Apotheker warnen Medikamente bei Hitze nicht zum Risiko werden lassen
Kreis Kleve · Manche Arzneimittel vertragen keine Hitze oder können bei hohen Temperaturen anders oder gar nicht wirken. Apotheken und Ärzte beraten.
(RP) Wenn der Sommer in dieser Woche die Rekordtemperaturen für das Jahr 2022 im Kreis Kleve erreicht, ist Vorsicht geboten. „Hohe Außentemperaturen wirken in vielfältiger Weise auf den Körper, insbesondere auf das Herz-Kreislauf-System“, sagt Amtsärztin Martina Scherbaum. Auch Menschen, die auf Medikamente angewiesen sind, müssen aufpassen, wie die Apotheker warnen. Hitze kann die Wirkung der Arznei im Körper beeinflussen.
So zum Beispiel bei Blutdruckmedikamenten. „Bei hohen Temperaturen sinkt oft der Blutdruck. Wer blutdrucksenkende Mittel einnimmt, verstärkt diesen Effekt. Hier reicht bei großer Hitze eventuell eine geringere Dosierung, um eine ausreichende Blutdrucksenkung zu erreichen“, erläutert Ulrich Schlotmann, Pressesprecher der Apotheker im Kreis Kleve. „Eine Änderung der Therapie muss aber grundsätzlich vorab mit dem behandelnden Arzt besprochen werden“, rät Schlotmann. Im Hochsommer kann es bei Schmerz- oder Hormonpflastern ebenfalls zu Überdosierungen kommen. Bei einer erhöhten Hauttemperatur gelangen die Wirkstoffe viel schneller und in größerer Menge aus dem Wirkstoffpflaster durch die Haut ins Blut. Patienten sollten daher die Hautstellen mit dem aufgeklebten Wirkstoffpflaster vor direkter Sonnenbestrahlung schützen. Auch Insulin kann durch die verstärkte Durchblutung der Haut bei Wärme schneller wirken.
Einige Medikamente lösen starke Hautreaktionen bei Sonnenbestrahlung aus. Das Risiko für Sonnenbrand und andere Hautschäden kann sehr stark steigen. Die Reaktionen können sofort oder erst nach einigen Tagen einsetzen. Dies gilt unter anderem für entwässernde Blutdruckmittel, einige Blutdrucksenker, verschiedene Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac und bestimmte Psychopharmaka und Antibiotika. Patienten sollten deshalb auf einen wirksamen Sonnenschutz achten und nach Möglichkeit den Aufenthalt in der prallen Sonne meiden. Die Apotheken im Kreis Kleve beraten zum richtigen Umgang mit Medikamenten in den kommenden heißen Tagen. „Arzneimittel und Wärme sind häufig keine gute Kombination. Manche Arzneiform ist da besonders empfindlich“, sagt Schlotmann.
An erster Stelle stehen die Zäpfchen, oder wie die Pharmazeuten sagen: Suppositorien. Ihre Grundsubstanz ist aus Hartfett und darauf ausgelegt, bei Körpertemperatur zu schmelzen und den enthaltenen Wirkstoff freizugeben. „Bei Sommerhitze über 37 Grad können sich Zäpfchen verflüssigen. Selbst wenn sie danach wieder erkalten, wirken sie unter Umständen nicht mehr richtig“, warnt Apotheker Schlotmann. Bei Cremes und Salben droht ähnliches. Bei Hitze trennen sich die fetten von den wässrigen Bestandteilen und die enthaltenen Fette können verderben. Zäpfchen, Cremes und Salben sollten deshalb nicht zu warm werden. Liegen Arzneimittel in Druckgasbehältern, wie etwa Asthmasprays, in der prallen Sonne, kann das die Dosierungsgenauigkeit beeinflussen und so die Wirksamkeit der Sprays verändern. Feste Arzneiformen wie Tabletten oder Kapseln sind weniger anfällig für Wärme. Aber auch sie bewahrt man am besten an einem möglichst kühlen Ort in der Wohnung auf.
„Ob ein Medikament kühl gelagert werden muss, steht in der Regel auf der Verpackung bzw. auf dem Beipackzettel. Im persönlichen Beratungsgespräch weisen wir den Patienten ausdrücklich darauf hin“, erklärt Schlotmann. Der Hinweis „Im Kühlschrank lagern“ bedeutet, dass das Medikament konstant zwischen zwei bis acht Grad Celsius aufbewahrt werden sollte. „Idealerweise bewahrt man Medikamente, die in den Kühlschrank gehören, im Gemüsefach auf. „Hier herrscht die für Medikamente optimale Temperatur und es ist relativ gleichmäßig kühl“, sagt Schlotmann. In der Ablage der Kühlschranktür sollten Arzneimittel keinesfalls gelagert werden, da dort durch das häufige Öffnen keine gleichmäßig kühle Temperatur herrscht.
Auf Reisen empfiehlt es sich, empfindliche Medikamente in einer Kühltasche mit Kühlakku zu transportieren. Das gilt auch für Insulin. Das zuckersenkende Hormon benötigt kühle Temperaturen, darf aber auf keinen Fall einfrieren. Daher sollten die Insulinampullen in der Kühltasche nie direkt am Kühlakku lagern, um das Einfrieren zu verhindern.