft auf der Emmericher Straße. „Ich war immer sehr zufrieden mit Jürgen“, sagt Otmar van de Laak, der mehr als 20 Jahre lang Stammkunde war und dem zum letzten Mal sein Bart gestutzt wurde. „Das war immer schön bei ihm. Man wusste viel über Kellen und konnte immer Termine bekommen. Ich bin schon ein bisschen traurig.“

Der 65-jährige Fast-Rentner Jürgen van Berkum wuchs in der Klever Oberstadt auf und drückte als Kind die Schulbank in der Christus-König-Schule an der Lindenallee. „Ursprünglich wollte ich Fotograf werden. Ich kannte damals auch Fritz Getlinger, der für die Rheinische Post fotografierte“, sagt er. Ein Hobby ist das noch heute für ihn, doch van Berkums beruflicher Werdegang war ein anderer. Da schon ein Onkel und ein Vetter Friseure waren, begann der damals 14-Jährige in Kellen bei Kurt Büchi die dreijährige Ausbildung, frisierte dort anschließend noch als Geselle. „Der war der führende Friseur in Kleve“, erinnert er sich gerne an den Obermeister. Nach Bundeswehr und kurzem Abstecher zur Fernseh- und Radio-Abteilung im Klever Kaufhof war er im Salon von Alfons Osterkamp beschäftigt. „Um zur Meisterschule zu gehen, musste man nach der dreijährigen Ausbildung vier Jahre als Geselle arbeiten“, sagt van Berkum, der danach in der World School im Inter-Studio-Harder in Duisburg lernte. „Das war wie im Internat, eine Ganztagsschule. Nur am Wochenende war ich daheim“, erzählt der 65-Jährige. Im Dezember 1977 wurde ihm der Meisterbrief überreicht. In den folgenden Jahren reiste er auch mal durch die Republik. Immer wieder heuerte er zwischendurch bei Friseur Franz Jansen in Kellen an. „Franz konnte mich immer gebrauchen“, erzählt Jürgen van Berkum, der schon am Bodensee und in Schleswig-Holstein Schere und Bürste in die Hand nahm. Gerne erinnert er sich daran, dass in Konstanz im Salon Zieger auch prominente Zeitgenossen auf seinem Stuhl Platz nahmen. Dazu gehörten auch Rolf Bossi, der „Anwalt der Schickeria“, und Jan Graf Bernadotte aus fürstlichem Hause von der Blumeninsel Mainau. „Den musste ich erst mal fragen, wie ich ihn ansprechen darf“, sagt van Berkum schmunzelnd.

Selbstständig wurde er ab 1995 in seinem Friseurgeschäft auf der Emmericher Straße, zunächst Hausnummer 200, ab 1999 bis heute gleich nebenan, Nr. 198. „Ich mach das immer mit Herzblut“, sagt der Vater zweier erwachsener Söhne, der besonders seiner Frau Marita dankt: „Sie hat mich über 20 Jahre immer tatkräftig unterstützt.“

Der Herren-Salon in Kellen schließt am Samstag zwar seine Pforten, „aber bei einigen älteren Herrschaften komme ich noch auf Hausbesuch“. Mehr als 50 Jahre im Friseurhandwerk war für Jürgen van Berkum eine spannende Zeit. Wenn er an die vielen Kollegen denkt, hat er auch ein bisschen Wehmut: „Die Guten gehen alle von Bord!“

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