Kreis Kleve Mit 24 Jahren zurück in die Schule

Kreis Kleve · Der erste Schultag ist für viele Schüler gerade ein paar Tage her. Auch Nicole Linßen und Daniela Rinkowski kennen das Gefühl – allerdings aus einer anderen Perspektive. Sie stehen als Referendarinnen jetzt vor der Klasse.

 Daniela Rinkowski ist seit Mai Referendarin an einer Hauptschule in Goch.

Daniela Rinkowski ist seit Mai Referendarin an einer Hauptschule in Goch.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Endlich weg von der Schule – das ist der Traum vieler Kinder. Vielleicht nicht direkt nach den ersten Schultagen, aber dann nach einigen Jahren. Anders war es bei Nicole Linßen (24) aus Straelen. Lehrerin zu sein, das war schon immer ihr Berufswunsch. Die 24-Jährige steht am Anfang ihres Referendariates und hat schon das erste Staatsexamen erfolgreich hinter sich gebracht. "Zur Ausbildung eines Lehrers gehört erst einmal ein Orientierungspraktikum", erklärt die Referendarin. "Neben dem Grundstudium, was ich an der Uni Duisburg-Essen absolvierte, außerdem noch fachdidaktische Praktika."

Der Übergang vom Schüler zum Lehrer war ein großer Schritt für sie: "Als ich das erste Mal vor einer Klasse stand, in meinem Orientierungspraktikum, war ich aufgeregt und unsicher – wie reagieren die Schüler auf mich, und hoffentlich erkläre ich alles verständlich", berichtet Linßen, "bisher saß ich ja auf der anderen Seite."

Nun wird die Straelenerin an einer Viersener Grundschule als Referendarin auf ihr zweites Staatsexamen vorbereitet: "Bis dahin stehen noch acht Unterrichtsbesuche auf dem Programm und nach den 18 Monaten als Lehramtsanwärterin die Abschlussprüfung." Dass die Schule ihre Welt ist, wusste Nicole Linßen bereits sehr früh. "Mein Zukunftsblick ging immer in diese Richtung und auch meine schulischen Praktika absolvierte ich in diesem Bereich." Dass es die Grundschule werden sollte, war auch schnell klar. Mitzuerleben, wie die Kleinen ihre ersten schulischen Schritte machen: Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. "Auf dieser anfänglichen Bildung basiert ihre Zukunft," sagt Linßen, "außerdem bauen sie in diesem Alter noch eine spezielle Bindung zu ihren Lehrern auf. Das gefällt mir besonders an diesem Beruf."

Auch für Daniela Rinkowski ist es eine neue Situation, mit dem Anfang dieses Schuljahres alleine vor ihrer Klasse zu stehen. Im Mai hat die 24-Jährige an der Hauptschule Sankt Martin in Goch-Pfalzdorf ihr Referendariat begonnen. "Im ersten Quartal war aber immer noch ein erfahrener Lehrer dabei", erzählt sie, "wenn es dann gut lief, wusste man nicht genau: Habe ich bei den Schülern Autorität, oder liegt das an dem Kollegen, der hinten im Klassenraum sitzt?"

Damit ist es jetzt vorbei. Bis auf die Unterrichtsbesuche der Ausbilder ist Daniela auf sich allein gestellt. Angst davor hat sie aber nicht. "Es gibt Schüler, die dann erst einmal die Grenzen austesten wollen", erzählt sie. "Die gucken dann: Was kann ich mir alles bei einer jüngeren Lehrerin erlauben?" Wichtig sei dann das richtige "Standing". Damit meint sie einen bestimmten Mittelweg aus freundlichem aber bestimmtem Auftreten. Sie findet, dass der ihr bisher ganz gut gelingt. "Natürlich dürfen die Schüler auch einmal Spaß haben und im Unterricht lachen", sagt die 24-Jährige. Wichtig sei ihr aber, dass eine bestimmte "Lernatmosphäre" herrscht: "Meine Klassen sollen gemeinsam etwas erreichen wollen."

Das allererste Mal ist es für sie aber nicht. Mit ihren Kursen an der Uni war sie sehr früh fertig und konnte dann neben dem Staatsexamen schon einmal zwei Jahre lang an ihrem ehemaligen Gymnasium als Vertretungslehrerin unterrichten.

Als sie dann vor drei Monaten aus ihrer Heimatstadt Warstein nach Goch kam, war sie schon sehr aufgeregt, denn das Unterrichten an der Hauptschule sei ja etwas anders als am Gymnasium. "Meine Unsicherheit haben mir dann aber Rektorin und Kollegium schnell genommen", sagt sie. "Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und sofort als Kollegin auf Augenhöhe behandelt."

Trotzdem sei das Referendariat nicht zu unterschätzen, findet Daniela Rinkowski und erklärt: "Wir lernen, den Unterricht sehr systematisch vorzubereiten, das ist gar nicht so einfach. Man stellt Fragen wie: Was gibt das Thema her? Mit welchen Methoden kann ich meiner Klasse diese Inhalte vermitteln?"

Aber auch das ist für sie kein Problem, denn sie sagt: "Ich will das mit dem Referendariat hier perfekt machen, weil ich mir keinen anderen Beruf vorstellen kann, der mir solchen Spaß machen würde."

(RP)
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