Kleve Misshandelte Kinder im Blick

Kleve · Die Zahl der Inobhutnahmen von Kindern und Jugendlichen durch die Jugendämter hat 2011 einen Höchststand erreicht. In Kleve waren es siebzehn Fälle, in Goch elf. Probleme sind überforderte Eltern und vernachlässigte Kinder.

 Von 2010 auf 2011 sind die Zahlen in Goch und Kleve gestiegen. Auch die Erfassung der Daten ist in den vergangenen Jahren präziser geworden, da sie digitalisiert wurden.

Von 2010 auf 2011 sind die Zahlen in Goch und Kleve gestiegen. Auch die Erfassung der Daten ist in den vergangenen Jahren präziser geworden, da sie digitalisiert wurden.

Foto: RP

Die Zahlen wirken alarmierend: Im gesamten Kreis Kleve hat es im vergangenen Jahr 93 Inobhutnahmen von Kindern und Jugendlichen durch die Jugendämter gegeben. Das heißt: Alle vier Tage wird dort ein Kind durch ein Jugendamt aus der Familie genommen. Allein in Kleve stiegen die Fälle von zwölf auf siebzehn. "Wir haben immer um die 15 Fälle pro Jahr", sagt der Leiter des Klever Jugendamtes, Dieter van Elsbergen. Mehr als 17 seien es in den vergangenen Jahren aber nie gewesen.

Noch nie haben Jugendämter so viele Kinder und Jugendliche in Schutz nehmen müssen, wie vergangenes Jahr. Und hinter jedem steckt ein Einzelschicksal. Drogen, Alkohol, Beziehungsprobleme. Meist sind Eltern einfach mit sich und den Kindern überfordert oder streiten sich oft. Rund 400 Fälle betreuen die zehn Sozialarbeiter des Klever Jugendamtes pro Jahr. "Wenn Minderjährige in Obhut genommen werden müssen, kommen sie dorthin, wo Platz ist", sagt van Elsbergen. Familien oder Einrichtungen wie die Münze etwa.

In Goch gibt es weniger Fälle als in Kleve. Hier wurden im vergangenen Jahr elf verzeichnet. Laut Information und Technik NRW sind das aber auch elf mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der in Obhut genommenen Kinder wird in Zukunft noch eher weiter steigen als sinken, meint Torsten Matenaers, Sprecher der Stadt Goch. "Die Sensibilisierung für das Thema nimmt einfach zu", sagt er.

"Die Berichterstattung in den vergangen Monaten, ob Fernsehen oder Zeitungen, zeigt ihre Wirkung. Außerdem haben Schulen und Kindergärten den gesetzlichen Auftrag, Auffälligkeiten den Jugendämtern zu melden." Etwa, wenn ein Kind häufig fehle und mit blauen Flecken im Kindergarten oder Unterricht erscheine. Dazu komme, dass einzelne Fälle die Zahlen erheblich variieren lassen: "Wenn das Jugendamt zwei oder drei Kinder aus einer Familie herausnehmen muss und das mehr als einmal im Jahr vorkommt, schlägt sich das natürlich auf die Zahlen nieder", sagt Matenaers.

60 Prozent der vom Jugendamt in Schutz genommenen Kinder werden in Goch auf Initiative von Schulen und Kindergärten gemeldet. 30 Prozent fallen der Polizei auf. Bei den restlichen zehn Prozent haben sich Kinder oder Jugendliche selber in ihrer Not gemeldet oder sind zum Beispiel Nachbarn und Verwandten aufgefallen. Zwei Drittel aller Fälle sind dabei unter 14 Jahre alt.

Wohin die verwahrlosten oder misshandelten Minderjährigen in Goch kommen, werde von Fall zu Fall entschieden. "Das Jugendamt bemüht sich immer, die Kinder entsprechend unterzubringen", sagt Matenaers.

Damit es gar nicht erst soweit kommt, setzen sowohl das Jugendamt in Kleve als auch das in Goch auf vorbeugende Maßnahmen. Wenn Probleme von vorne herein erkannt werden, kann man daran arbeiten und die Herausnahme eines Kindes aus der Familie vermeiden, wissen die Mitarbeiter der Jugendämter.

(RP/rl)
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