Bedburg-Hau-Moyland Matinee im Schloss Moyland mit Vladimir Valdivia

Bedburg-Hau-Moyland · Mit sparsamen Bewegungen, den Blick versonnen in die Ferne gerichtet, sitzt Vladimir Valdivia am Flügel. Der gebürtige Peruaner macht nicht viel Aufhebens um sich, er scheint ganz in sich selbst zu ruhen und strahlt eine fast stillvergnügte Heiterkeit aus. Und doch entwickelt sein Spiel eine enorme Kraft und Intensität, spricht den Hörer unmittelbar an und geht unter die Haut.

Die Einladung des Pianisten zur Neujahrsmatinee auf Schloss Moyland erwies sich als echter Glücksgriff. Sein Konzert im ausverkauften Zwirnersaal eröffnete Valdivia mit Mozarts Klaviersonate KV 330, die er glasklar und präzise spielte, der Musik dabei aber genügend Zeit zur Entfaltung ließ.

Besonders berührten vier Stücke von Franz Schubert, eine stürmisch-melancholische "Ungarische Melodie" und drei der großartigen Impromptus, deren plötzliche Stimmungsumbrüche Valdivia eindrucksvoll auslebte. Zwischen den wuchtigen, dramatischen fortissimo-Passagen und den glitzernden Läufen (op. 90 Nr. 4) ging er immer wieder in ein fast unhörbar zartes pianissimo zurück und bewies, wie atemberaubend leise man auf einem Steinway-Flügel spielen kann. Jedes Innehalten, jede Temposchwankung wirkte authentisch und aus echter Empfindung heraus - manche Passage schien so traumverloren und entrückt, als sei sie aus der Zeit herausgefallen.

Zart und verträumt musizierte der Künstler Chopins Nocturne Es-Dur und die "Consolation Nr. 3" von Franz Liszt, ein ungewöhnlich sanftes Stück des extrovertierten Klaviervirtuosen. Feurige Rhythmen und schwindelerregende Akrobatik präsentierte Valdivia im spanischen Teil des Konzertes mit der "Andaluza" von Enrique Granados, drei Tänzen von Isaac Albeniz und dem farbenprächtigen Feuertanz aus Manuel de Fallas Ballett "El Amor Brujo".

Die Zugabe für die Moyländer Matinee war wunderbar gewählt: der langsame Mittelsatz aus Bachs Klavierkonzert f-moll in Valdivias eigener Bearbeitung für Klavier solo. Schlicht, innerlich und zurückgenommen, ganz ohne virtuosen Pomp und gerade dadurch unglaublich anrührend.

(RP)
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