Bedburg-Hau LVR-Klinik: Nadeln gegen die Sucht

Bedburg-Hau · Die Allgemeine Psychiatrie II der LVR-Klinik Bedburg-Hau hat gute Erfahrungen mit Akupunktur: Weniger Medikamente bei Entgiftung. Das Personal der betroffenen Abteilungen in der Klinik wurde für die Anwendung geschult.

 In der LVR-Klinik arbeitet man vor allem mit der Ohrakupunktur. Dazu wurde das Klinik-Personal eigens geschult.

In der LVR-Klinik arbeitet man vor allem mit der Ohrakupunktur. Dazu wurde das Klinik-Personal eigens geschult.

Foto: Norbert Millauer

Nadeln statt Medikamente: In der Psychiatrie der LVR-Klinik Bedburg-Hau hat die chinesische Akupunktur Einzug gehalten. "Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht", sagt Raimund Veith, Oberarzt an der Allgemeinen Psychiatrie II der Rheinischen Kliniken. Hier werden die Nadeln bei Suchtkranken Patienten eingesetzt, wo sie sich vor allem auch bei der Entgiftung bewähren.

"Wir setzen Akupunktur nur ein, wenn die Patienten das wollen", sagt Veith. Dann werden fünf Punkte am Ohr "genadelt", erklärt Veith. Die Vorteile: Die Medikamentengabe konnte bei der Entgiftung reduziert werden. Die Patienten fühlten sich, so Veith, eigenen Angaben nach besser. Die typischen Nebenwirkungen der Entgiftung würden von diesen Patienten nicht als so gravierend wahrgenommen, so die Erfahrung des Klinik-Personals. Die Akupunktur helfe auch bei den oft auftretenden Schlafstörungen.

Natürlich wurde das Personal für die Behandlung geschult. "Bereits vor zwei Jahren wurde die Akupunktur nach dem NADA-Protokoll (National Acupuncture Detoxification Assocation) in der Abteilung Allgemeine Psychiatrie II (Suchtmedizin und Psychotherapie) in allen Therapieeinheiten ein- und seither auf allen Stationen durchgeführt", sagt Veith. Um dieses Verfahren auf eine noch breitere Basis zu stellen, hat Dr. Egbert von Schöning (Chefarzt der Abteilung) weitere Schulungen für 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Berufsgruppen initiiert. Innerhalb des Kurses wurde zunächst gegenseitig mit den Nadeln geübt. Anschließend wurden die Kenntnisse an freiwilligen Patienten unter Aufsicht des Kursleiters umgesetzt. "Die Akupunktur muss als medizinische Leistung immer ärztlich angeordnet und begleitet werden. Ich habe bewusst alle am Patient tätigen Berufe mit angesprochen, um das Verfahren möglichst vielen Patienten anbieten zu können", sagt von Schöning.

Der Kursus wurde von Dr. Peter Summa-Lehmann, einem ehemaligen Chefarzt an der LVR-Klinik Düren, geleitet. Er hat seit Jahrzehnten Erfahrung mit dieser Methode. "Alle waren mit viel Motivation und Begeisterung bei der Sache, egal ob es um praktische Übungen der Ohrakupunktur ging oder um die theoretischen Grundlagen der asiatischen Medizin", so Summa-Lehmann. Die Anwendung des Nadelstiches erreiche einerseits die Beseitigung eines Schmerzes, man kann darüber hinaus jedoch auch Funktionsstörungen der Organe erreichen.

"Wir können Unruhezustände oder auch den Suchtdruck mindern", bestätigt der Spezialist dieser alten chinesischen Heilmethode die Erfahrungen auf den Stationen der Suchtabteilung. Dort werden, so Veith, in erster Linie Suchtkranke behandelt. "Viele unserer Patienten sind abhängig, haben Cannabis, Amphetamine, Opiate genommen", sagt der Oberarzt. Aber auch Alkoholkranke werden dort behandelt.

"Wir wenden die Akupunktur aber auch bei allgemeinpsychiatrischen Erkrankungen an. Insbesondere bei depressiven Patienten mit gleichzeitiger Schmerzsymptomatik sehen wir gute Erfolge", sagt der Chefarzt der Abteilung für Allgemeinen Psychiatrie II, Dr. Egbert von Schöning. Die Behandlung sei zuwendungsintensiv und fördere das gute Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Therapeut.

Gerade bei Patienten, die gegenüber der Anwendung von Medikamenten skeptisch seien, erreiche man in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle positive Ergebnisse, so von Schöning. "Insbesondere freuen wir uns, dass das Angebot auch in unserer Ambulanz im Haus Fahnenkamp verstärkt angeboten werden kann", so von Schöning.

(RP/ac)
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