Till-Moyland Römisches Amphitheater in Till ?

Till-Moyland · Zwei Wissenschaftler des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland referierten in Till über die Entdeckung militärischer Lager der Römer in dem Bedburg-Hauer Ortsteil. Das Gebiet soll Teil des UNESCO-Welterbes werden.

 Ein Blick aus der Vogelperspektive auf die Ausgrabungen im Örtchen Till.

Ein Blick aus der Vogelperspektive auf die Ausgrabungen im Örtchen Till.

Foto: LVR

. Es war eine Jahreshauptversammlung der besonderen  Art. Der Verein für Heimatpflege Till-Moyland hatte ins Vereinslokal Jacobs „Zur Dorfschmiede“ geladen, und es war voll. „Das haben wir nicht oft“, bestätigte Geschäftsführerin Cilly Elsing. Rund hundert Gäste, darunter nicht nur Vereinsmitglieder, waren gekommen, um einen ganz bestimmten Vortrag zu hören. Steve Bödecker und Marion Brüggler, Wissenschaftler des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland, referierten erstmals ausführlich über Ausgrabungen der letzten Jahre in Till. Nach und nach hatten die Archäologen hier Anzeichen für mehrere römische Lager entdeckt, die wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum genutzt wurden. Sie fanden auch Umrisse eines geheimnisvollen Ovals, das vielleicht mal ein Amphitheater gewesen sein könnte. „Wir sind ja nicht ganz unentdeckt geblieben“, sagte Steve Bödecker und erinnerte daran, dass die LVR-Mitarbeiter oftmals mit fremdartigen Gerätschaften auf die Felder in Till gegangen waren, meist zu Zeiten, wenn zum Beispiel noch nicht eingesät war. Er bedankte sich für die Unterstützung der Landwirte, die der Heimatverein ebenfalls zu diesem Abend eingeladen hatte. „Alle Anwohner haben die Arbeiten stets positiv aufgenommen“, sagte auch Cilly Elsing. Was wurde entdeckt? Bödecker zeigte anhand von Kartenmaterial, wie zum Beispiel eine Luftaufnahme offenbart, was sich unter der Erdoberfläche befindet. Die Trockenheit im Sommer sei hier sogar hilfreich gewesen, sagte er. Denn dort, wo die Römer einst Gräben gezogen hatten, war nun die Vegetation dichter und nicht so trocken. Linien und Rechtecke werden auf diese Weise sichtbar. „An den abgerundeten Ecken, wie bei einer Spielkarte, erkennt man ganz typisch ein römisches Lager“, erklärte Bödecker. Dass in Till einst die Römer lagerten, habe man schon früher vermutet, zum Beispiel aufgrund von Scherben und Münzen. Das erwähnte Oval sei, so Bödecker, wenn es denn aus römischer Zeit stamme, vielleicht ein Amphitheater gewesen. Sollte es mittelalterlichen Ursprung sein, könne es sich auch um die Überreste einer sogenannten „Motte“ (Burg mit einem Erdhügel) handeln. Die Umgebung der Fundstellen liegt auf der Linie des niedergermanischen Limes, einem Grenzwall des römischen Imperiums. Wie die Präsentation zeigte, verlief er von Vinxtbach in Rheinland Pfalz bis an die Nordseeküste bei Katwijk. Dieser Abschnitt soll Teil des bestehenden internationalen UNESCO-Welterbes „Grenzen des Römischen Imperiums“ werden. Der Antrag – gemeinsam mit den Niederlanden - läuft, und wie Bödecker, Limes-Beauftragter des LVR, erklärte, soll die Fundstelle in Till mit aufgenommen werden. Einen weiteren Fund aus Till stellte Marion Brüggler von der Außenstelle des LVR in Xanten vor. Es handelt sich um übereinander gestapelte und gefertigte Messing-Bleche, die  einst Teil einer Armschiene der Rüstung eines Soldaten waren. Der Fund sei besonders, so die Wissenschaftlerin, da man bisher nur drei solcher Messing-Schienen entdeckt habe, aber zahlreiche aus Eisen. Vielleicht war es ein hochrangiger Krieger? Die Schiene ist Teil des großen Puzzles. Der Vortrag der beiden Archäologen gab einen Einblick in die Arbeitsweise der Forscher, interessiert hörten die Besucher zu und stellten auch einige Fragen. Grabungen im eigentlichen Sinn fanden nur wenige statt. Gearbeitet wird mit Luftaufnahmen und geomagnetischen Scans. „Graben heißt ja meist auch zerstören, das wollen wir aber nicht. Wir möchten die Denkmäler bewahren“, so Bödecker. Landwirtschaftliche Maschinen seien hier keine Gefahr, denn die Spuren der Gräben lägen tief genug unter der Oberfläche. Willibert Schümmer, der Vorsitzende des Heimatvereins, bedankte sich im Namen aller für die Informationen mit einem Ostergesteck und betonte, es sei spürbar, dass die Forscher ihre Arbeit mit Leidenschaft machten. Steve Bödecker überreichte dem Verein eine Informationsschrift über die Forschungen zum niedergermanischen Limes.

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