Neue Werkshalle in Planung KHS fährt Rekordergebnis ein
Kleve · Der Klever Standort des Abfüll- und Verpackungsspezialisten KHS wird 2023 beim Geschäftsergebnis eine neue Bestmarke erreichen. Noch nie verließen derart viele Maschinen den Hof. In Planung ist die Erweiterung des Werks.
Der Klever Standort der KHS Gruppe zählt mit seinen 238 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern der Stadt. Und zu den erfolgreichsten. So wird das Klever Werk in diesem Jahr sein wirtschaftlich bestes Ergebnis erzielen. „Wir werden den bisherigen Spitzenwert erneut übertreffen“, sagt Werksleiter Peter Brücker (53). Der studierte Automatisierungstechniker lebt mit seiner Familie in Wissel.
132 Verpackungsmaschinen werden 2023 ausgeliefert, der diesjährige Auftragseingang liegt bei etwa 165 Maschinen. Mehr Bestellungen erhielt KHS Kleve innerhalb von zwölf Monaten noch nie. Abzusehen ist, dass die positive Entwicklung nicht abebbt. 2024 wird es nach aktuellem Stand eine weitere Bestmarke geben. Brücker blickt voraus: „Dann werden so viele Packer vom Hof fahren wie noch nie.“ KHS Kleve zählt national zu den führenden Anbietern im Bereich der Verpackungsanlagen für die Getränkeindustrie. International zählt die KHS Gruppe zu den Marktführern, was Abfüll- und Verpackungsanlagen in der Getränkeindustrie betrifft. Ausländische Produktionsstätten befinden sich in Brasilien, den USA, Mexiko, Indien und in China.
Der Weg in das Büro von Werksleiter Peter Brücker führt an etlichen Glasvitrinen vorbei. In denen sind zahlreiche verschiedene Getränkegebinde platziert. Sixpacks Bier, Dosen in Kartons, Wasserflaschen in Folie mit und ohne Tragegriff – so unterschiedlich sie auch sind, haben sie doch eins gemein: Alle ausgestellten Produkte können auf Verpackungsanlagen produziert werden, die in dem Klever Werk geplant und hergestellt werden.
Mit einer besonderen Innovation im Bereich der Getränkedose hatten die Entwickler des Klever Werks vor etwa fünf Jahren den Markt ein stückweit revolutioniert. So wurde das 0,5-Liter-Sixpack für Bierdosen des weltweit drittgrößten Brauereikonzerns Carlsberg an zwei Pilotstandorten nicht mehr in Folie eingepackt. Lediglich mit elf Klebepunkten und einem Tragebügel versehen wurden die sechs Dosen miteinander verbunden. Die Klebepunkte sind umweltfreundlich und nicht größer als ein kleiner Fingernagel. Mit dieser Lösung kann komplett auf Plastikfolie verzichtet werden. 67 Prozent Energie werden durch die neue Entwicklung eingespart. Die Verpackungslösung ist einer der Stars am Standort in Kleve.
Doch kaufte der Getränkegigant aus Dänemark den Packer nicht allein aufgrund der geringeren Energiekosten. Das Unternehmen nutzt die Klebepunkte-Variante ebenso für Marketingmaßnahmen. Denn nie war das Thema CO₂-Bilanz und Nachhaltigkeit so bedeutend wie aktuell. Die patentierte Erfindung macht sich bezahlt und lässt sich neben Dosen ebenso für PET-Flaschen einsetzen. Die Auftragseingänge der Getränkeproduzenten für diese Verpackungsvariante steigen. Auch weil KHS es geschafft hat, für die verschiedenartigen Oberflächen der Behälter einen Universalkleber zu entwickeln.
Der Run auf ökologisches Einpacken steigt. Neben Carlsberg werden etwa Produkte wie jene von der spanischen Traditionsbrauerei Estrella mit den Klebepunkten aus Kleve zusammengehalten. Eine neue KHS-Entwicklung sind Gebinde, die ohne Tragegriff auskommen und ergänzend in Papier eingeschlagen werden. „Es ist eine der nachhaltigsten Verpackungslösungen der vergangenen Jahre. Wir reduzieren damit den CO₂-Fußabdruck weiter deutlich“, sagt Peter Brücker. Der Fokus wird in den kommenden Jahren weiter auf Nachhaltigkeit liegen. Nur so könne die positive Entwicklung anhalten, ist der Werksleiter überzeugt. Mittlerweile haben große Discounter ihr Interesse an der Verpackungsart aus dem Hause KHS angemeldet. Geschäfte mit Einzelhändlern aus dem Niedrigpreissegment, wo es hauptsächlich um Mengen geht, eröffnen weitere Möglichkeiten. „Am Ende entscheidet jedoch der Kunde am Regal, welchen Preis er etwa für Nachhaltigkeit bereit ist zu zahlen“, erklärt Peter Brücker. Dass es da bald nicht mehr viel zu entscheiden gibt, zeigt ein Blick auf andere Länder. Großbritannien oder Spanien sind auf dem Gebiet umweltschonendere Verpackungen wesentlich weiter. So werden in Deutschland noch viele Getränke in Schrumpffolie eingepackt. Doch wird sich das über europäische Normen bald regeln. Der Markt werde hier deutlich zurückgehen, sind sich Experten einig. Die nächste Chance für KHS.
Jüngste Entwicklung aus dem Hause an der Boschstraße ist eine Erweiterung der aktuellen Vorzeigemaschine. Die zusammengeklebten Flaschen werden mit einem Kartonaufsatz versehen. Der schmale Kunststoffhandgriff zum Transport fällt weg. Auf der vergangenen Fachmesse wurde Entwicklung vorgestellt. Der erste Auftrag für die Anlage ist bereits in Kleve eingetroffen. Das Interesse der Kundschaft ist geweckt.
Die Zeichen im Klever Werk stehen auf Wachstum. Für frei werdende Stellen werden ständig Nachfolger gesucht. Das allein reicht aber nicht. Die positive Entwicklung müsse durch zusätzliches Personal gesichert werden, so Brücker. KHS sieht sich als einen attraktiven Arbeitgeber. Der Klever Standort bietet jedes Jahr Ausbildungsplätze an. Nur wenige wüssten, was sich hinter der KHS-Gruppe mit seiner über 150-jährigen Geschichte verberge, so Brücker. Wachsen wollen die Verpackungsspezialisten nicht allein, was die Auftragseingänge betrifft. Zwangsläufig wird eine Ausdehnung der Hallen auf dem Gelände notwendig sein. So gibt es Planungen, die Kapazitäten zu vergrößern.
Die positive Entwicklung schreitet nicht allein durch neu konzipierte Maschinen voran. Auch bestehende werden optimiert. So wie die erste an Carlsberg gelieferte Maschine mit der Klebepunkt-Technik für Getränkedosen. Sie verpackte bei der Auslieferung 54.000 halbe Liter Dosen pro Stunde. Mittlerweile sind es bis zu 108.000 Behälter. Stolze 30 Stück pro Sekunde. Es sind die Entwickler, die für das Wachstum des Klever Werks sorgen.