Kleve Mozarts "Entführung aus dem Sereil" im Burghof
Kleve · Das Collegium, ergänzt mit Blasinstrumenten und Schlagwerk sowie dem "Chor der Janitscharen", begeisterte.
Dieses Jahr fand das Sommerkonzert des Collegium Musicum wieder in der wunderbaren Kulisse des Innenhofs der Schwanenburg Kleve statt. Und dieser konnte die Menschenmengen, die heranströmten, kaum fassen: auf Stühlen und Treppenstufen nahmen die Zuhörer Platz, um der konzertanten Aufführung von Mozarts berühmten Singspiel "Die Entführung aus dem Serail" nach Markus Sauer zu lauschen. Johannes Feldmann hatte dazu "seine" Streicher des Collegiums ergänzt mit Blasinstrumenten und Schlagwerk sowie einem "Chor der Janitscharen". Den Part des Erzählers übernahm wortgewandt und mit Witz Markus Sauer selbst als Bassa Selim, der die Handlung erklärte und vorantrieb. Mozarts Singspiel steckt voller Nummern, die die deutsche Romantik vorwegnehmen und so ins Ohr gehen, dass die "Entführung" schon zu Mozarts Lebzeiten seine berühmteste Oper war. Mit viel Stimme und Gesten war in Kleve auch gar keine weitere Aktion nötig: so munter wünscht man sich manche szenische Produktion.
Für den erkrankten Tenor Siyabonga Maqungo als Belmonte sprang aus Vojtech Kadera aus Prag ein, dem hierfür besonderes Lob gebührt. Er fügte sich nahtlos in das Ensemble ein und strahlte Selbstbewusstsein aus, um die Rolle von Konstanzes Verlobtem auszufüllen. Ralf Riehl als Osmin gab die raumfüllendsten Männerstimme des Tages mit seinem schönen, volumigen und wendigen Bass, der auch in den Tiefen noch klang und z.B. in seiner Arie "O wie will ich triumphieren" wunderbar die Schlinge um den Hals der Fliehenden legte. Der junge Hu Xiaoke als Pedrillo war mit seinem schlankem Tenor gut besetzt und ließ auch bei der Weinverkostung "Vivat Bacchus" Humor erkennen. Sopranistin Nina Koufochristou Konstanze gilt volle Bewunderung, wie sie ihre anspruchsvollen Partien im Freien klar und sauber intonierte.
Dem stand die (wohlbemerkt brünette) Rosemarie Weissgerber als Pedrillos Geliebte Blonde in nichts nach. Mit Charme und Esprit wickelte sie die Männer um ihren Finger und sang leichtgängig ihre Partien. Im Quartett glänzten Xiaoke, Weissgerber, Kadera und Koufochristou, verziehen einander und bereuten ihre Gefühlswirren im Hochgesang auf die Liebe.
Es gab hier keine aufgesetzten Affekte oder Tempi, sondern farbenreichen Orchesterklang und imaginäres Spiel der Protagonisten unter dem großen Sonnensegel im Freien. Keine visuelle Ablenkung, sondern in der Enge des Raumes "Mozart zum Anfassen". Die Geschichte um Güte und Hass, Liebe und Vernunft, Weisheit und Intoleranz stellte die charakteristischen Eigenschaften der beiden so verschiedenen Kulturen von Orient und Okzident gegenüber.
Fabelhaft gesungen, fabelhaft interpretiert, spielerisch heiter und dazu Feldmanns sichtliches Engagement, das Orchester und Chor zur möglichen Höchstleistung motivierte: Tosender Applaus galt dieser gelungenen Aufführung.