Kranenburg Lebensraum für Uferschnepfen erhalten

Kranenburg · 20 bis 25 Brutpaare gibt es jährlich in der Düffel. Ihr Schutz ist eines der Hauptziele des Nabu-Projekts "Grünland für Wiesenvögel". 12, 3 Millionen Euro beträgt die Fördersumme, finanziert je zur Hälfte von der EU und dem Land NRW.

 Dr. Andreas Barkow (l.) und Daniel Doer zeigen auf der Karte, in welchen Gebieten die Wiesenvögel vorkommen und wo Land erworben werden soll.

Dr. Andreas Barkow (l.) und Daniel Doer zeigen auf der Karte, in welchen Gebieten die Wiesenvögel vorkommen und wo Land erworben werden soll.

Foto: Hülser

Leichte Schwierigkeiten hatte eine Wildgans bei der Landung auf dem See — kein Wunder, wer rechnet Ende März schon mit einer Eisschicht auf dem Wasser? Trotzdem sind die ersten Vögel zurück aus ihren Winterquartieren. Ihnen einen guten Lebensraum zu bieten ist eines der Ziele der Nabu Naturschutzstation Niederrhein.

In dem 2012 gestarteten Projekt "Grünland für Wiesenvögel" geht es vor allem darum, die laut Roter Liste vom Aussterben bedrohte Uferschnepfe, die "Königin der Wiesenvögel" und andere Feuchtwiesenvögel in der Düffel zu schützen und ihnen eine Umgebung zu bieten, die den schleichenden Bestandsrückgang aufhält.

"Wir haben jetzt fast halbjährigen Geburtstag", erklärt Julja Koch von der Naturschutzstation. Insgesamt umfasst das von der EU bewilligte und bis 2021 laufende LIFE-Projekt eine Summe von 12,3 Millionen Euro. "Zur Hälfte wird das Projekt von der EU finanziert, die andere Hälfte kommt aus der eigenen Nation, in diesem Fall vom Land NRW. Der Eigenanteil des Nabu beträgt 41 500 Euro", sagt Projektleiter und Biologe Dr. Andreas Barkow. Das Geld wird zum größten Teil zum Flächenerwerb benötigt.

Denn artenreiche Wiesen und Weiden, wie sie die Vögel brauchen, werden immer weniger. Statt blumenreicher Wiesen bestimmen oft begradigte und trockengelegte Flächen das Bild. "Die Landschaft wurde seit Jahrzehnten systematisch entwässert", erklärt Andreas Barkow.

Der Grund dafür liegt in der intensiven Landwirtschaft. Ein Problem für die Bodenbrüter, zum einen, weil sie weiche Böden für die Nahrungssuche brauchen, zum anderen, weil Feinde wie Füchse in solchen Gebieten weniger jagen und damit auch die Überlebenschance der Eier und Jungtiere steigt. Gebiete nach dem Winter länger nass zu halten, indem man beispielsweise Gräben verschließt, ist eines der Ziele des Projekts. Um das zu realisieren, soll Land erworben werden. Und zwar am besten nahe der Stellen, an denen die Vögel bereits leben, denn sie halten über Jahre an ihren Brutplätzen fest.

"Wir brauchen Bewirtschaftung, aber nicht Intensivnutzung", erklärt Projektleiter und Landwirtschaftsökologe Daniel Doer, der für eine "andere Landwirtschaft" wirbt. Von den 3800 Hektar Fläche, die die Düffel umfasst, befinden sich momentan 138 Hektar in öffentlicher Hand. Im Rahmen des Projektes sollen gut 200 Hektar aus dem 750 Hektar umfassenden Schwerpunktbereich erworben werden. "Der Wunsch ist, zusammenhängende Flächen zu erwerben, um Wasserstandsmaßnahmen durchzuführen", erklärt Doer.

Dazu soll Landwirten auch Land im Tausch angeboten werden. Um die genaue Durchführung kümmert sich die "Arbeitsgruppe Flächenerwerb", in der Vertreter des Kreises, der Bezirksregierung, der Landwirtschaftskammer und des Nabu aktiv sind. Das so erworbene Land soll zu einem niedrigen Pachtzins an die Landwirte verpachtet werden, um sie wiesenvogelgerecht zu bewirtschaften. Das heißt beispielsweise Verzicht auf Mineraldünger und Gülle und Schnitt erst im Juni. "Ziel ist eine mosaikartig gestaltete Landschaft. Eine zeitlich und räumlich gestaffelte Nutzung", erklärt Barkow, davon hätten dann auch Bienen und Blumen etwas.

Neben dem Erwerb neuer Flächen soll es im Rahmen des Projekts in den nächsten Jahren auch mehrere Ausblicksplätze in der Düffel geben. Zudem bekommen die Anwohner in Kleve und Kranenburg "Osterpost" mit allen Infos rund um das Projekt.

(RP/rl/jco)
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