Entwicklungshilfe „Dank Nepal bin ich wieder begeistert von meinem eigenen Fach – der Logopädie“

Nepal/Bedburg-Hau · Femke van den Broek-Linnartz reiste nach Nepal, um dort Logopäden ihr fachliches Wissen näher zu bringen. Wie sich die Praktiken unterscheiden und welchen Nutzen die Logopädin aus ihrer Reise ziehen konnte.

Femke van den Broek-Linnartz spielt mit einem autistischem Mädchen aus Nepal. Das Begreifen ist wichtig, weiß die Gocherin.

Femke van den Broek-Linnartz spielt mit einem autistischem Mädchen aus Nepal. Das Begreifen ist wichtig, weiß die Gocherin.

Foto: Femke van den Broek-Linnartz

Schon früh war für Femke van den Broek-Linnartz klar, dass sie einmal im Ausland arbeiten möchte. Für das Studium zog die gebürtige Niederländerin daher nach Österreich, später ging es in das benachbarte Deutschland. Dort arbeitet die Logopädin seit 1995 in der LVR-Klinik in Bedburg-Hau, lebt mit ihrer Familie in Goch-Kessel. Doch ihr Wissen wollte sie auch Menschen in einem Entwicklungsland näherbringen.

Nach längerer Suche stieß van den Broek-Linnartz auf „Het Andere Reizen“, eine niederländische Reiseorganisation für Touristen und Ehrenamtler, und entschied sich für eine Reise nach Nepal. Mit ihrem Mann flog die 54-Jährige im Jahr 2019 erstmals in die Hauptstadt Kathmandu, lebte dort bei Einheimischen. Anschließend an ihre zweiwöchige touristische Reise über den Tamang Heritage Trail arbeitete van den Broek-Linnartz für vier Wochen im Special Education and Rehabilitation Center for Disabled Children, einem Zentrum für behinderte Kinder. Dort lernte sie die Logopädin Bimala Bogati kennen, mit der sie über die Jahre den Kontakt aufrechterhielt und mit der sie auch bei ihrer nächsten Reise zusammenarbeiten wollte. In diesem September zog es sie also zu Bogatis neuer Arbeitsstelle – dem Centre for Autism. In dem neuerbauten Zentrum für autistische Kinder war Femke van den Broek-Linnartz die erste Ehrenamtliche. „Mein Ziel war es, mich viel mit den Logopäden auszutauschen und zu vermitteln, dass Kommunikation wichtig für die Kinder ist“, so die Gocherin.

Ihr Wissen aus ihrer Ausbildung zur Logopädin vermittelte van den Broek-Linnartz den drei weiteren Logopädinnen, mit denen sie zusammenarbeitete. Es waren mit die einzigen Sprachheilkundler in Nepal, eine von ihnen habe ausschließlich einen Online-Kurs belegt. Statt die Kinder zum Reden zu zwingen, vermittelte die deutsche Logopädin, dass man ihnen Freiheiten bieten und ihre Interessen verfolgen müsse. Dabei sei es wichtig, Gegenstände zu finden, die das Kind auch interessant findet. Als geschlechtstypische Beispiele nennt van den Broek-Linnartz Puppen für Mädchen und Bälle für Jungs. Durch das Interesse an den Gegenständen wird Aufmerksamkeit und Motivation erregt. Statt extrinsischer wird intrinsische Motivation erzeugt.

Die Logopädin erzählt auch, dass die Mitarbeiter vor Ort den Kindern meist eher Bilder statt Gegenstände präsentiert haben. Dass also zum Beispiel statt einer echten Hose nur ein Bild des Kleidungsstücks gezeigt wurde. Auch habe man den Kindern statt einer Spielzeugkatze Spielzeugdelfine in die Hand gegeben. Doch laut van den Broek-Linnartz sei es wichtig, ihnen Gegenstände aus ihrer realen Lebenswelt zu präsentieren. Dadurch sind sie nah- wie greifbarer und die Kinder haben eine höhere Motivation, mit den Objekten zu arbeiten.

Durch van den Broek-Linnartz‘ Verbesserungsvorschläge habe man erkannt, dass das Sprechen den Kindern Spaß machen soll und dass man mit Zwang nicht weiterkomme. Ihre Ideen seien immer umgesetzt worden. „Die Leute dort haben mir zwei Wochen lang das Gefühl gegeben, dass es toll ist, dass ich da bin. Egal, was ich gemacht habe. Das war sehr schön“, beschreibt die Gocherin ihre Erlebnisse in Nepal.

Aus ihrer Reise konnte Femke van den Broek-Linnartz viele Kenntnisse insbesondere für sich selbst mitnehmen. Die wichtigste davon: „Dank Nepal bin ich wieder begeistert von meinem eigenen Fach – der Logopädie.“ In ihrer Heimat habe sie Zweifel an ihrem Beruf gehabt, doch vor Ort habe sie gemerkt, dass die Logopädie ihre Leidenschaft ist. „Die Leute dort sind so motiviert, so enthusiastisch.“ Auch die Dankbarkeit, die van den Broek-Linnartz entgegen gebracht wurde, habe sie begeistert. „Mir hat die Reise total gefallen. Sie war auch sehr intensiv. Man riecht viel, man hört viel, man sieht viel“, berichtet die Logopädin. Sie wünscht sich, dass auch andere Personen ähnliche Erfahrungen durch ein Ehrenamt erleben. Egal ob aus dem sozialen oder handwerklichen Bereich.

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