Kleve Nach 24 Jahren: Mr. Kaufhof geht von Bord
Kleve · Herbert Wetzels (63) übergibt die Geschäftsführung des Klever Kaufhofs an Natalie Pallapies (33). Sie ist die erste Frau in der seit 1929 währenden Klever Kaufhof-Geschichte, die diese Position übernimmt. Wetzels hat abenteuerliche Pläne.
Er war das Gesicht des Klever Kaufhofs. Am kommenden Freitag endet für Herbert Wetzels nach 24 Jahren seine Zeit als Geschäftsführer. "Das sind sehr emotionale Tage für mich", sagt der 63-Jährige, der "voller Dankbarkeit aber auch mit ein wenig Stolz" auf seine Zeit in der Schwanenstadt zurückblickt.
Wetzels' Nachfolgerin wird Natalie Pallapies, die als erste Frau seit 1929 die Geschäftsführung am Standort Kleve übernimmt. Die 33-Jährige ist ein Kaufhof-Eigengewächs, begann 1999 als Abiturientin ihre Ausbildung im Unternehmen und hat in zwölf Jahren eine Karriere von der Abteilungsleiterin bis zur Geschäftsführerin hingelegt. Dabei führte ihr Weg über die Filialen Aachen, Düsseldorf, Köln, Trier, Bonn, Coburg, Oberhausen und zuletzt Witten. "In Kleve möchte ich langfristig bleiben", betont die gebürtige Dortmunderin, die bereits eine Wohnung in der Schwanenstadt bezogen hat.
"Ich komme hier in Kleve in ein sehr gut bestelltes Haus mit einem hochmotivierten Team", sagt die neue Geschäftsführerin. Die Klever Innenstadt sei attraktiv. Es lohne sich, dort einzukaufen. Und sie freut sich über die vielen niederländischen Kunden. Pallapies kündigt an, sich auch im Stadtmarketing zu engagieren, "um Kleve als Einkaufsstadt noch weiter nach vorne zu bringen". In den kommenden Tagen will sie sich mit Vertretern des Klever City Netzwerks (KCN) treffen. Bei dieser Gelegenheit will sie sich auch über die geplante Minoritenplatzbebauung und das Bauvorhaben des Erlangener Investors Sontowski für das große Geschäftshaus informieren.
Wetzels bricht seine Zelte in Kleve nun endgültig ab. Wenn man das so sagen kann, denn sesshaft ist der 63-Jährige hier nie geworden. 24 Jahre lang pendelte er werktäglich zwischen Mönchengladbach und seinem Arbeitsort hin und her. "Hätte ich gewusste, dass ich so lange hier bleiben würde, hätte ich mir hier sicherlich eine Wohnung gesucht. Dann hätte ich mich auch noch stärker in Kleve einbringen können. Rückblickend betrachtet, ist das ein echter Fehler gewesen", räumt Wetzels ein. In der Schwanenstadt bekleidete der Kaufhof-Geschäftsführer mehrere Ehrenämter, die er jetzt komplett niederlegen wird.
Der Kaufmann hat neue Pläne — und die sind ziemlich ungewöhnlich. So will der 63-Jährige einen großen Teil seines Ruhestands in Nordfriesland verbringen. Die Gegend um St. Peter-Ording und Eiderstedt hat es ihm besonders angetan. "Und an Sylt habe ich mein Herz verloren", sagt Wetzels. Der Mönchengladbacher bemüht ein weiteres Bild, um seine Liebe zu seiner neuen Heimat zu beschreiben: "Die Nordsee ist für mich die Tankstelle mit der optimalen Oktan-Zahl."
Doch nicht nur das Land, auch die Leute haben es Wetzels angetan. Deswegen lernt der 63-Jährige das Plattdeutsche. "Und zwar so, wie wir es in Nordfriesland sprechen", sagt Wetzels. Erste Kenntnisse hat er bereits, die will er jetzt ausbauen. Doch dabei soll es nicht bleiben. Wetzels will sich an der Universität in Kiel einschreiben und Friesisch lernen. "Das wird vielleicht nur noch von 10 000 Menschen gesprochen. Diese Sprache muss man bewahren."
Damit nicht genug. Wer sich mit dem Gedanken trägt, eine Wanderung durchs Wattenmeer zu buchen, wird dabei vielleicht einmal von Herbert Wetzels geführt werden. Er will sich nämlich zum Ranger im Nationalpark Wattenmeer ausbilden lassen. "Der Naturschutz ist mir sehr wichtig", betont der 63-Jährige, der sich auch weiterhin für die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft engagieren will.
An Plänen mangelt es Wetzels also nicht — und das sei auch gut so. "Wer planlos durchs Leben geht, wird wenig Erfüllung finden", gibt "Mister Kaufhof" den ihm lieb gewordenen Klevern mit auf den Weg.