„Mehr Bäume jetzt" Ehrenamtler retten Bäume und verschenken sie an Bürger

Bedburg-Hau · Eine Initiative rettet Bäume, die sonst Grünarbeiten zum Opfer fallen würden – und bietet sie dann kostenfrei an. Auf dem LVR-Gelände in Bedburg-Hau kam es nun zum deutschlandweit ersten Einsatz. Bald große Verschenk-Aktion.

Rund 1500 Bäume haben die Freiwilligen am Montag in Bedburg-Hau ausgegraben. Sie hätten kaum eine Überlebenschance gehabt – und werden nun verpflanzt.   RP-Foto: lukra

Rund 1500 Bäume haben die Freiwilligen am Montag in Bedburg-Hau ausgegraben. Sie hätten kaum eine Überlebenschance gehabt – und werden nun verpflanzt. RP-Foto: lukra

Foto: Ludwig Krause

Fast eine Million Bäume in zwei Jahren. Das ist das stolze Ergebnis von „Meer Boomen nu“. Die Initiative aus den Niederlanden hat es sich zur Aufgabe gemacht, Bäume zu retten, die sonst Grünarbeiten zum Opfer fallen würden. Sie werden ausgegraben und an Orte verpflanzt, an denen sie erwünscht sind. Würden die Pflanzen ansonsten also eher im Grünschnitt landen, bekommen sie so eine zweite Chance.

Das Konzept kommt im Nachbarland bereits prächtig an: Hier sammeln Tausende Freiwillige seit 2020 jährlich Birken, die Heidelandschaften zu überwachsen drohen, Setzlinge, die zu nah am Wegesrand oder zu dicht gedrängt stehen, oder junge Sträucher, die Neubauten weichen müssen, um diese dann Bürgern und Landwirten bei Bedarf kostenlos anzubieten. Das geschieht natürlich nur mit der Erlaubnis der verantwortlichen Förster oder Grundeigentümer. Und was in den den Niederlanden als „Meer Boomen nu“ schon funktioniert, soll es jetzt auch als „Mehr Bäume jetzt“ nach Deutschland schaffen.

 Gemeinsam für mehr Bäume: Bürgermeister Stephan Reinders und der Kaufmännische Direktor der LVR-Klinik, Stephan Laar (von rechts), mit den Freiwilligen der Aktionsgruppe „Mehr Bäume jetzt“.

Gemeinsam für mehr Bäume: Bürgermeister Stephan Reinders und der Kaufmännische Direktor der LVR-Klinik, Stephan Laar (von rechts), mit den Freiwilligen der Aktionsgruppe „Mehr Bäume jetzt“.

Auftakt dafür war am Montag auf dem Gelände der LVR-Klinik in Bedburg-Hau. Rund 1500 Pflanzen, die sonst keine Überlebenschance hätten, haben die Freiwilligen gesammelt. „Und es hätten auf dem gesamten Gelände sicher bis zu 5000 sein können“, sagt Marga Witteman von der Initiative. Warum man sich ausgerechnet für das Klinikgelände entschieden hat, erklärt Paul Bickmann. „Zum einen hatten wir mit dem LVR einen festen Ansprechpartner. Und zum anderen ist das Gelände dafür einfach ideal“, sagt er. Also rückte das Baum-Rettungskommando mit seinen freiwilligen Helfern aus, um zu buddeln und abzutransportieren. Zwischengelagert werden sie in Griethausen, ehe sie eine neue Bestimmung finden.

Zum Auftakt schaute auch Bedburg-Haus Bürgermeister Stephan Reinders vorbei. „Das ist eine super Sache und auch eine Möglichkeit, Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen“, sagte Reinders. Der Kaufmännische Direktor der LVR-Klinik, Stephan Lahr, fand ebenfalls nur lobende Worte. Nachdem das Aktionsbündnis Kontakt aufgenommen habe, sei man schnell interessiert gewesen. „Das passt perfekt zum unserem Konzept der Nachhaltigkeit“, sagt er. Zumal es sich bei den Bäumen in Bedburg-Hau um Exemplare handelt, die langfristig an der Stelle, an der sie natürlich gewachsen sind, keine Chance gehabt hätten. Am Mittag kam dann auch noch eine Gruppe der Arbeitstherapie, um für eine Stunde mitzuhelfen.

Auch Mark Grievink ist auf das Klinikgelände gekommen. Er lebt seit mehr als 25 Jahren in Goch-Hommersum, hat dort ein Grundstück von einem Hektar, das er bepflanzen möchte. Heute packt er mit an – und nimmt auch gleich 150 Setzlinge mit. „Ich möchte nicht nur eine Wiese in meinem Garten haben, sondern eine Vielfalt an Pflanzen“, sagt er. Bäume seien aber nicht gerade günstig, vor allem in der großen Stückzahl. Da sei das Angebot gerade recht gekommen. Über die Internetplattform von „Mehr Bäume jetzt“ könnte er nun sogar nach freiwilligen Helfern suchen, die ihm beim Einpflanzen im eigenen Garten zur Seite stehen. In einem Dorf wie Hommersum funktioniert das vermutlich aber auch so.

Angefangen hat alles vor Jahren, als Ökologe Franke van der Laan das Projekt in deutlich kleinerem Rahmen anstieß. Seit er sich mit der niederländischen Umwelt-Organisation Urgenda und einer Gruppe von Landwirten, den  Caring Farmers, zusammengetan hat, wächst die Aktion deutlich. Nun soll sie sich auch am Niederrhein herumsprechen.

Dafür sind schon zwei weitere Aktionen in Kleve geplant. Am Sonntag, 12. Februar, können Bürger von 11 bis 16 Uhr Setzlinge, die sie nicht mehr benötigen, auf einer Aktionsfläche am Klärwerk Salmorth in Kleve abgeben. Wo genau, das wird dann vor Ort ausgeschildert sein. Am Samstag, 25. Februar, steht nicht das Spenden im Vordergrund – dann können Bürger kostenfrei Bäume abholen. Abermals auf der Aktionsfläche am Klärwerk von 11 bis 16 Uhr. Von der Menge her sind dabei nach oben keine Grenzen setzt. Jeder nimmt so viele Bäume, wie er benötigt.

Natürlich könne es auch passieren, dass jemand kostenfrei Bäume abholt, um diese dann zu verkaufen, räumen die Macher ein. Aber zum einen seien die Bäume in der Regel nicht so perfekt gewachsen wie etwa in einer Baumschule. „Und was wir tun, basiert auf Vertrauen – in den Niederlanden funktioniert das meistens wunderbar“, sagt Paul Bickmann. Vielleicht wird es ja auch in Deutschland zum Erfolgsprojekt.

Mehr im Internet unter: www.meerbomen.nu/mehrbaeume-jetzt/

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