Kleve-Schenkenschanz Mäuseplage auf der Halbinsel Salmorth

Kleve-Schenkenschanz · In NRW ist die Zahl der Nagetiere laut Landwirtschaftskammer angestiegen. Extrem viele der Tiere untergraben derzeit das Grünland rund um Schenkenschanz. Die Landwirte klagen über hohe Einbußen beim Grasschnitt auf den Wiesen.

 Der Verwalter von Gut Hogefeld in Rindern, Karl-Heinz Hegmann-Tenhaef, der Grünland auf Salmorth bewirtschaftet, zeigt Folgen der Mäuseplage - ein Loch reiht sich gleichsam an das nächste.

Der Verwalter von Gut Hogefeld in Rindern, Karl-Heinz Hegmann-Tenhaef, der Grünland auf Salmorth bewirtschaftet, zeigt Folgen der Mäuseplage - ein Loch reiht sich gleichsam an das nächste.

Foto: Gottfried Evers

Seit etwa fünf Jahrzehnten ist Theodor Nielen, 65 Jahre alter Lohnunternehmer aus Kleve-Rindern, nahezu Tag für Tag auf den Äckern und Wiesen in der Niederung zwischen Kleve und Kranenburg unterwegs. Aber so etwas, wie es derzeit auf den Wiesen der zwischen Rhein und Altrhein gelegenen Halbinsel Salmorth zu sehen ist, hat der 65-Jährige nach eigener Aussage in seinem ganzen Arbeitsleben noch nicht gesehen. "Da gibt es auf einem Quadratmeter 50 Mauselöcher in der Erde", berichtet Theodor Nielen. "Wenn man kurz stehen bleibt, sieht man schon überall kleine Spitzmäuse umher flitzen", sagt der 65-Jährige.

Für diejenigen, die Mäuse nur oder zumindest vor allem niedlich finden, mag das nett anzusehen sein. Für Landwirte ist die Invasion der Mäuse auf den Wiesen mehr als ärgerlich. "Beim letzten Grasschnitt sind auf einer 7,5 Hektar großen Grünlandfläche, die sonst 120 gepresste Ballen bringt, nur 18 Ballen zusammengekommen", berichtet der Verwalter des Gutes Hogefeld in Rindern, Karl-Heinz Hegmann-Tenhaef, der Wiesen auf Salmorth gepachtet hat. Die Ertragseinbuße kann für den Verwalter, der auf Gut Hogefeld für etwa 65 Pensionspferde verantwortlich ist, zu einer erheblichen wirtschaftlichen Belastung werden. "Wenn der Winter hart wird, müssen wir Futter für die Tiere zukaufen - obwohl wir in diesem Jahr auf anderen Flächen gute Erträge ernten konnten", sagt Karl-Heinz Hegmann-Tenhaef.

Auch auf den benachbarten Flächen, die andere Landwirte auf Salmorth bewirtschaften, reiht sich ein Mäuseloch an das nächste. Auf der gesamten 1088 großen Halbinsel sind laut Theodor Nielen die Nagetiere in extrem großer Zahl vorhanden. Die Wiesen, die Karl-Heinz Hegmann-Tenhaef bewirtschaften lässt, hat der Lohnunternehmer gewalzt und neu eingesät. "Gebracht hat das allerdings nix, glaube ich", sagt der 65-Jährige.

Die Landwirtschaftskammer in Bonn bestätigt, dass in NRW quasi flächendeckend die Zahl der Mäuse in den vergangenen Jahren zunimmt. In einigen Bereichen sei die Invasion der Nagetiere sogar extrem. Als Ursache für den aktuellen Zuwachs der Mäuse-Population vermuten Fachleute unter anderem den milden und trockenen Winter.

Warum so extrem viele Mäuse gerade auf der Halbinsel Salmorth ihre Gänge buddeln, darüber können der Gutsverwalter und der Lohnunternehmer nur Vermutungen anstellen. "Meine Meinung ist, dass die Tiere auf den extensiv genutzten Flächen ungestörter sind als auf intensiver genutzten Wiesen", meint Theodor Nielen. Gutsverwalter Karl-Heinz Hegmann-Tenhaef hält es für möglich, dass sich das Gras vor dem letzten Schnitt infolge starker Niederschläge "flachgelegt" hat. "Darunter waren die Mäuse dann sicher vor Greifvögeln und anderen Räubern", vermutet der Verwalter.

Mit eigenen Beobachtungen oder belegbaren Zählungen kann Andreas Barkow, Biologe von der Nabu-Naturschutzstation in Kranenburg, eine Mäuseplage auf Salmorth oder in der Düffel nicht belegen. Ausschließen will er sie aber auch nicht. "Möglicherweise gibt es im Rahmen der Populationsentwicklung in diesem Jahr besonders viele Mäuse", sagt Andreas Barkow. Die wellenförmige Entwicklung der Bestände sei "normal". Man müsse nicht befürchten, dass es in den nächsten Jahren noch mehr Nagetiere geben werde. "Die Bestände werden wieder einbrechen. Das regelt sich in naturnaher Umgebung von selbst", versichert der Nabu-Biologe.

Verlassen will sich Gutsverwalter Karl-Heinz Tenhaef darauf nicht. Zwar verzichtet er auf eine Bekämpfung der Mäuse mit Giftweizen. Dessen Einbringung in die Böden sei zu aufwändig, sagt er. Zudem könne das Gift andere Tiere - beispielsweise Vögel - gefährden. Stattdessen will der Verwalter auf Greifvögel setzen. Für die Raubvögel wird er in Kürze Stangen auf den Salmorther Wiesen aufstellen lassen, von denen aus die Greifvögel auf Mäusejagd gehen können. Bussarde gebe es beispielsweise auf der Halbinsel in recht hoher Zahl.

"Eine großartige Idee", so lobt Andreas Barkow von der Nabu diese Strategie des Verwalters von Gut Hogefeld. Damit würden die natürlichen Gegenspieler der Mäuse eingesetzt, um ihren extrem hohen Bestand zu regulieren.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort