Kranenburg Millionen für Umbau von Wassergräben

Kranenburg · Auf den Deichverband Kleve-Landesgrenze kommen horrende Kosten zu, die teilweise die Mitglieder tragen müssen. Entwässerungsgräben in der Düffelt sollen Fischtreppen erhalten. Mögliche Folge: eine Verknappung von Ackerland.

 Deichgräf Julius Meisters in der Düffelt vor einem Stauwerk in der Hauptwässerung. Die Anlage muss jetzt fischdurchlässig gemacht werden.

Deichgräf Julius Meisters in der Düffelt vor einem Stauwerk in der Hauptwässerung. Die Anlage muss jetzt fischdurchlässig gemacht werden.

Foto: Gottfried Evers

Der Deichverband Kleve-Landesgrenze steht vor einer Mammut-Aufgabe. In den nächsten 13 Jahren muss er die Be- und Entwässerungsgräben in der Düffelt ökologisch aufwerten und fischdurchgängig machen. Die Maßnahmen werden viele Millionen Euro verschlingen. Deichgräf Julius Meisters rechnet mit Kosten von drei Millionen Euro für eine Strecke von neun Kilometern. "Das ist wohl die Untergrenze. Je nachdem, wie man veranschlagt, betragen die Kosten ein Vielfaches", sagt Meisters. Insgesamt müssen Gräben auf einer Gesamtlänge von rund 35 Kilometern ausgebaut werden.

Der Deichverband Kleve-Landesgrenze ist gesetzlich verpflichtet, die Maßnahmen umzusetzen. Das ergibt sich aus der von der EU erlassenen Wasserrahmenrichtlinie. Das für die Düffelt rund um Kranenburg erarbeitete Konzept sieht vor, dass in den dortigen Gewässern in gewissen Abständen das Ufer ausgeweitet wird, Schilfgürtel angelegt und so Laichgebiete geschaffen werden. Im Wasser platziertes Totholz soll die Fließgeschwindigkeit vermindern und Fischen mehr Aufenthaltsqualität bieten. Die Stauwerke in den Gräben müssen fischdurchlässig gemacht werden. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen.

Deichgräf Meisters sieht die Maßnahmen als durchaus sinnvoll an und erinnert sich an vergangene Zeiten: "1973 gab es in unserer Hauptwässerung zentnerweise Fische. Heute ist dort die große Leere. Durch die Stauanlagen gab es ein Fischsterben." Vor diesem Hintergrund seien die vom Land geforderten Eingriffe "grundsätzlich eine gute Sache".

Doch Meisters betont zugleich: "Die Frage ist, ob man sich das erlauben kann." Zwar trage das Land derzeit noch 80 Prozent der Kosten. "Aber es gibt Überlegungen, diesen Anteil zu reduzieren", sagt Meisters. Und der Eigenanteil von 20 Prozent belastet den Deichverband Kleve-Landesgrenze immer noch so stark, dass er von seinen rund 10 000 Mitgliedern eine Sonderabgabe verlangen muss. Dafür wird der vom Finanzamt festgesetzte Grundsteuermessbetrag mit einem Hebesatz von derzeit elf Prozent multipliziert, so dass von je einem Euro Grundsteuermessbetrag elf Cent an Beitrag anfallen. Meisters machte eine Rechnung auf: "Für ein bebautes Grundstück von 900 Quadratmetern werden etwa 76 Euro an Grundsteuern fällig. Der Beitrag liegt dann bei 7,70 Euro."

Der Deichgräf beschreibt eine Herausforderung für den Deichverband: "Die Gräben müssen ihre Funktion erhalten, im Sommer zu be- und im Winter zu entwässern." Das mit den Renaturierungsmaßnahmen zu vereinbaren, sei nicht einfach.

Das größte Problem bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in der Düffelt wird nach Ansicht des Deichverbands aber sein, dass er dafür in großem Maß Ackerland aufkaufen muss, auch, weil rund um die renaturierten Gewässer eine fünf Meter breite Fläche von der landwirtschaftlichen Nutzung ausgenommen werden soll. "Das wird schwierig. Das Ackerland ist wertvoll; die Landwirte brauchen die Flächen selbst", sagt Rendant Karsten Gruber.

Hinzu käme, dass auch der Naturschutzbund Nabu am Ankauf von etwa 215 Hektar Fläche in der Düffelt für sein LIFE+-Projekt zum Schutz von Wiesenbrütern interessiert ist. Dennoch soll kein Landwirt gezwungen werden, sein Land an den Deichverband zu verkaufen. "Das bleibt freiwillig", betont Gruber. Der Grunderwerb werde sich wohl so schwierig gestalten, "dass wir befürchten, dass wir erst mit großer zeitlicher Verzögerung mit den Maßnahmen an den Gewässern beginnen können", sagt Meisters.

Daniel Doer, Naturschutzreferent bei der Nabu-Station in Kranenburg, räumt ein, dass es eine "Konkurrenzsituation beim Ankauf von Flächen in der Düffelt" gibt. Er sei aber zuversichtlich, dass "im Gespräch eine Lösung gefunden wird."

(RP)
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