Kleve Mit Strom zur Traumfigur

Kleve · Ein neues Fitnessstudio in Kleve verspricht effizientes Training mit Hilfe von Elektroimpulsen. Zwar muss man immer noch selber schwitzen, aber lediglich 20 Minuten die Woche. Ein Selbstversuch.

 Bianca van Wickeren, Inhaberin des Bodystreet-Studios an der Hoffmannallee, leitet unseren Reporter bei seinem anstrengenden Training unter Strom an. Insgesamt 16 Elektroden werden am Körper des Kunden befestigt.

Bianca van Wickeren, Inhaberin des Bodystreet-Studios an der Hoffmannallee, leitet unseren Reporter bei seinem anstrengenden Training unter Strom an. Insgesamt 16 Elektroden werden am Körper des Kunden befestigt.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Der Boom der Fitnessstudios in Deutschland hat in den letzten Jahren viele Menschen dazu bewegt, sich in einem Studio ihrer Wahl an Laufband und Gewichten zu versuchen. Bei einigen ist der anfängliche Enthusiasmus aber schnell verflogen.

Ging man zu Beginn noch dreimal in der Woche, war es wenig später nur noch zweimal, dann einmal alle zwei Wochen und irgendwann gar nicht mehr. Aus Zeitgründen versteht sich.

Die Ausrede gilt ab sofort nicht mehr. "Ein Mal in der Woche 20 Minuten bei uns zu trainieren, ist so effektiv wie acht Sitzungen herkömmliches Krafttraining zu je 45 Minuten", sagt Bianca van Wickeren, Inhaberin des Bodystreet-Studios an der Hoffmannallee "Öfter trainieren wir auch nicht, damit die Muskeln genug Zeit zur Regeneration haben." Das Geheimnis hinter dem Versprechen liegt an der sogenannten Elektromyostimulation, kurz EMS.

Die Methodik komme ursprünglich aus der Physiotherapie und sei schon von der Sporthochschule Köln getestet worden. Im Grunde werden durch den Strom die körpereigenen elektrischen Reize, die Muskeln benötigen, von außen verstärkt.

Nur eine Methode für Spitzensportler? Die Trainerin winkt ab. "Unsere Kunden sind in der Regel zwischen 30 und 60, viele von ihnen sind übergewichtig." Sie reize vor allen Dingen die Zeitersparnis. Alles Hokuspokus? Ein Selbstversuch.

Elektroden, die Strom durch den Körper eines Menschen jagen. Das Bild kannte ich bisher eigentlich nur aus Spionage-Filmen. Doch das moderne Studio, das im November auf der Hoffmannallee eröffnet hat, mag so gar nicht zu meinen Folter-Assoziationen passen.

Alles ist hell und freundlich eingerichtet, auf einem Tisch in der Mitte einer Couchecke steht eine Karaffe voll Wasser, in der Zitronenscheiben schwimmen. Ich werde von der Trainerin gebeten, mich in einer Umkleide komplett auszuziehen und dann in ein hautenges Shirt samt kurzer Trainingshose zu schlüpfen, die nicht mehr viel Raum für Fantasien lässt.

Danach bekomme ich eine Weste angelegt, die in der Zwischenzeit befeuchtet wurde, der besseren Stromleitung wegen. Nach fünf weiteren Gurten an Beinen, Armen und Po sind insgesamt 16 Elektroden an meinem Körper befestigt. Van Wickeren dreht den Strom auf, das anfänglich leichte Kribbeln wird immer stärker.

Dann beginnt das Training, das schubweise Prasseln des Stroms macht mir nach kurzer Zeit ganz schön zu schaffen. Die Trainerin weicht einem bei dem Programm nie von der Seite, die Übungen kennt man aus der Gymnastik und dürften niemanden überfordern. Vor dem Studio bleiben immer wieder Menschen stehen und schauen dem Treiben neugierig zu. Nach 20 Minuten ist alles vorbei, ich fühle mich gerädert.

In einem kleinen Badezimmer bietet sich die Möglichkeit für eine dringend benötigte Dusche. Spätestens der Muskelkater der nächsten Tage macht mir klar: Meine Muskeln haben richtig gearbeitet. Es könnte doch etwas dran sein, an diesem EMS-Training.

(lukra)
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