Niederrhein/Münster Leisners Vermächtnis zur Versöhnung

Niederrhein/Münster · Das Sonderpostwertzeichen zum 100. Geburtstag des Seligen ist im Rahmen einer Feierstunde in der Aula des Bischöflichen Priesterseminars Borromaeum in Münster präsentiert worden. Bischof Genn dankte allen Beteiligten.

 Nach der Vorstellung der Karl-Leisner-Briefmarke: Bürgermeisterin Beate Vilhjalmsson (Münster), Bischof Dr. Felix Genn, Monika Kaiser-Haas, Ministerialdirektor Dr. Bruno Kahl und Pfarrer Benedikt Elshoff (von links nach rechts).

Nach der Vorstellung der Karl-Leisner-Briefmarke: Bürgermeisterin Beate Vilhjalmsson (Münster), Bischof Dr. Felix Genn, Monika Kaiser-Haas, Ministerialdirektor Dr. Bruno Kahl und Pfarrer Benedikt Elshoff (von links nach rechts).

Foto: Bistum Münster

Auf Einladung des Bischofs von Münster, Dr. Felix Genn, ist in einer Feierstunde in der Aula des Bischöflichen Priesterseminars Borromaeum in Münster das Sonderpostwertzeichen zum 100. Geburtstag des Seligen Karl Leisner offiziell vorgestellt worden. Der Bischof erinnerte in seinem Begrüßungswort an die heimliche Priesterweihe Karl Leisners im Konzentrationslager (KZ) Dachau. Leisner habe "ein unglaubliches Zeugnis für die Kraft des Evangeliums" gegeben.

Der Dank des Bischofs galt allen, die an der Herausgabe der Briefmarke vom Anfang bis zum Ende beteiligt waren. Die Vizepräsidentin des Internationalen Karl-Leisner-Kreises (IKLK), Monika Kaiser-Haas, berichtete als Nichte über das Leben ihres Onkels, der auf der Briefmarke als Diakon im KZ Dachau zu sehen ist. Oft habe man in der Familie über ihn gesprochen, beispielsweise von seinem frühen Erkennen der Kirchenfeindlichkeit und des verbrecherischen Charakters des Nationalsozialismus.

Dann schilderte Monika Kaiser-Haas das Martyrium des Seliggesprochenen und die Entstehung des Fotos im Pullover, mit dem der Gefangene auf der Briefmarke dargestellt ist. Am 29. Juli 1945 habe der damals 30-jährige Tuberkulosekranke nach der Befreiung aus dem KZ in sein Tagebuch geschrieben: "Segne auch, Höchster, meine Feinde!" Dieses Vermächtnis sei auf der Briefmarke zu lesen. Es sei ein Appell zur Versöhnung der Völker in einem christlichen Europa.

Ministerialdirektor Dr. Bruno Kahl überbrachte die Grüße des Bundesfinanzministers Dr. Wolfgang Schäuble, in dessen Vertretung er die Sonderbriefmarke vorstellte. "Die Briefmarke ist Botschafterin unseres Landes und unserer Kultur. Und dazu gehören die christlichen Wurzeln unseres Gemeinwesens", sagte er. Der Widerstand christlicher Märtyrer gegen das NS-Regime gehöre zu den kostbarsten Schätzen der Tradition. "Dieser Menschen und ihrer Grundsätze und Prinzipien können wir uns nicht oft genug und dankbar genug erinnern." Mit der Ausgabe der Briefmarke wolle man das Gedenken an Karl Leisner aufrechterhalten und an das Wirken und die Ziele dieses außergewöhnlichen Kirchenmannes erinnern. Aus rund 500 Themenvorschlägen würden rund 50 Postwertzeichen pro Jahr ausgewählt. Die Briefmarke wurde in einer Auflage von mehr als vier Millionen Stück seit dem 5. Februar zum Verkauf ausgegeben. "Das sind vier Millionen Zeichen für den Glauben und gegen das Unrecht", sagte Ministerialdirektor Dr. Bruno Kahl, der dann die roten und weißen Alben mit den Erstdrucken des neuen Sonderpostwertzeichens zunächst an Bischof Genn und anschließend an Persönlichkeiten des IKLK und des kirchlichen und öffentlichen Lebens, darunter auch an die Bürgermeister von Kleve und Rees, überreichte.

Auch der Präsident des IKLK, Pfarrer Benedikt Elshoff, erinnerte an die vielfältigen, jahrelangen Bemühungen, eine Karl-Leisner-Briefmarke zu ermöglichen. Nun sei das Ziel erreicht. Er sprach dafür allen seinen tief empfundenen Dank aus.

(stw)
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