Kreis Kleve Musical-Erfahrung hilft beim Referat

Kreis Kleve · König der Löwen, Tarzan oder Sister Act: Die Begeisterung für Musicals ist ungebrochen. Doch es muss nicht immer die große Starproduktion sein. Auch im Kreis Kleve gibt es eine Menge zu sehen Andreas Notz und Lorena Kadriu erzählen.

Wenn er auf die Bühne tritt, dann ist er der Weltenwanderer. Dann vergisst Andreas Notz, dass er am Vormittag noch eine Klausur im Deutsch-Leistungskurs geschrieben hat. Und dass er gerade 1,5 Stunden in der Maske sitzen musste, um sich vom Schüler des Liebfrauen-Berufskollegs in Geldern in den Weltenwanderer zu verwandeln.

Damit gerechnet, dass er die männliche Hauptrolle bekommt, hatte er nicht. "Ins Casting bin ich mit einer Egal-Einstellung gegangen", gibt der 18-Jährige zu. "Geprüft" wurde er in den Bereichen Singen, Tanzen und Schauspielern.

Fürs Singen hatte er sich "Ich gehör' nur mir" aus dem Musical Elisabeth herausgesucht. "Dass es eine Frau singt, habe ich mit Humor genommen und der Jury gesagt, dass ich mein Kleid vergessen habe", sagt der Schüler und grinst.

Dass seine Rolle als Weltenwanderer keine Tanzeinlagen hat, ist ihm recht. Im Stück "Das Mädchen und der Weltenwanderer" verliebt er sich in ein Menschenmädchen. "Das ist allerdings in seiner Welt verboten und das Mädchen muss viele Prüfungen bestehen", erklärt Manuela Kempkes, die die weibliche Hauptrolle an der Seite von Andreas spielt.

Andreas Notz ist "total froh", zum Casting gegangen zu sein. Auch persönlich hat er aus der Musical-Erfahrung einiges für sich ziehen können. "Ich bin viel offener geworden und traue mir mehr zu", sagt der Jugendliche. "Wenn ich jetzt ein Referat halten muss, denke ich, dass das nichts Schlimmes ist. Denn immerhin habe ich jeden Tag, mehrere Tage hintereinander, vor 360 Leuten auf der Bühne gestanden."

Während es für Andreas Notz das erste Mal war, dass er auf der Bühne stand, kennt Lorena Kadriu die Erfahrung vor Publikum zu spielen und zu singen seit ihrem ersten Schuljahr. "Mich fasziniert das, weil ich gerne Musik mag", sagt die Elfjährige. In ihrer Freizeit spielt die Schülerin des Klever Konrad-Adenauer-Gymnasiums Klavier. In der Schule nahm sie am Wahlpflichtkurs "Musical" von Martha Seuken teil. "Außer dem musikalischen und schauspielerischen Talent erfordert ein Musical auch viel Zusammenarbeit", sagt die Pädagogin. "Die Gruppe ist in der Zeit intensiv zusammengewachsen." Außerdem lernen die Schüler, eine Sache auf den Punkt zu bringen.

Für Lorena ist Spaß ein wesentlicher Faktor. Dann lässt es sich verkraften, dass eigene Hobbys in der heißen Probenphasen zurückgesteckt werden müssen. Sie sagt: "Auch das Länger-in-der-Schule-bleiben wird letztendlich doch belohnt, wenn alles gut bei der Aufführung geklappt hat." Aktuell beginnen die Proben für die Aufführung des Musicals in der Klever Stadthalle im Juli.

In "Coco Superstar" spielt sie eine Lehrerin. "In dem Stück geht es um einen Superstar und die Möglichkeit, dass die Schüler einen Backstage-Pass kriegen können", erklärt das Mädchen — daran entzündet sich ein Konflikt zwischen Lehrern und Schülern. Das Ende wird natürlich noch nicht verraten.

Lampenfieber hat Lorena Kadriu nach all den Jahren noch immer, trotz aller Proben. "Ich habe schon überlegt, später Schauspielerin zu werden", sagt die Sechsklässlerin auf die Frage, ob sie später auch beruflich auf der Bühne stehen möchte. Architektin wäre eine Alternative. "Wer weiß, was die Zeit bringt", sagt die Elfjährige. Demnächst sieht sie sich erst einmal ein Stück von den "Profis" an. Mit Freunden besucht sie das Musical "Ich war noch niemals in New York".

Andreas fände es "cool, ein Leben lang auf der Bühne zu stehen", sagt der 18-Jährige. "Aber das Business ist hart." Lieber möchte er in den Bereich Journalismus. "Das hat auch viel mit Sprache zu tun, so wie Theater und Musical."

(RP)
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