Bruchoperationen im Leisner-Klinikum Kleve Wenn der Bauch bricht

Goch/Kevelaer/Kleve · Mehr als 450 Mal im Jahr werden am Katholischen Karl-Leisner-Klinikum Hernien chirurgisch behandelt. Die Technik entwickelt sich immer weiter. Auch Patienten im hohen Alter wird mittlerweile eine Behandlung empfohlen.

 Frank Müller leitet die Klinik für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie am Wilhelm-Anton-Hospital Goch, Marienhospital Kevelaer und St.-Antonius-Hospital Kleve.

Frank Müller leitet die Klinik für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie am Wilhelm-Anton-Hospital Goch, Marienhospital Kevelaer und St.-Antonius-Hospital Kleve.

Foto: KKLE

 Von einem Leistenbruch haben fast alle schon gehört. Von Hernien weniger. Dabei ist der Leistenbruch nur einer der bekanntesten Arten einer Hernie. „Eine Hernie ist ein Eingeweidebruch: Bauchfell oder Eingeweide treten durch eine Lücke, die Bruchpforte, aus der Bauchhöhle hervor. Meist bildet sich dann eine von außen sichtbare Wölbung“, sagt Frank Müller. Er ist seit April 2019 Chefarzt des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums. Seit März 2020 leitet er die Klinik für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie auch standortübergreifend – am Wilhelm-Anton-Hospital Goch, Marienhospital Kevelaer und St.-Antonius-Hospital Kleve. „Es gibt ganz verschiedene Weichteilbrüche – Nabelbruch, Leistenbruch, Zwerchfellbruch, Narbenbruch. Voraussetzung für die Entstehung einer Hernie ist eine Schwachstelle in der Bauchwand. Diese kann angeboren oder erworben sein, etwa durch eine Operation. Aus einer Schwachstelle kann sich im Laufe der Zeit ein Bruch entwickeln. Es gilt aber: Ohne Schwachstelle kein Bruch“, sagt Müller.

Mit mehreren Hunderttausend Operationen im Jahr gehören Hernien rein quantitativ zu den wichtigsten chirurgischen Indikationen in Deutschland. Am Katholischen Karl-Leisner-Klinikum sind es mehr als 450 Operationen im Jahr. Da die meisten Versorgungen minimalinvasiv durchgeführt werden, sei die Komplikationsrate sehr gering. „Es gibt viele verschiedene Operationstechniken und -materialien, die wir einsetzen. Ganz wichtig: Die Operation muss zum Patienten passen. Die Ausmaße und Eigenschaften des Bruches spielen eine große Rolle, auch die Wünsche und Vorerkrankungen des Patienten. Das ist Maßarbeit“, sagt Müller. Mediziner nennen das den „tailored approach“.

Nach der OP und einer Schonungsphase sei die Behandlung im Prinzip abgeschlossen. „Es gibt aber auch ausgedehnte, für Laien unvorstellbar große Hernien, die mehrere Operationen erfordern“, sagt Müller. Dabei handele es sich jedoch um den kleinsten Teil. „Das sind weniger als ein Prozent aller Hernien. In unserer spezialisierten Klinik machen sie zehn Prozent der Hernien-Operationen aus.“

Die Hernienchirurgie entwickele sich dabei laufend weiter. Es gibt neue Techniken, die Patienten nur gering belasten. „Und neue Materialien wie das Polypropylen, aus dem wir Netze kreieren. Wir empfehlen Patienten deshalb auch im hohen Alter, eine Hernie zu behandeln. Denn die Beschwerden und die Einschränkung der Lebensqualität sind einfach nicht akzeptabel“, sagt der Chefarzt.

Aber kann man Hernien vorbeugen? Bei angeborenen Brüchen nein. Nach Operationen sollte man sich in Absprache mit den Ärzten schonen, zum Beispiel nicht schwer heben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort