Bedburg-Hau-Moyland Beuys und die Bienen

Bedburg-Hau-Moyland · Die Kunst.Bewegt-Reihe des Museums Schloss Moyland beschäftigt sich mit dem Thema Bienen. Im Werk von Beuys und als „soziale Plastik“. Eine Fotodokumentation von Ute Klophaus erinnert an die Honigpumpe.

 Die Dokumentation der Honigpumpe an der Wand ist ein zentrales Element der Ausstellung. In der Vitrine sind die Liegende mit Bienenkorb von 1952 und ein Honigeimer zu sehen.

Die Dokumentation der Honigpumpe an der Wand ist ein zentrales Element der Ausstellung. In der Vitrine sind die Liegende mit Bienenkorb von 1952 und ein Honigeimer zu sehen.

Foto: Matthias Grass

Und stets rumorte die Pumpe im Hintergrund: 1977 schuf Joseph Beuys ein Haupt-Werk der documenta 6. „Die Honigpumpe am Arbeitsplatz“ pumpte im Fridericianum in Kassel 150 Kilo Honig durch ein Schlauchsystem, das überall im Haus pulsierte. Neben der eigentlichen Honigpumpe rotierte eine Kupferwelle in 100 Kilogramm Margarine. Und dazu Beuys, der nebenan in der von ihm gegründeten „Free International University“ 100 Tage lang Im Schatten der rumorenden Pumpe mit den Besuchern diskutierte. Was blieb, sind die abgelegten Schläuche und eine Fotodokumentation von Ute Klophaus. Eine Auswahl der Fotos ist derzeit in „Moyländer Hängung“, so die kommissarische künstlerische Leiterin von Museum Schloss Moyland, Barbara Strieder, zentral in der neuen Ausstellung „Beuys‘ Bienen“ im Rahmen der Reihe Kunst.Bewegt zu sehen.

Es ist ein stiller Raum, der all das vereint, was die Ausstellung in der ersten Etage des Schlosses bietet: Den Beuys auf der documenta „in action“, die wunderbar  zarten Zeichnungen der frühen Jahre und mittig im Raum eine Vitrine mit im wegen der empfindlichen Blätter stark gedimmten Licht glänzenden Honigeimern. Beschriftet von Beuys stehen sie da neben einer Edition von Klaus Staeck zum Thema. Es sind Eimer, in denen früher Honig verschickt und gelagert wurde.

„Für Joseph Beuys gehörten die Bienen zu den wichtigsten Tieren, an deren Lebensweise er einen Zusammenhang zum Menschen erfassen und darstellen wollte. Nicht die rein wissenschaftliche Sicht war es, die seine Befasstheit mit dem Leben der Bienen prägte, sondern die Frage, wie diese Beschäftigung tiefere Einsichten in unser Verhältnis zu Prozessen in der Natur ermöglichen kann“, sagt Barbara Strieder. Sicher steht bei Beuys Fett und Filz im Vordergrund, wenn man an seine wichtigen Arbeiten denkt, aber gerade Honig und Wachs stehen für die Prozesse der sozialen Plastik, die der in Kleve geborene Düsseldorfer Akademieprofessor entwickelte, so Strieder. Sie stehen bei ihm für Wärme, Umwandlung sowie plastische, soziale und heilende Prozesse. Strieder zitiert den Künstler, der 1975 in einer (später abgedruckten) Diskussion sagte: „Ich habe so eine Art plastische Theorie, wo der Wärmecharakter, die Wärmeskulptur eine große Rolle spielt, ausgebildet, die sich schließlich auf das ganze Soziale ausdehnt (...). Und in diesen ganzen Zusammenhängen muss man das sehen mit der Biene.“ Beuys habe also anhand der Bienen, ihrer Erzeugnisse und der Vorgänge im Bienenstock die für seine Plastische Theorie grundlegenden Gegensatzpaare beobachtet: warm zu kalt, amorph zu kristallin, flüssig zu  fest, erläutert die Kunsthistorikerin.

Schon ganz früh beschäftigte sich Beuys mit dem Thema Bienen. Bei der documenta war auch eine plastische Arbeit von 1952 dabei, die Bienenkönigin, die in Moyland nur als Fotografie zu sehen ist. Doch die Moyländer punkten wieder mit den frühen Blättern. Da stehen zarte, fast durchsichtige Honigsammlerinnen auf den Blättern, durchscheinend in der nur dünn gesetzten Beize. Ein anderes Blatt zeigt eine Liegende  in fast klassischer Pose mit Bienenkorb – hier ist die Beize so dick aufgetragen, dass sie an den späteren Braunkreuz-Farbton erinnert. Schön auch die Bienenkönigin mit filigranen Flügeln und blauer Blüte im Hintergrund.

Ein anderes, ebenfalls zart-farbiges Blatt, ist auf einen Briefumschlag gemalt. Da schimmert sogar rücklings noch seine Adresse durch: „Kleve, Tiergartenstraße“, sagt Strieder und weist mit dem Finger auf den noch zu erahnenden Schriftzug auf der Rückseite. „Man sieht, dass in den frühen Blättern schon das späte Werk angelegt ist, dass die Ideen für die späteren Arbeiten hier entwickelt wurden, wir hier also einen großen Fundus haben“, sagt die Kunsthistorikerin.

Strieder hat die Ausstellung mit 42 kleinen und großen Zeichnungen und einer Lithografie in drei Räumen thematisch geordnet. Mittendrin die Fotowand von Klophaus und die Honigeimer. Das beginnt mit den Arbeiten, die Beuys als „Aus dem Leben der Bienen“ betitelte, nach einem Buch von Karl von Frisch (das in einer Vitrine hinzugefügt wurde). Dann folgt besagter Raum „Honigpumpe am Arbeitsplatz“ und schließlich der Saal rund um die „Bienenkönigin“.

 Die Bienenkönigin, eine Beuys-Arbeit von 1956.

Die Bienenkönigin, eine Beuys-Arbeit von 1956.

Foto: Museum Schloss Moyland

Die Ausstellung  „Beuys‘ Bienen“ wird am Sonntag um 15.30 Uhr eröffnet. Barbara Strieder führt in das Thema ein, Franz-Josef Kuhnigk vom Tropischen Gewächshaus der Hochschule Rhein-Waal und Imker Marco Janßen referieren über „Honigbienen – Wunder der Natur“. Es wird ein Katalog erscheinen, die Ausstellung ist bis 11. September zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort