Bedburg-Hau-Louisendorf Louisendorf kämpft um Gold

Bedburg-Hau-Louisendorf · Wenn der Bus mit der Bewertungskommission anrollt, kommt im Dorf leichte Nervosität auf. Hat man alles getan, um einen guten Eindruck zu machen? Sind alle Hecken geschoren? Ist der Rasen gemäht? Wurde das Unkraut gerupft? Hält das Wetter?

 Im strömenden Regen wurden die Mitglieder der Bewertungskommission durch das Dorf geführt.

Im strömenden Regen wurden die Mitglieder der Bewertungskommission durch das Dorf geführt.

Foto: Marc Cattelaens

Ein Fazit vorab: In Louisendorf war alles außerordentlich ordentlich. Das Wetter war grauenhaft.

Bereits zum 14. Mal macht Louisendorf in diesem Jahr beim Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" (früher: "Unser Dorf soll schöner werden") mit. Größter Erfolg waren bislang Silbermedaillen, zuletzt gelang dies vor drei Jahren.

 Hier zeigte sich dann doch mal kurz die Sonne.

Hier zeigte sich dann doch mal kurz die Sonne.

Foto: Evers

Im Bestreben, dieses Mal Gold zu gewinnen, baten Ortsvorsteher Jürgen Graven und Bürgermeister Peter Driessen die Mitglieder der Bewertungskommission in die Elisabethkirche. Das 1860/1861 im neugotischen Stil erbaute Gotteshaus ist der Mittelpunkt des Ortes und zugleich seine größte Sehenswürdigkeit. Bei den Kommisionsmitgliedern dürfte die Kirche alleine schon dadurch gepunktet haben, dass sie Schutz bot vor dem strömenden Regen, der sich just zum Zeitpunkt ihres Besuches über das Pfälzerdorf ergoss.

Bauamtsleiter Dieter Henseler gab der Kommision einige Daten und Fakten an die Hand: Nach dem Erlass der Königlichen Kabinetts-Ordre vom 30. September 1820 über die Genehmigung der Anlage Louisendorf rodeten Pfälzer Bauern den Wald. Die entstandene Kolonie benannten sie nach der preußischen Königin Luise (1776-1810). Heute hat Louisendorf 543 Einwohner und ist 934 Hektar groß. Charakteristisch ist die reißbrettartige Straßenführung mit dem Louisenplatz und der Elisabethkirche im Mittelpunkt. "Einen Bebauungsplan gibt es hier nicht, dafür ist die Bebauung zu dürftig", erläuterte Henseler. Von ehemals 20 Handwerksbetrieben ist nur noch einer übrig geblieben. "Dafür gibt es noch 31 Gewerbebetriebe, die 65 Menschen Arbeit bieten", sagte der Bauamtsleiter.

Beim Rundgang durch das Dorf war der Louisensaal die erste Station. Der ehemalige Bauernhof wurde später zur Schankwirtschaft. Gefeiert wurde dort viel. Besonders zur Kirmes, die war so beliebt, dass die Dorfbewohner sogar noch einen zweiten Saal füllten.

Weiter ging es über den Louisenplatz mit seinen alten Bauernhäuser. Das älteste gehörte einmal der Familie Schliemann, es wurde 1824 mit einem Walmdach gebaut. "Vorne wohnten die Menschen, hinten das Vieh, nur von einer Tür getrennt. So war das früher", erläuterte Ortsvorsteher Graven. Ein Detail: Die Häuser am Louisenplatz haben alle einen Abstand von 11,20 Meter zur Straße.

Weiter ging es zur ehemaligen Kaisereiche, an die heute noch eine Infotafel erinnert. Davor ist ein Mühlstein in die Straße eingelassen. Im weiter strömenden Regen bestaunte die Kommission den 2014 eingeweihten Wappenbaum mit seinen zwölf Wappen, sechs Meter über der Erde, elf Vereine symbolisierend, zuoberst das Wappen des Dorfes. Über die Eichenallee auf dem Friedhof, vorbei am Ehrenmal für die Gefallenen der Kriege, liefen die Kommissionsmitglieder zum Sportplatz. Wie zufällig trainierte dort gerade der Fußballnachwuchs, reinigte die Feuerwehr ihre Schläuche, waren einige Mitglieder der Landjugend zugegen - Louisendorf präsentierte sich als ein Ort, an dem das Miteinander groß geschrieben wird, soziales Engagement an der Tagesordnung ist. Aber Ortsvorsteher Graven verschwieg nicht, dass es auch mal Konflikte geben kann, wie jüngst, als sich Anwohner über zu laute Feiern in der Alten Schule beschwerten und die Gemeinde daraufhin jegliche Veranstaltungen dort untersagte.

Jetzt ist wieder Ruhe in Louisendorf eingekehrt. Bis Mitte Juli, wenn die Sieger des Wettbewerbs verkündet werden. Dann kommt sicher wieder Nervosität auf.

(RP)
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