Kreis Kleve Modellversuch am Klever Berufskolleg

Kreis Kleve · An der Klever "Berufsschule", einer der größten im Lande, wird seit diesem Schuljahr das berufliche Gymnasium für Gesundheit angeboten. Damit beteiligt sich die Schule am Modellversuch des Landes. Mit 49 Schülern wurde gestartet.

 Joanna Groenewald (v.l.), Dominik Mironowicz, Joshua Löwe und Hannah Remy gehören zu den 49 neuen Schülern des beruflichen Gymnasiums für Gesundheit. Die praktische Arbeit, wie hier im Labor steht im Unterricht im Vordergrund. Abteilungsleiterin Helga Schittly (mitte) schauten den Schülern über die Schulter.

Joanna Groenewald (v.l.), Dominik Mironowicz, Joshua Löwe und Hannah Remy gehören zu den 49 neuen Schülern des beruflichen Gymnasiums für Gesundheit. Die praktische Arbeit, wie hier im Labor steht im Unterricht im Vordergrund. Abteilungsleiterin Helga Schittly (mitte) schauten den Schülern über die Schulter.

Foto: Evers

Gesundheitswissenschaften und Biologie als Leistungskurse, Biochemie und Psychologie als Grundkurse, genauso wie Sprachen, Mathe und Gesellschaftswissenschaften — dazu die Wahl zwischen diversen, teils berufsbezogenen Differenzierungsfächern. Der Stundenplan der 49 ersten Schüler des neuen beruflichen Gymnasiums für Gesundheit am Berufskolleg des Kreises Kleve lässt erahnen, dass es arbeitsreiche drei Jahre bis zum Zentralabitur werden.

Als eine von 15 Berufsschulen in Nordrhein-Westfalen nimmt das Berufskolleg in Kleve an einem Schulversuch der Landesregierung teil. Der soll die Schüler nicht nur zum Vollabitur führen, sondern sie bestmöglich auf ein Studium in Naturwissenschaften oder im Bereich Gesundheit vorbereiten, sagt Helga Schittly. Sie ist die Abteilungsleiterin für den Bereich "Ernährung und Gesundheit" am Berufskolleg. Vor sechs Jahren hatte sie der NRW-Landesregierung den Entwurf eines beruflichen Gymnasiums für Gesundheit unterbreitet. Der wurde damals abgelehnt.

Am Rande einer Tagung 2011 erklärte sie nochmal einem Vertreter der Landesregierung, warum der Bildungsgang wichtig ist: weil es immer mehr Berufe und Studiengänge im Gesundheitsbereich gibt, weil Fachkräfte in diesem Sektor fehlen und weil die durch den demografischen Wandel noch dringender gebraucht werden, so ihre Argumente. "Das Gespräch war wohl die Initialzündung, denn 2012 bekamen wir Bescheid, dass es das berufliche Gymnasium für Gesundheit nun doch geben wird", sagt Schittly.

Also wurden die bereits abgehefteten Pläne wieder rausgeholt und binnen eines Schuljahres umgesetzt. "Wir haben hervorragende räumliche Voraussetzungen und sind für praktische Versuche gut ausgestattet", sagt Bildungsgangleiter Erwin Dribusch.

Eben diese praktische Ausrichtung des Bildungsgangs überzeugte die neuen Schüler. "Wir werden hier wirklich auf Beruf und Leben vorbereitet. In Mathe lernen wir zum Beispiel wofür wir die Sachen brauchen und nicht einfach nur den Inhalt", sagt Hannah Remy. Die 16-Jährige ist nach der zehnten Klasse vom Gymnasium Kalkar ans Berufskolleg gewechselt, weil sie mal Biologie- und Sportlehrerin werden will. "Hier kann ich mich auf Biologie konzentrieren und zudem den Übungsleiterschein im Sport machen", sagt sie. Ausschlaggebend für ihre Wahl war aber auch, dass das Berufskolleg mit der Raboud Universität in Nimwegen kooperiert. "In den Naturwissenschaften orientieren wir uns an deren Studieninhalten, so dass unsere Schüler dort später einige Kurse nicht mehr belegen müssen", sagt Schittly.

Dominik Mironowicz will Chirurg werden. Er ist ebenfalls 16 Jahre alt und besuchte bisher die Europaschule in Emmerich. An der Hauptschule erreichte er den Realschulabschluss mit Qualifikation. Der berechtigt genauso zum Besuch des beruflichen Gymnasiums wie ein Versetzungszeugnis nach der neunten Klasse bei den G8-Gymnasiasten. Mironowicz lernte den Bildungsgang wie die meisten seiner Mitschüler beim Tag der offenen Tür kennen und hielt ihn für die beste Variante, sich auf ein Medizinstudium vorzubereiten. "Wir wollen aber auch erreichen, dass die Schüler sich für die verschiedenen Möglichkeiten interessieren", sagt der Bildungsgangleiter.

Bei Besuchen in Betrieben aus dem Gesundheitssektor soll die ganze Bandbreite der Gesundheitsberufe aufgezeigt werden. Außerdem machen die Schüler ein Praktikum in einem dieser Berufe. Der 18-jährige Joshua Löwe, der bereits ausgebildeter Sozialhelfer ist, würde zum Beispiel gerne bei den LVR-Kliniken in Bedburg-Hau sein Praktikum machen. "Ich interessiere mich für Psychologie und habe mich auch deshalb für dieses Abitur entschieden", sagt der Bocholter.

Da sich bereits in diesem Jahr mehr Schüler für das Gesundheitsgymnasium bewarben, als angenommen werden konnten, kann sich Schittly vorstellen, im kommenden Schuljahr eine Klasse mehr anzubieten.

(RP)
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