Niederrhein Mit Nanostrukturen gegen Alzheimer

Niederrhein · Die Hochschule Rhein-Waal organisiert ein Forschungsprojekt in Kooperation mit Hochschulen und Universitäten in Großbritannien, Polen, Schweden, Finnland, Italien, Frankreich und den Niederlanden. Der Bund fördert die Forschung.

Forschungsarbeit in seinem Labor - Professor Amir Fahmi in der Hochschule Rhein-Waal.

Forschungsarbeit in seinem Labor - Professor Amir Fahmi in der Hochschule Rhein-Waal.

Foto: Markus van Offern

Das Ostsee-Netzwerkreicht bis an den Niederrhein: "Hynanodend Baltic Sea Network" ist ein internationales und interdisziplinäres Projekt, an dem Hochschulen und Universitäten aus acht Ländern beteiligt sind und das sich mit der Entwicklung neuer Materialien für biomedizinische Anwendungen befasst. Die Vertreter der Hochschulen trafen sich jetzt unter der Schirmherrschaft von Professor Dr. Amir Fahmi in der Hochschule Rhein-Waal zum Gedankenaustausch. Bei dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt sollen Materialien entstehen, die der Diagnose und Behandlung verschiedener Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer dienen.

In einem intensiven Austausch informierten sich die Experten an der Hochschule Rhein-Waal über aktuelle Forschungsergebnisse und die Perspektiven zukünftiger Entwicklungen biomedizinischer Materialien die zur personalisierten Medizin, einer maßgeschneiderten Behandlungsstrategie zur zielgerichteten Behandlung ohne Nebenwirkungen, beitragen können und diskutierten über innovative Anwendungsmöglichkeiten für nanomedizinische Bereiche, erklärt Hochschulsprecherin Christin Hasken. Teilgenommen haben Vertreter der Hochschule Rhein-Waal, der Universität Siegen, der Universitäten von Lodz und Krakau in Polen, der Universität Exeter in Großbritannien, dem KTH Royal Institute of Technology in Schweden, der Universitäten aus Oulu in Finnland und Tartu in Estland, der Radboud Universität in Nimwegen, der Universität Neapel in Italien sowie der Universität Tours in Frankreich.

Inzwischen steht die Reise ins Innerste des Menschen ganz oben auf den Forschungslisten internationaler Universitäten und Hochschulen, werden erste Systeme schon erprobt, die als Transporter Medizin an genau die richtigen Stellen bringen. Die Nanowelt ist greifbar nah und birgt viele Möglichkeiten - zum Beispiel ein System zu entwickeln, das gezielt kranke Zellen ansteuert und vernichtet. "Wir arbeiten jetzt an der Möglichkeit, mithilfe von Nanoobjekten die Symptome von Alzheimer-Erkrankungen bekämpfen und ein Ausbrechen der Krankheit verzögern zu können", sagt Professor Fahmi, der das Treffen auf dem Campus in Kleve organisiert hat.

Das wollen die Wissenschaftler mit Hybrid-Nanoobjekten erreichen. Diese Objekte sind kleinste Verbindungen in der Größe eines ein-millionstel Millimeters, die aus organischen Strukturen, wie Kohlenstoff oder Sauerstoff und anorganischen Strukturen, wie Gold oder Metall bestehen. Diese werden mit so genannte Dendrimeren verbunden, das sind chemische Teilchen, deren Struktur einem Baum gleicht. Aus den Anfangsbuchstaben der Hybridnano-Objekte und der Dendrimere leitet sich auch der Name des Projektes "Hynanodend" ab.

Diese Teilchen sollen später, erläutert Fahmi, bei der Zerstörung sogenannter "Beta-Amyloid-Proteine" helfen, um Alzheimer zu bekämpfen. Das sind Proteine, die für die Übertragung von Informationen im menschlichen Gehirn notwendig sind. Gibt's zu viele davon oder setzen sich die wieder zerfallenden "Fäden" dieses Proteins ab, blockieren oder stören sie den Informationsfluss im Gehirn.

Die Dendrimere-Objekte sollen einmal verhindern, dass sich diese Fäden bilden. Zusätzlich kann man damit die Fäden, die schon gebildet wurden, zerstören: "Eine selektive Zerstörung der Beta-Amyloid-Proteine soll die Symptomatik der Alzheimer-Krankheit verlangsamen und sogar ein Ausbrechen verzögern", sagt Fahmi. Um das machen zu können, muss das neue Material allerdings die Blut-Hirn-Schranke (die Grenze zwischen Blutkreislauf und zentralem Nervensystem) durchdringen können. In den Laboren der Hochschule Rhein-Waal arbeiten die Forscher an der Entwicklung solcher Hybrid-Strukturen, die das schaffen.

Fahmi erklärt, dass man damit allerdings nicht nur den Kampf gegen die Alzheimer-Erkranung erforsche, sonder auch gegen andere Demenz-Krankheiten und gegen Parkinson. Das Fernziel der Studien sei es, diese Krankheiten nicht nur aufzuhalten, sondern sie vielleicht sogar ganz stoppen zu können: Man schickt die Nano-Hybride auf die Reise durch die Blutbahnen des Menschen, die dann gezielt auf den jeweiligen Patienten abgestimmt die Krankheit bekämpfen.

Das seien Projekte, die unter anderem von der "EU Horizon 2020" gefördert werden, freut sich Professor Amir Fahmi von der Hochschule Rhein Waal in Kleve.

(RP)
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